Bart Siebelink: Kreativ sein als Naturfotograf

Rezension von Annemarie

Inhalt

Für spektakuläre und interessante Naturfotos muss man weite Reisen in Gegenden mit besonderer Natur unternehmen. Na, glaubt ihr das auch? Damit seid ihr nicht allein – sehr viele Menschen denken dies. Dann müssten im letzten Jahr – zumindest durch Normalsterbliche – kaum vernünftige Bilder entstanden sein; den Reisebeschränkungen durch Corona sei Dank. Doch merkwürdigerweise ist das gar nicht so, es sind sehr wohl gute Bilder entstanden! Also können vor der eigenen Haustür doch gute Bilder entstehen? So ist es! Und wie man mithilfe von Kreativität noch bessere, schöne Bilder erstellen kann, lernt man in diesem Band. Ziel des Autors ist es, zu einem spielerischen und individuellen Umgang mit der Fotografie zu motivieren, indem er praktische Anleitungen zur Weiterentwicklung seiner eigenen Bildsprache, zur Bildgestaltung und Ideenfindung gibt. So geht es in diesem Buch in erster Linie um die Entfaltung der Kreativität und darum, den eigenen Stil zu finden.

Der Band beginnt mit dem Bezugsrahmen: In diesem wird erläutert, wie die richtige innere Einstellung für den kreativen Prozess aussieht und wie man seine privaten Fotoprojekte organisiert. Dazu gehört erstmal eine Standortbestimmung, mit deren Hilfe klar wird, wohin die weitere Entwicklung gehen soll. Weiter geht es mit der Orientierung: Was interessiert mich als Fotograf und wie soll der eigene, kreative Weg aussehen? Solche Fragen werden hier erörtert. Um seinen eigenen fotografischen Weg zu finden ist es zudem nötig, die eigene Sichtweise zu hinterfragen. Denn als (Natur-)Fotograf wird man durch die Bilder beeinflusst, die man jeden Tag sieht. Doch was ist mit den eigenen Bildern? Welche Zeichen finden sich in ihnen und was bedeutet dies für die Bildaussage? Das lernt man im Folgenden. Dabei geht es nicht um Einzelbilder, sondern um das eigene fotografische Projekt, also wie man das Projekt weiter eingrenzt, dass man sich selbst geschaffen hat und wie die passenden Fotos ausgewählt werden.  Doch für ein überzeugendes Projekt braucht es gute Einzelbilder, die gestaltet werden wollen. Es werden keine festen Gestaltungsregeln vorgestellt – der bewusste Bruch dieser Regeln für ein interessantes Bild ist das entscheidende Prinzip, das diesen Band prägt. Den Schluss bildet, wie man es in der Praxis auch in der Fotografie macht, die Reflexion über die eigene Arbeit. Man erfährt hier, wie man lernt, die eigenen Bilder möglichst objektiv zu beurteilen und welche Dinge man am Ergebnis oder am Prozess verbessern kann. Und damit steht einer erfolgreicheren und besseren Fototour hoffentlich nichts mehr im Wege.

Rezension

Ein Buch, das neugierig macht und das gewissermaßen einzigartig ist. Bart Siebelink versteht es sehr gut, gängige Vorstellungen zu hinterfragen und neue Inhalte zu vermitteln. Die Gestaltung des Fotobuches ist durch das entspannt-lockere Layout der Seiten meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Ich finde, das passt gut zum Inhalt, schließlich geht es hier darum, festgefahrene Denkmuster und Vorstellungen zu hinterfragen und sich so weiterzuentwickeln.

Die Bilder illustrieren den Text passend und sind inspirierend für die eigene Fotografie. Besonders gut fand ich die Aufgaben, die zwischendurch gestellt wurden. Neigt man gerne dazu, ein Buch einfach zu lesen und es zwischendurch nicht in die Praxis zu übertragen, ist das oft nicht besonders nachhaltig. Durch die Aufgaben hingegen hat man immer wieder die Möglichkeit, das Gelernte auf die eigene Praxis zu übertragen. Die Aufgaben sind sehr interessant gestaltet und haben einen großen Lerneffekt. Dadurch wird das Buch auch sehr individuell, jeder Leser wird die Aufgaben anders lösen und das ist auch ausdrücklich so gewünscht.

Mir hat die Lektüre des Buches viel Freude gemacht und einige neue Perspektiven ermöglicht.

Fazit

Insgesamt ein rundum gelungenes Buch, das fortgeschrittenen Naturfotografen kreative Inspirationen liefert und zu neuen Projekten anregt. Besonders geeignet ist es für Fotografen, die ihre Kamera bereits beherrschen und sich vor allem im Bereich Gestaltung, Projektarbeit und Kreativität weiterbilden möchten.