Rezension von Marion

Zuerst möchte ich etwas über Isma erzählen. Als beide Elternteile verstorben sind, sind ihre Zwillingsgeschwister gerade erst 12 Jahre alt. Aneeka und ihr Bruder Parvaiz werden nun von Isma versorgt. Sie ist 9 Jahre älter und stellt ihre Ausbildung wegen dieser Aufgabe hinten an. Die muslimische Familie ist seit vielen Jahren in London, hat sich dort sehr gut etabliert. Der Vater war Dschihadist , verließ die Familie aber sehr früh, die Zwillinge kennen ihn gar nicht. 

Als die Zwillinge alt genug sind, und auf eigenen Füßen stehen, will Isma in Amerika studieren. Sie hat ein Stipendium erhalten, dennoch gestaltet sich alles sehr schwierig. Die Taten ihres Vaters werfen ein schlechtes Licht, auch wenn Isma sich immer vorbildlich verhalten hat. Ihr Bruder Parvaiz ist mittlerweile in Syrien, wo er sich dem IS angeschlossen hat, was ihre Seriösität den Behörden gegenüber nicht verbessert. Letztlich bekommt sie aber die Einwilligung und darf einreisen. In den Staaten lernt sie Eamonn kennen, den Sohn des britischen Innenministers Karamat Lone, der wie sie Muslim ist. Eamonn nimmt später in London Verbindung mit Aneeka auf.

Sie studiert Jura, doch wegen ihres Vaters, kann eine Bekanntschaft mit ihr Eamonns Vaters schaden. Aneeka hingegen versucht gerade diese Verbindung auszunutzen, um ihren Bruder zurückzuholen.  Dieser Roman beschreibt sehr gut beide Seiten. Isma integriert sich, will nichts anders als studieren und ihr Leben nach herkömmlichen Prinzipien leben. Sie zieht ihre Geschwister nach diesem Grundsatz auf. Auch die Mutter und die Großmutter haben den Kindern zuvor eine ähnliche Erziehung angedeihen lassen. Ein Vorbild des fanatischen Vaters gab es daher nicht. Doch über Umwege erreicht Parvaiz dann doch alles, und er beginnt gefallen an dem zu finden, lässt sich einspannen.

Aneeka ist für mich die Person die am zerrissensten ist. Sie findet auf der einen Seite gefallen am westlichen Denken, sie will Juristin werden. Kann den Bruder aber auch nicht fallenlassen. Die Autorin bringt die Diskrepanz, den Zwiespalt der daraus entsteht, sehr gut zur Geltung. Ein schwieriges Thema, dass die Welt beschäftigt, einfühlsam, aber dennoch direkt erzählt. Dieser Roman hat mich sehr bewegt. Die Autorin bringt brisante Themen anschaulich auf den Punkt am Beispiel einiger Menschen. Ein tolles Werk!