Rezension von Mona
Inhalt
„Die Zeuginnen“ ist eine dieser Fortsetzungen, die nie angedacht waren, aber von den Fans erwartet wurden. Fanservice also. Und auch ich bin einer dieser Fans vom Report der Magd; eine Fortsetzung hatte ich nie erwartet, geschweige denn im Kontext zur Geschichte wirklich gebraucht, dennoch wollte ich den Folgeband unbedingt lesen, da ich alles begierig aufsauge, was der Autorin aus der Feder tropft.
„Die Zeuginnen“ ist demnach zum einen die Entstehungsgeschichte von Gilead und die Vorgeschichte zum Report der Magd und gleichzeitig aber auch das große Ende des totalitären Staats. Margaret Atwood verwebt hier ganz geschickt Vergangenheit und Gegenwart, Lüge mit Wahrheit und Schein mit Sein. Und das aus drei Perspektiven. Wir lernen Frauen kennen, die enteignet und als wertlos erachtet werden, gleichzeitig welche, die als Waffe missbraucht werden, die Freiheit ist hier sehr schwer erkauft. Eine zentrale Rolle spielt hierbei eine Figur, die wir im Vorgänger schon kennengelernt haben, aber eher aus der Distanz. Nicht, weil sie nicht wichtig war, sondern weil das ihre Rolle war. Hier wird diese Rolle weiter definiert und ausgebaut.
Ich muss mich hier eher kryptisch ausdrücken, weil es mir wichtig ist, dass jeder die Zusammenhänge und die Entwicklungen selbst erlebt und ich nichts vorweg nehme. Die Geschichte ist sehr intelligent komponiert, nicht frei von Schwächen, aber gibt insgesamt einen gelungenen Überblick über Gilead und zeigt außerdem eine Außenperspektive, die ich als sehr spannend empfand.
Zudem fliegt man gefühlt durch die Geschichte und das ist gleichzeitig mein größter Kritikpunkt an der Fortsetzung. Ob es nun an der Übersetzung lag oder Margaret Atwood ihren Schreibstil entwickelt hat, vermag ich nicht zu beurteilen, Fakt ist aber, dass ich die Autorin, die ich aus zahlreichen Büchern kenne, hier nur schwer herauslesen konnte. Keine Spur von der Distanziertheit und Ruhe, die ihren Schreibstil auszeichnet, kaum Sätze, die man verewigen möchte. Das ganze wirkte auf mich eher wie rasantes Drama, gespickt von Actionszenen, weder nah genug an den Figuren, noch tief genug in den Köpfen. Stattdessen möglichst viele Plot-Twists, um den Leser bei der Stange zu halten und größtmöglich zu unterhalten. Woran das liegen mag bleibt zu spekulieren, aber mir persönlich ist es doch eher unangenehm aufgefallen und im Gedächtnis geblieben.
Fazit
Wer sich daran nicht stört oder gar eine rasantere und oberflächlichere Schreibe bevorzugt, wird aber sich viel Vergnügen mit dem Buch haben. Ich hatte es zum Teil ja auch, werde das Buch aber nicht als würdige Fortsetzung erachten, sondern als Zusatz. Dafür ist mir der Report der Magd viel zu wichtig.