Rezension von Annemarie

Das Leben im Kloster. Eine geheime Welt, die den meisten Menschen verborgen ist. Und – in Anbetracht dessen, dass kaum Menschen mehr ins Kloster eintreten, auch eine Welt, die in den Augen vieler der Vergangenheit anzugehören scheint. Doch wie sieht das Leben hinter den Klostermauern eigentlich aus? Was waren die Intentionen der Schwestern für den Eintritt ins Kloster, wie geht es ihnen und mit welchen Problemen haben sie umzugehen? Mit dieser Thematik hat sich Susann Bosshard-Kälin, die Autorin dieses Bandes, auseinandergesetzt. Im Jahr 2017 interviewte sie insgesamt siebzehn Nonnen des Klosters Fahr jeweils anderthalb Tage . Von weiteren drei Nonnen sind „nur“ Bilder vorzufinden. Die Bilder – allesamt Schwarzweiß-Fotografien – wurden vom Fotografen Christoph Hammer gemacht.

Am Anfang jedes Kapitels ist ein ganzseitiges Porträt der jeweiligen Nonne, bevor auf mehreren Seiten über die jeweilige Frau erzählt wird. In der Mitte des Bandes sind mehrere gelb hervorgehobene Seiten vorzufinden. Auf diesen wird die Geschichte des Klosters Fahr von der Anfangszeit bis in die Gegenwart erläutert.

Rezension

Bei einigen Büchern, die ich in letzter Zeit gelesen habe, hatte ich die doch teilweise sehr kleine Schrift kritisiert. Bei diesem Band ist es nun komplett umgekehrt. Die Schrift ist riesengroß. Selbst auf eineinhalb Meter Entfernung konnte ich den Text im Buch noch sehr gut lesen. Blöderweise klappt das Buch ohne Festhalten von selbst zu und meine Arme sind – zum Glück! – keine eineinhalb Meter lang. So hat mich die schon etwas skurril groß anmutende Schrift beim Lesen ziemlich gestört.

Nun sind die Seiten ebenfalls ziemlich dick. Obwohl das Buch wirklich groß und schwer ist und daher schlecht zu transportieren ist, hat der Band daher im Verhältnis ziemlich wenig Inhalt. Meine Idee wäre ja, einfach die Schriftgröße radikal zu verkleinern und ein kleineres, hochwertiges Taschenbuch daraus zu machen.
Einer kleiner Wermutstropfen auch, dass bei diesem Band das „ß“ komplett gestrichen und durchgehend durch „ss“ersetzt wurde.

Nun aber zum Inhalt: Schön hätte ich es gefunden, wenn man eine Einführung in das Klosterleben erhalten hätte. So erfährt man zwar von den Schwestern einiges, aber ein neutraler Einblick in den Alltag im Kloster selbst fehlt. Das hat mir schon gefehlt.

Das, was die Schwestern schreiben, ist durchaus interessant und kann einem teilweise auch Denkanstöße für das eigene Leben liefern, aber sie sagen eben nur das, was sie wollen. So hatte ich oft Fragen, die aufgrund der doch relativ kurzen Erzählungen der Schwestern bis zum Schluss offen blieben.

Die Schwarzweiß-Fotografien der Schwestern fand ich ganz nett. Hier habe ich mir aber die Frage gestellt, ob sie nicht auch farbig sein könnten. Aufgrund des hohen Durchschnittsalters der Schwestern wirkt der ganze Band ohnehin nicht so extrem modern. Die Schwarzweiß-Fotografien wirkten zusätzlich ernst und etwas verstaubt und ließen bei mir dann doch ungewollt den Eindruck aufkommen, dass das Klosterleben etwas Ewiggestriges ist, auch wenn ich dieser Meinung eigentlich gar nicht bin. Farbfotos hätten aus meiner Sicht Lebendigkeit und etwas Frische und Fröhlichkeit bewirkt, die ja, wie die Schwestern selbst sagen, im Kloster gar nicht mal so kurz kommt.

Fazit

Ein bilderreicher Band, der einen interessanten Einblick in das Leben der Nonnen im Kloster Fahr gibt. Besonders stark Kurzsichtigen, die „normale“ Bücher nicht lesen können, zu empfehlen.