Im Zusammenhang mit dem Klimawandel kommen Rinder meist nicht gut weg. Schließlich pupsen sie als Wiederkäuer ziemlich viel Methan in die Luft – und das ist 25mal klimaschädlicher als Kohlenstoffdioxid, das bekannteste Treibhausgas. Doch ist das wirklich so? Sind Rinder so schädlich für das Klima? Dr. Anita Idel, Tierärztin, Mitbegründerin einiger Netzwerke und Gesellschaften, Dozentin an drei unterschiedlichen Hochschulen, bzw. Universitäten und Autorin dieses Bandes, meint: Nein, das ist falsch. Im Gegenteil, Rinder können sogar dazu beitragen, die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen! Und warum das so ist, erläutert sie in diesem Buch. Ursprünglich in erste Auflage schon im Jahr 2010 veröffentlicht, wird es mittlerweile in der siebten Auflage herausgegeben.

Der Band ist in 20 Kapitel untergliedert, die nochmals aus Unterkapiteln bestehen, welche eine bis wenige Seiten lang sind. Nach zwei Vorworten unterschiedlicher Personen und einer kurzen Einleitung werden im ersten Kapitel die Verdauung der Rinder und die neuere Geschichte der Ernährung der Rinder in Deutschland erläutert. Kapitel zwei befasst sich mit der Frage, ob man die Welt ökonomisch wirklich in Bezug auf ihre Kosten messen kann. Es folgen Kapitel zu den Systemen auf der Erde, ein Plädoyer, wie wichtig Rinder sind, eine Aufklärung darüber, dass Kühe – ganzheitlich gesehen – vergleichsweise wenig Methan emittieren, Vergleiche mit der Vergangenheit, Erläuterungen zu Hirtenvölkern und ein Blick in die Wanderhaltung früher und heute. Im Anschluss daran werden verschiedene Personen vorgestellt, die Kühe klimafreundlich halten. Im Anhang sind u.a. Nachwort, ein sehr umfassendes Literaturverzeichnis und ein ebenso umfassendes Endnotenverzeichnis – in die einzelnen Kapitel aufgegliedert – vorzufinden.

In der Mitte des Bandes sieht man mehrere hochqualitative Farbfotos von Rindern, ebenso enthält das Fachbuch im Buch verteilt einige Diagramme.

Rezension

Was mir als erstes auffiel, war, dass der Buchtitel für ein Fachbuch doch ziemlich reißerisch klingt. Und es stimmt: Die Autorin geht mit diesem Band wirklich in den Widerstand – nicht gegen Kühe, ganz im Gegenteil, sie geht in einen Feldzug gegen die Agrarindustrie. Wenn man Rinder einfach so auf der Weide weiden ließe, wäre das Problem nicht vorhanden, infolge der intensiven Landwirtschaft herrscht aber ein gravierendes Problem vor. Sehr faktenreich und gut recherchiert erläutert Idel ihren Standpunkt. Und man merkt: Sie hat wirklich viel Ahnung von der Thematik. So schafft sie es meiner Meinung nach erfolgreich, das Rind zu rehabilitieren.

Was mich allerdings gestört hat, ist zum einen, dass die Gliederung des Inhaltsverzeichnisses ziemlich unübersichtlich ist. Ich hätte mir zudem klarere, d.h. aussagekräftigere Kapitelüberschriften gewünscht. Und: Idel differenziert kaum zwischen Rindern und Kühen. So hatte ich zu Beginn des Bandes gedacht, dass nur die Milchkühe, nicht aber sämtliche Rinder, rehabilitiert werden.

Man sollte auch wissen, dass das Buch sehr gut recherchiert ist und recht hohen wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, unterhaltsam geschrieben finde ich es jedoch nicht. So fand ich den Schreibstil oft nicht gerade einfach lesbar. Es handelt sich eben um ein reines Fachbuch mit dem ausschließlichen Zweck der Informationsvermittlung. Wer also unterhalten werden möchte oder eine Lektüre für zwischendurch sucht, sollte sich bitte ein anderes Werk zulegen.

Dafür ist dieser Band relativ klein, handlich und kompakt. Gut gefiel mir auch die kleinteilige Aufteilung der maximal vier Seiten langen Unterkapitel, sodass man das Buch in vielen kleinen Schritten durchlesen kann.

Fazit

Eine Rehabilitierung des Rindes, das nach Ansicht der Autorin in natürlicher Haltung nicht klimaschädlich ist. Allen an der Thematik Interessierten, die bereit sind, ein reines Fachbuch mit kaum Unterhaltungswert zu lesen, das aber sehr gut und umfassend recherchiert ist, zu empfehlen.