Rezension von Mona

„Jeder hat seine Geschichte, von Krankheit und Tod, jeder hat seine Verluste, seine schwarzverästelten Bilder, die nicht verblassen.“ (S. 9)

Bereits vor zwei Wochen habe ich das Buch ausgelesen, doch noch heute fällt es mir schwer, in Worte zu fassen, was das Erzählte mit mir gemacht hat..

In „Sterben im Sommer“ beschreibt die deutsche Autorin mit ungarischen Wurzeln vom Ableben ihres Vaters nach schwerer Krankheit; davor, währenddessen und danach. Sie erzählt davon, wie es sich anfühlt, die Gegenwart des Todes zu spüren, wenn der geliebte Mensch noch am Leben ist und trotzdem mit allen Kräften an diesem Leben festzuhalten, so als würde das etwas verändern. Sie beschreibt Szenen, Gedanken und Wünsche, mit denen sich jeder auseinandersetzen muss, der einen Verlust erleidet. Ich hatte ständig das Bedürfnis, ein gewaltiges „JA!“ in Rot an den Rand zu schreiben, weil sie Dinge auf den Punkt gebracht hat, die ich nicht ansatzweise in Worte hätte fassen können.

Als ich das Buch aufschlug, vertiefte ich mich sofort in die Lektüre und es brauchte etwa 30 Seiten, bis ich realisierte, dass mich die Autorin komplett für sich eingenommen hatte. Dass sie mit der Sprache malt und Bilder kreiert, die wie ein Pfeil ins Herz treffen und verewigt werden möchten. Ich bin sehr anfällig dafür, mich in schöne Metaphern und Umschreibungen zu verlieben und das geschah hier auf den ersten Seiten. Mir wart dort bereits klar, dass das nicht das einzige Werk der Autorin für mich bleiben würde.

Denn jeder kennt vermutlich ein davor, währenddessen und ein danach und kann ein Lied davon singen, wie unterschiedlich und intensiv diese Phasen sein können. Dass es dauern kann, bis man wieder zu sich selbst findet, weil der Verlust die Zügel in die Hand nimmt.

„Für uns geht in diesen Sommertagen etwas zu Ende, die Krankheit schneidet durch unser Leben, der Tod schneidet schon durch unser Leben, etwas müssen wir loslassen, in dieser sich weiterdrehenden Welt müssen wir etwas verlassen und hergeben.“ (S. 22)

Zsuzsa Bánk ist das Kind ungarischer Eltern und verbringt jeden Sommer mit ihrer Familie in der elterlichen Heimat. Ihr Vater lässt es sich, vorallem nach seiner traurigen Diagnose, nicht nehmen, auch seine letzten Sommer dort zu verweilen. So verbinden sich Krankheit, Tod, Urlaub, Krankenhausaufenthalte, Verlust, Abschied und Erinnerungen zu einem festen Knoten, der seine Zeit braucht, um sich entwirren zu lassen.

Fazit

Die Autorin lässt uns teilhaben an schönen, ausgiebigen Urlauben. Genauso wie an Urlauben, die immer von Gedanken an den unweigerlich bevorstehenden Verlust beschattet werden. Dabei zeichnet sie ein wunderschönes Bild der Urlaubsresistenz und elterlichen Heimat, schenkt uns also auch lichte Momente inmitten all der Traurigkeit.

Und sie bringt uns ihren Vater nahe, ein Mann, dessen Ableben ich alleine durch Bánks Schilderungen stark betrauert habe und nur allzu gut nachvollziehen konnte, wie sie und ihre Familienmitglieder gefühlt haben, als sie ihn gehen lassen mussten. Denn mit diesem Buch hat sie nicht nur das Sterben im Sommer beschrieben, sondern ihrem Vater gleichzeitig eine Hommage gesetzt.