Rezension von Mona
Inhalt
Die Prämisse von Paul Beattys „Der Verräter“ ist wohl so genial wie einzigartig; ein dunkelhäutiger Mann führt Sklaverei und Rassentrennung wieder ein und macht sich damit zum Feind der amerikanischen Gesellschaft, löst Entsetzen und Empörung aus.
Das vorherrschende Thema in diesem Buch ist, natürlich, Rassismus. Rassismus in sämtlichen Facetten und Ausprägungen. Rassismus unter Menschen, die als nicht privilegiert gelten und sich gegenseitig mit Ablehnung strafen und Menschen, die aufeinander hinabblicken, einfach, weil es gesellschaftlich so sein soll.
Zu Anfang beschreibt der Protagonist die Beziehung zu seinem Vater, die, ungeachtet dessen dass beide sich immer als zweitrangig in der Gesellschaft fühlen müssen und somit schon schwierige Voraussetzungen haben, absolut abgefahren ist. Der Vater, der seinen Sohn als pädagogisches und psychotherapeutisches Versuchskaninchen missbraucht, wird irgendwann durch Polizeigewalt getötet und hinterlässt seinen Sohn auf sich gestellt mit dem rebellischen Gedankengut seines Vaters im Herzen. Angetrieben davon, entwickelt sich aus dem Jungen, mit dem der Leser stark anfänglich stark mitgefühlt haben dürfte, ein Mann, der sich sämtlichen Konventionen widersetzt und seine eigene Revolte gegen das System führt.
Fazit
So faszinierend diese Prämisse ist, so anstrengend war es auch, zu dieser vorzudringen. Ich hatte während des Lesens ständig das Gefühl, nicht die geringste Ahnung zu haben, wovon der Autor eigentlich spricht und was er uns sagen will. Das liegt daran, dass vorausgesetzt wird, dass der Leser sich komplett in diese Umstände und die Szenarien hineindenken kann, weil er einfach das Grundverständnis für die Kultur und den Slang hat. Für Amerikaner mag das stimmen, für mich war es eine einzige Arbeit, dem Autor zu folgen. Ein Großteil der Geschichte besteht aus reiner Erzählung und Wertung, die sich wahnsinnig hasserfüllt lasen und keinen positiven Schimmer zuließen (was angesichts des Themas und des Statements, das gesetzt werden sollte, natürlich absolut nachvollziehbar ist). Dialoge sind hier sehr rar gesät und wenn, dann lockern sie die Geschichte zumindest dahingehend auf, dass man am Ball bleiben möchte. Mit meinem sehr distanzierten und vom Autor nicht aufgeklärten Blick auf das Erzählte artete das Ganze einfach nur in Arbeit aus. Und zwar Arbeit, die sich nicht unbedingt gelohnt hat, da ich nicht das Gefühl hatte, aufgrund des fehlenden Verständnisses viel mitgenommen zu haben.