Rezension von Mona

Inhalt

Maria Bachmann erzählt in ihrer Autobiographie, in wie weit traumatische Erlebnisse ihrer Kindheit sie bis heute beeinflussen; in einem Leben als renommierte deutsche Schauspielerin. Dabei gliedert sie innerhalb der Erzählung ihr Leben in die Abschnitte Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter und schildert den Werdegang von einem braven Mädchen, das versucht es allen rechtzumachen und nicht anzuecken, bis hin zu einer depressiven Erwachsenen, die einen weiten Weg gehen musste, um sich ihren Dämonen stellen zu können.

Der Titel entspricht wohl einer Phase, die viele schon einmal gehört oder gesagt bekommen haben dürften und somit ein großes Identifikationspotenzial bietet. Mich hat aus pädagogischer Sicht vor allem der Erziehungsstil der Eltern interessiert, der dazu führte, dass die Autorin innerlich so gebrochen wurde. Und auch wenn sie von einer Freundin erzählt, deren Mutter Liebe und Fürsorge als probates Mittel der Erziehung nutzte, so scheinen doch die Bachmanns typisch für eine Generation, die sich emotional und wirtschaftlich vom Krieg erholen musste. Ihre Erziehungsgrundsätze waren im Groben: Pass‘ dich an, fall‘ nicht auf, arbeite hart, sei zufrieden mit dem, was du hast, gib‘ anderen Leuten keinen Grund, über dich zu reden und denke nicht du seiest etwas Besonderes. Bei Zuwiderhandeln wurde zur körperlichen Gewalt gegriffen.

Keiner dieser Grundsätze geht konform mit denen einer jungen Frau, die sich selbstverwirklichen möchte und dabei nicht den üblichen Weg geht und in die Provinz zurückkehrt oder in ihr bleibt. Die Autorin war immer passionierte Musikhörerin, schwärmte für Thomas Gottschalk und seine damalige Radiosendung und erkor einen ganz anderen Weg für sich aus, als den, den ihre Eltern in ihr sahen. Sie begann eine Liebschaft mit einem deutschen Rockstar, der jedem bekannt sein dürfte und fand allmählich ihren Platz in der Welt. Doch trotz dieser Fortschritte sagt sie von sich selbst:

„Ich hatte vieles erreicht, wovon ich als Kind gar nicht hätte träumen können. Ich war der Provinz entkommen, unserem Haus, meinen Eltern. Und doch war ich nicht frei.“  (S. 15)

Die Autorin öffnet sich dem Leser und lässt uns recht nah an sie heran, ermöglicht uns einen tieferen Einblick in ein Leben, das von außen nahezu perfekt wirken mag. Gleichermaßen erzählt sie, wie der Umgang mit einem (Kindheits-) Trauma einer Abwärtsspirale gleicht, immer in der Lage, sie in bestimmte Situationen zu katapultieren und an Dingen festhalten zu lassen, die ihr eingetrichtert wurden:

„Die Frau in mir, die die Situation hätte retten können, war wahrscheinlich schon zurück nach München gefahren und hatte die mundtote Jugendliche und das Kind […] hier gelassen.“ (S. 244).

Fazit

Die Autorin, die hauptberuflich Schauspielerin ist, war mir vor der Lektüre tatsächlich kein Begriff. Nun habe ich trotzdem das Gefühl, sie ein wenig kennengelernt zu haben und zolle ihr (und jedem anderen in der Situation) meine Bewunderung bezüglich des Weges, den sie gegangen ist, trotz der Steine, die ihr in den Weg gelegt wurden. Nicht nur aus pädagogischer Sicht ist diese Lektüre erhellend und lohnenswert. Ich denke, dass sich hier viele Menschen drin wieder finden dürften und auch wenn nicht, dass es zumindest ein gutes Bild von der komplexen Bedeutung der Erziehung hat. Auch wenn man natürlich nicht erwarten darf hierin den Schlüssel dafür zu finden, wie man es richtig macht. Denn letztendlich erzählt hier keine Fachfrau, sondern eine Betroffene.