Rezension von Mona

Inhalt

„Sal“ ist der Debütroman des walisisch-englischen Autors Mick Kitson, der aktuell in Schottland lebt, wo auch unser Roman seinen Schauplatz hat; in den Highlands. Auf jeder Seite seines Buches spürt man eine sehr stark ausgeprägte Liebe für die Natur, was sich auch in seinem Hobby, dem Fliegenfischen, widerspiegelt.

Worum geht es in „Sal“?

Die 13-jährige Sal und ihre 9-jährige Schwester Peppa fliehen in die Wildnis, nachdem Sal nach jahrelangem Missbrauch durch den Stiefvater und die Vernachlässigung durch die Mutter ersteren ersticht. Aus Angst davor, von ihrer Schwester getrennt zu werden, hat sie diese Tat über längere Zeit geplant und bis aufs kleinste Detail durchdacht.

Und so kommen wir auch schon zur Charakterisierung Sals. Sal ist ein überdurchschnittlich intelligentes Mädchen, sie hat ein großes Talent für technische und logisch-analytische Vorgänge, hat dennoch bis vor der Zeit des Vorfalls eine Sonderschule besucht, weil sie vermeintlich zurückgeblieben ist und auf ihre Mitschüler „seltsam“ wirkt. Innerhalb des Romans spielen diese Defizite oder vermeintlichen Defizite aber keine große Rolle. Was allerdings deutlich wird ist, dass Sal oftmals auffällig emotionslos handelt, zu ihren Gefühlen erhalten wir nur durch ihr Verhalten Zugang, wenn überhaupt. Und durch ihre tiefe Verbundenheit und ihr Pflichtgefühl gegenüber ihrer kleinen Schwester.

„Ich habe mich immer um Peppa gekümmert, wenn sie krank war, und als sie noch ein Baby war, habe ich ihr Calpol gegeben, wenn sie Zähne bekam oder Fieber hatte, und da war ich gerade mal vier, aber Maw kriegte es einfach nicht hin. Manchmal, weil sie zu betrunken war, und manchmal, weil sie Panik bekam und heulte, wenn eine von uns krank war oder sich verletzt hatte, und dann betrank sie sich und schlief.“ (S. 150)

Wenn es darum geht, ihre Schwester zu beschützen, entwickelt Sal eine oft nicht nachvollziehbare oder nicht gesellschaftsfähige Moral, die dem Leser befremdlich vorkommen mag, dennoch ist es schwer, das Mädchen in irgendeiner Form zu verurteilen.

Rezension

Bevor ich das Buch begann, habe ich eine Leserstimme gehört, die das Buch als Geschichte über eine wahnsinnig starke Protagonistin beschrieb. Und ja, zweifelsohne ist Sal eine starke Figur, die man vermutlich auch nicht so einfach vergisst. Für mich allerdings war es viel mehr ein Buch über eine verlorene Kindheit, über ein Mädchen, das niemals die Chance hatte, unbeschwert zu sein und nur Sorgen und Pflichtgefühl kennt, daher habe ich die Geschichte eher als wahnsinnig tragisch empfunden.

Auf der anderen Seite, was vermutlich auch damit zusammen hängt, dass Sal ein eher emotionskühler Mensch ist, ist die Geschichte nicht schwermütig. Die Dialoge zwischen den beiden Schwestern verleihen ihr im Gegenteil oftmals eine Leichtigkeit und man vergisst schnell, dass zwei junge Mädchen nicht auf sich allein gestellt bei kalten Temperaturen im Wald leben sollten. Sal lässt es den Leser vor allem aber auch sehr schnell vergessen, da sie sich ein wahnsinnig ausgeprägtes Wissen darüber angeeignet hat, wie man sich in einem Wald selbst versorgt und überlebt. Hier setzt aber wieder die Tragik ein; denn Sal ist ein Mädchen, das ihr ganzes Leben lang überleben musste und sich Strategien zurechtgelegt hat, wie sie nicht zugrunde geht. Allein aus Pflichtgefühl ihrer Schwester gegenüber.

Fazit

Wer Sal kennenlernen möchte, sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Themen Survival und Naturliebe einen sehr großen Stellenwert in diesem Roman einnehmen und die Essenz des Buches ausmachen. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!