Eine Essstörung zu überwinden gilt im Allgemeinen als sehr schwierig. Und noch immer ist die Rückfallquote bei den Patienten sehr hoch. Die Frage stellt sich daher: Auf welche Weise ist denjenigen, die ihre Essstörung erfolgreich hinter sich gelassen haben, der Weg aus ihrer Krankheit gelungen? Damit befasst sich Astrid Kathrein, Absolventin der Universität Klagenfurt, in diesem Buch. Es handelt sich hierbei um ihre Dissertation.

Das Werk ist in drei Teile untergliedert, die aus insgesamt zehn Kapiteln bestehen. Nach einem Vorwort, in dem erläutert wird, wie das Buch entstanden ist, erhält man im ersten Teil eher allgemeine Informationen zu den Essstörungen Magersucht und Bulimie sowie zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. So lernt man im ersten der Kapitel über die Symptomatik beider Essstörungen, warum es so schwer ist, diese zu behandeln und welche Behandlungskonzepte es gibt. Im sich anschließenden Kapitel wird über die Entwicklung des eigenen Ich informiert sowie über die Entwicklung der Persönlichkeit nach einem traumatischen Erlebnis. Im Anschluss daran erfährt man, welche methodische Vorgehensweise für diesen Band angewendet wurde.

Im zweiten Teil „Wege ins Gleichgewicht“ erklärt die Autorin, auf welchen Entwicklungswegen man aus seiner Essstörung wieder herauskommen kann. Zunächst wird ein kurzer Überblick über das verwendete Modell gegeben. Im Folgenden werden der Begriff der Essstörung sowie die Kriterien, mit denen eine Essstörung als überwunden gilt, nochmals klarer definiert. Das sich daran anschließende Kapitel „Wegetappen“ ist das eigentliche Hauptkapitel des Buches und das mit Abstand umfangreichste. In diesem erläutert Kathrein den Weg in und aus der Essstörung chronologisch vom Abrutschen in die Essstörung über die Wende, also den Zeitpunkt, bzw. Zeitraum, an dem die Heilung beginnt, bis hin zur Heilung. Zusätzlich informiert die Autorin darüber, auf welche Wege die Betroffenen ihr eigenes Gleichgewicht wiedergefunden haben. Der dritte und letzte Teil ist sehr kurz und eher abschließender Natur. Er beinhaltet einen Rück- und Ausblick. In diesem werden die erzielten Forschungsergebnisse zusammengefasst und diskutiert. Zudem findet man dort ein paar Ratschläge für Betroffene und ihre Therapeuten für den Weg aus der Essstörung. Im Anhang stehen Literaturverzeichnis, Transkriptionsregeln und Hinweise darauf, wie im Buch zitiert wurde.

Die Kapitel sind jeweils nochmals in Unterkapitel und Unter-Unterkapitel untergliedert. Vereinzelt findet man hochqualitative, veranschaulichende Diagramme in modernem Layout, die das Geschriebene nochmals verständlicher rüberbringen.

Rezension

Gleich zu Beginn: Wer hofft, ein Buch mit etablierten, allseits bekannten und bewährten Methoden vorzufinden, sollte sich ganz schnell einen anderen Band suchen. Denn bei diesem Band handelt es sich um eine Forschungsarbeit, also eine Art Studie, in der bisher Unbekanntes zu den Essstörungen erforscht und untersucht wird. Dabei hat Kathrein diverse Gespräche mit betroffenen Essgestörten geführt und leitet daraus ihre Ergebnisse und Hypothesen ab.

Das heißt auch, dass der Band sehr wissenschaftlich verfasst ist und zu diversen Informationen gleich die korrekte Angabe der wissenschaftlichen Quelle dahintersteht. Der wissenschaftliche Fokus bedeutet auch, dass das Buch sehr korrekt, neutral und ziemlich objektiv geschrieben ist. Als von einer Essstörung betroffene Person darf man also nicht mit Verständnis oder einer sensiblen Schreibweise rechnen. Er sollte ferner nicht zur Unterhaltung gelesen werden. Und: Man erhält jede Menge theoretische Hintergrundinformationen. Diese Eigenschaften prädestinieren das Buch geradezu für Fachleute, gerade auch Ärzte und Therapeuten, die Essgestörte behandeln, machen es aber für Essgestörte, die einen Band zur Unterstützung im Kampf gegen ihre Krankheit suchen, eher ungeeignet.

Auch sollte man wissen, dass – anders als der Titel vielleicht vermuten lässt – nicht alle Essstörungen im Buch vorkommen. Die Autorin konzentriert sich auf die Essstörungen Anorexie und Bulimie – andere Essstörungen wie die Binge-Eating-Störung oder Orthorexie werden außen vor gelassen. Ferner sollte man auch wissen, dass der Band zwar sehr umfassend ist, im ersten Teil aber diverse allseits bekannte Informationen über die Essstörung stehen. Wirklich Neues findet man also nur im zweiten Teil und im abschließenden dritten Teil. Dafür erhält man in diesen Teilen aber diverse Informationen, die wirklich interessant und absolut neu, quasi auf dem neuesten Stand der Forschung, sind.

Fazit

Ein Fachbuch über neue Erkenntnisse dazu, wie Essstörungen erfolgreich therapiert werden können. Vor allem Therapeuten und Ärzten zu empfehlen, die im Job mit Anorexie- und Bulimiekranken zu tun haben.