Rezension von Annemarie

Inhalt

Der Adel. Von alters her übt er eine Faszination auf viele Menschen aus. Nicht umsonst stehen viele Klatschblätter zum heutigen Ex-Adel, darunter Fürsten, Prinzen und natürlich den Royals hoch im Kurs. Doch nicht wenige Personen wissen erstaunlich wenig über den Adel selber, darunter dessen Geschichte und das Leben als Adliger. Wer das ändern und einen Einblick in die Welt des Adels erhalten möchte, für den könnte dieser Band interessant sein.

Der Band besteht aus 26 Aufsätzen. Zu Beginn wird eher allgemein auf den Adel eingegangen. Hier wird erläutert, wie der Adel entstanden ist und was die unterschiedlichen Adelstitel bedeuten. Im Anschluss folgen die Aufsätze zeitlich relativ stark chronologisch aufgereiht vom Beginn des Adels im Mittelalter bis zu den Relikten des Adels in der heutigen Zeit. So erfährt man, wie man sich Ritter als Teil des mittelalterlichen Adels vorstellen kann und wie eine Person adlig wurde. Im Folgenden geht ein Autor näher auf den Habsburger Adel ein, bevor die Regentschaft des Adels in Ständeversammlungen, die Mode des Adels zwecks Abgrenzung zum gemeinen Volk, das Verhältnis des Adels zum Arbeiten, den Einfluss der französischen Revolution, Details aus dem Lebens adliger Damen, den Sinn von Schmuckeremiten, die starke Benachteiligung von Juden bei der Nobilitierung, die wirkliche Verteilung der Machtverhältnisse auf einem Gut und der Landadel in Preußen, Thema sind. Inhalt der sich daran anschließenden Kapitel ist der Niedergang des Adels Ende der Kaiserzeit und infolge der Russischen Revolution sowie die Bedeutung des ehemaligen Adels während des Zweiten Weltkriegs. Im Anschluss stehen Aufsätze, deren Inhalt zeitlich nur schlecht eingeordnet werden kann, etwa zur Bedeutung der Hunde für den Adel, mehrere Geschichte einzelner adliger Familien eine Info über den Gotha – das Handbuch der adligen Häuser sowie ein eher kurzer Kommentar zur Bedeutung des ehemaligen Adels in der heutigen Zeit. Das letzte Kapitel enthält eine relativ umfangreiche Übersicht über die Adelshäuser Europas. Achronologisch eingeschoben mitten in der frühen Neuzeit ist ein Artikel der heute lebenden Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Im Anhang sind eine grobe zeitliche Chronik zur Geschichte des Adels, Buchempfehlungen, Autorenverzeichnis, Personenregister sowie ein Bildnachweis.

Bei dem Band handelt es sich – das sollte man definitiv wissen – um ein Sammelwerk, bei dem jedes Kapitel von anderen Personen verfasst ist.

Rezension

Ich hatte mir einen Band erhofft, in dem viele Fragen zur Welt des Adels beantwortet werden und ich dieses von außen doch geheimnisvoll erscheinende Relikt der Vergangenheit besser kennenlerne und verstehe. Doch ich muss leider ganz ehrlich sagen, dass der Band meine Erwartungen nicht ganz erfüllt hat. Zum einen war ich verwundert, wie kurz der Band ist. Zwar hat er ohne Anhang mehr als zweihundert Seiten, allerdings sind diese in relativ großer Schrift, die leeren Stellen zwischen den Absätzen oft ziemlich groß und an einigen Stellen sind Bilder in den Text eingefügt. So kam ich in Summe doch auf weniger Inhalt als erwartet. Was ich allerdings viel gravierender fand: Ich hätte mir einen deutlich besseren Einblick in die Welt des heutigen Adels gewünscht. Zweifellos – es gab ein paar ganz interessante Interviews, in denen man zumindest ansatzweise ein paar Aspekte vermittelt bekam – ich hätte aber mehr erwartet. So habe ich nach der Lektüre des Bandes noch immer keine Ahnung, an welchen Traditionen der Adel in der heutigen Zeit haftet, was der Wappenring, generell Wappen für diese bedeuten, wie es in der heutigen Zeit mit der Heiratspolitik des Ex-Adels aussieht, wie sie ihr Erbe bewahren, was sie im Großen und Ganzen umtreibt, wie sie sich in der bürgerlich geprägten Gesellschaft sehen und darin zurechtfinden und was sie für Aufgaben in dieser übernommen haben. Ferner hätte ich mir eine genauere Unterteilung der unterschiedlichen Adelsarten gewünscht.

Man merkt einfach deutlich, dass man in diesem Band nur einen Einblick in einige Aspekte des Adels erhält, keinesfalls ein vollständiges Bild. Diese beziehen sich dann auch noch meist auf einzelne Personen und größere politische Zusammenhänge, sodass ich – anders als erhofft und ehrlich gesagt auch erwartet – nur wenig über das normale Alltagsleben des damaligen und heutigen Adels erfahren habe.

Während einige Texte wirklich gut und interessant zu lesen sind, sind andere zudem leider unerwartet trocken.

Fazit

Ein Buch verschiedener Autoren, in dem einige adlige Herrscherhäuser und ein paar einzelne Adelige mitsamt ihren Handlungen betrachtet werden. Wer ein paar Aspekte des Adels insbesondere des früheren Adels erhalten möchte, wird an diesem Werk vermutlich Gefallen finden.