Rezension von Mona

Die Autorenentdeckung schlechthin war für mich vor einigen Jahren Mariana Leky. Kaum eine/r versteht es so gut, Tragik und Komik miteinander zu verbinden und beides derart gut auszubalancieren, dass man sich nie in die eine oder andere Richtung erschlagen fühlt. Man klappt das Buch zu und hat das Gefühl, etwas sehr Gehaltvolles gelesen zu haben, ohne dass man es sich hat erarbeiten müssen und obendrauf hatte man eine wahnsinnig gute Zeit.

Nun wartet der Dumont Verlag mit einer Kolumnen-Sammlung auf, die Texte enthält, welche die Autorin zuvor im „Psychologie Heute“ Magazin veröffentlich hatte. Kleine Fragmente, die sich vor allem mit zwischenmenschlichen Beziehungen und anderen potenziellen Kummerlieferanten beschäftigen. Dabei haben allerlei, sagen wir, bemerkenswerte Charaktere ihren Gastauftritt. Oder sogar einen Auftritt im Rampenlicht, denn ohne sie ginge es nicht. Und dabei macht Leky so scharfe und pointierte Beobachtungen, sowohl an sich selbst, als auch an ihren Co-Stars und zieht so feine Erkenntnisse, dass die Kolumnen in einem psychologischen Magazin vermutlich sehr gut aufgehoben sind und es sich auch in dieser Form, lose versammelt und mehr oder weniger zusammenhanglos, allerlei Weises und Hilfreiches und Herzliches daraus gewinnen lässt.

Und wer glaubt, dass man mit einem Buch namens „Kummer aller Art“ keine gute Zeit haben kann, der könnte falscher nicht liegen. Ich nahm das Buch in einer belastenden und stressgeprägten Zeit zur Hand in dem Wissen, dass, egal wie viele unschöne Parallelen es zu meiner eigenen Situation geben würde, die Autorin mir einen Dreh geben würde und mich mit einem guten Gefühl wieder ziehen lassen würde. Und genau so war es. Ich habe mich in die Figuren verliebt, in die teilweise wirklich skurrilen Situationen und ich wollte beides nicht verabschieden. Vor allem wollte ich die Fähigkeit der Autorin nicht gehen lassen, unglaublich vielen, niemals platten Humor in scheinbar alltägliche Begebenheiten zu legen und die Figuren Dinge sagen zu lassen, die gleichzeitig so alltäglich wirken und die es dennoch in der Realität nie-niemals geben kann, weil so herrlich bizarr. Vielleicht wirken diese Gesprächsfetzen auch in der Realität anders, weil sie nicht so pointiert erzählt sind, aber in Mariana Lekys Schreibe bietet sich auf jeder Seite zumindest so viel Potenzial, um vergnügt zu schmunzeln, wenn nicht gar leicht verschämt in der Öffentlichkeit zu lachen.

„Die Angst hat nicht Medizin studiert – allein für diesen Satz möchten wir Gertrud mit einem Verdienstkreuz dekorieren. Angst gibt vor, sich mit allem auszukennen, alles studiert zu haben, aber ihre ganzen Abschlusszeugnisse sind gefälscht.“ (S. 28)

Also, und das möchte ich bitte in Stein meißeln, meinen Kummer aller Art möchte ich nur noch in Mariana Lekys Hände gelegt wissen, denn eine bessere Medizin gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nicht.