Sticken. Anders als Nähen und Stricken – Handarbeiten, bei denen ein Kleidungsstück hergestellt wird – ist Sticken lediglich das Verzieren, also das Schönermachen von Textilien wie Tischdecken oder Deckchen. Somit gilt Sticken als Luxus – auch wenn in der heutigen Zeit im Grunde genommen auch das selber Nähen und Stricken Luxus sind, schließlich sind fertig gekaufte Waren oft günstiger als selber hergestellte.
Leider ist das Sticken in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer mehr aus der Mode gekommen – Stickerzeugnisse werden einfach nicht mehr so viel nachgefragt. Doch das ist schade, schließlich kann man stickend ganz eigene Schönheiten und außergewöhnliche Erzeugnisse erschaffen. Gerade wenn man sich kreativ austoben möchte und nicht lediglich á la Malen nach Zahlen Stickmuster nachsticken möchte, kann einem das freie Sticken ganz eigene Möglichkeiten der Entfaltung der Kreativität ermöglichen. Und so kann man komplett individuelle Kunstwerke erschaffen, etwa Stoffbilder. So hat sich der Fokus vom traditionellen Sticken mittlerweile auf das freie Sticken verschoben. Doch auch beim freien Sticken gibt es einige Sachen zu beachten, beispielsweise die Auswahl der Stiche und natürlich das Finden von Ideen. Und genau die notwendigen Grundlagen dafür lernt man in diesem Band.
Das Buch setzt sich aus lediglich fünf Kapiteln zusammen. Im ersten Kapitel „Sticken – wozu?“ werden einführende und eher allgemeine Informationen zum Sticken gegeben, darunter zum Material – Seide, Baumwolle etc. – mit dem man sticken kann und zur Farbenlehre, also zum Zusammenspiel der unterschiedlichen Farben miteinander. Im folgenden Kapitel „Technik“ erhält man einige Tipps zu Stickrahmen, Sticknadel und zum Verstärken eines Stickgrundes. Anschließend werden auf über fünfzig Seiten die unterschiedlichen Stiche vorgestellt. Hierbei wird jeweils auf der linken Seite mittels Schritt-für-Schritt-Anleitung und dazu passenden Zeichnungen der jeweilige Stich gezeigt und erläutert, auf der rechten Seite ist jeweils ein Farbfoto zu sehen, das über die gesamte Seite geht und auf dem unterschiedliche Varianten und Muster, die mit dem jeweiligen Stich fabriziert werden, gezeigt werden. Somit dient die rechte Seite auch zur Inspiration, wofür man den jeweiligen Stich nutzen kann. Auf den folgenden 54 Seiten, im Kapitel „Von der Idee zum Bild“ wird es dann kreativ. Denn dort gibt die Autorin Tipps und Hinweise sowie Inspirationen, was für Werke man erstellen kann und wie man Ideen und Anregungen für die Erstellung eines neues Kunstwerks bekommt und selbst findet. Im letzten, eher kurzen Kapitel „Alles ist bestickbar“ wird erläutert und anhand von Bildern gezeigt, dass Sticken nicht nur auf einem Stück Stoff funktioniert, sondern durchaus auch auf anderen Materialien.
Der gesamte Band ist reich mit Farbfotos bebildert und generell sehr modern und schlicht gehalten, das heißt ohne farbige Schrift und andere Auffälligkeiten.
Rezension
Ein durchaus interessanter Band. So erhält man diverse nützliche und unterschiedliche Informationen rund ums Thema Sticken, kann auch als absoluter Stickanfänger ohne jegliche Vorkenntnisse mit dem Band gut arbeiten und hat schon bald die ersten eigenen Werke erstellt. So ist er zum direkt Starten und sich Ausprobieren meiner Meinung nach gut geeignet – vorausgesetzt natürlich, man hat die jeweiligen Materialien zum Sticken bereits zuhause. Das schlichte Design lenkt nicht vom Inhalt ab und bewirkt somit, dass man sich voll und ganz aufs Sticken (lernen) konzentrieren kann.
Was ich aber schade fand: Die Bilder haben meiner Meinung nach fast alle einen leichten Graustich. So wirkten sie auf mich zwar durchaus nützlich zur Veranschaulichung, aber eben nicht wirklich hübsch oder sogar schön. Vor dem Hintergrund, dass dem Sticken ohnehin schon nachgesagt wird, dass es eher alt und verstaubt ist, was man meist mit der Farbe Grau assoziiert, fand ich das besonders schade. So machen die Bilder auf mich leider auch wenig Lust, mit dem Sticken loszulegen und mich kreativ auszutoben.
Ebenso störte mich etwas, dass das Inhaltsverzeichnis ziemlich kurz und die Kapitelbezeichnungen meiner Meinung nach doch eher nichtssagend sind. So fand ich es allein auf Grundlage des Inhaltsverzeichnisses sehr schwierig, mich im Band zurechtzufinden. Da auch ein Glossar fehlt, wurde das Nachschlagen des einen oder anderen Stichs oder einer Information schnell zu einer zeitraubenden – und nervigen – Angelegenheit. Dazu kommt, dass der Band recht schnell von selbst wieder zuschlägt und die Seiten somit mit einem Hilfsmittel offengehalten werden müssen, sonst muss man länger die Seite suchen. Hier hätte ein Lesezeichenbändchen wenigstens Abhilfe verschafft. So finde ich die Inhalte zwar praxisnah erläutert, den Band selbst aber nicht wirklich praktisch.
Fazit: Ein einfacher und schörkelloser Band dazu, mit welchen Stichen und Methoden man frei sticken kann und mit Hinweisen, wie man Inspirationen dafür findet. Allen, die sich dafür interessieren – auch Stickanfängern – zu empfehlen.