In der Übersetzung von Stefan Pluschkat

Rezension von Mona

Inhalt

Wenn es etwas gibt, was mich mindestens genauso sehr begeistern kann, wie Sprachbilder und Metaphern, dann sind es Illustrationen, die den Geist mit auf die Reise nehmen und ihn dazu einladen, tiefer zu tauchen, abseits des Gezeigten zu forschen. Und eine Stimmung einfangen, ein Gefühl, vor welchem der Betrachter sich nicht wappnen kann. All das trifft auf die Kunst von Simon Stalenhag zu. Jedes seiner aktuell erschienenen Werke war meisterhaft für sich; mystisch, melancholisch, ambivalent – denn: gleichzeitig traurig und dennoch wunderschön in seiner Traurigkeit, gleichzeitig realistisch und, wie ich empfand, surrealistisch und nicht greifbar. Ein gedrucktes Buch, dessen Bilder fotorealistisch auf den Augenlinsen tanzen und im selben Moment sehr viel Ruhe und Beständigkeit ausstrahlen.

„Das Labyrinth“ wird als illustrierter Roman bezeichnet, ich habe es eher als Novelle gelesen, denn die Geschichte ist sehr kompakt, sehr vage und deutet mehr an, als sie wirklich aus erzählt. Sowohl die Welt, als auch der Plot und die Figuren verbergen wahrscheinlich mehr, als wir greifen können. Und das macht meiner Meinung nach den Reiz aus, denn obwohl die Bilder monumental sind, man geradezu an ihnen festkleben kann, geben sie nie alles preis. Und der bildbegleitende Text unterstützt, lässt aber immer noch viel Raum für Spekulationen und Fantasie.

Was allen Werken zudem gemein ist, ist dass es einen unsere Welt verändernden Vorfall oder eine Entwicklung gab, die aus heutiger Sicht futuristisch wirken. Zumindest war das mein Empfinden. Und sich nicht auf die Handlung konzentrieren, sondern auf die Protagonisten. Und einer dieser Protagonisten ist immer die Landschaft selber, die einen bedeutsamen Raum erhält.

„Das Labyrinth“ spielt sich unterirdisch ab, die Oberfläche ist nur mit besonderen Schutzmaßnahmen betretbar, da die Atmosphäre toxisch verseucht worden zu sein scheint. Wir begleiten zwei Figuren, die das sie umgebende Mysterium nur allmählich, aber sicher nicht gänzlich, entblättern. Die Sequenzen fühlen sich klaustrophobisch, traumähnlich und irgendwie bedrohlich an. Für diese Bedrohlichkeit bedarf es teilweise Szenen mit nur einem scheinbar banalen Gegenstand, der im Fokus ist, um eine Atmosphäre zu kreieren, die unheilvoll wirkt, etwas anzukündigen oder zu verbergen scheint. Und was diesen Kurzroman insbesondere auszeichnet ist, dass er noch mehr mit Andeutungen und Hinweisen arbeitet, schärfer in seiner Beklemmung und angekündigten Gefahr ist.

Eine Parallele, die sich aufgrund des minimalen Figurencanons und der starken Begrenzung des Raumes aufdrängt, ist sicher eine Situation, die wir alle notgedrungen die letzten Jahre miterleben mussten. Eine Isolation, Entfremdung und Gefahr, die durch unser soziales Gefüge ausgelöst wird, welches wir naturgemäß so sehr brauchen. Und obwohl diese neuzeitliche Extremsituation unsere Gesellschaft unumstritten geprägt haben wird, hat sie jeder unterschiedlich (intensiv) wahrgenommen. Ich denke aber, dass das Gefühl, das die Geschichte transportiert, eine Variante dieser Wahrnehmung sehr gut widerspiegelt.

Fazit

Ich habe bislang jedes Werk des Autoren für sich wahnsinnig genossen und in mein Herz geschlossen, „Das Labyrinth“ bildet da keine Ausnahme, auch wenn die Ruhe hier teilweise durch eine sehr drastische Erzählweise durchbrochen wird, die sich permanent zuspitzt.