Rezension von Annemarie

Inhalt

Als hochsensible Frau Mutter werden. Das kann für die entsprechenden Frauen eine wahre Herausforderung werden, die sie durchaus an ihre Grenzen bringen kann. Was also tun? Gar keine Kinder bekommen? Nein, dieses Buch lesen!, so Brigitte Schorr, diplomierte psychologische Beraterin, Leiterin des Instituts für Hochsensibilität im Kanton Dankt Gallen in der Schweiz und Autorin dieses Buches.

Der Band ist in drei Teile untergliedert. Nach einem Vorwort werden im ersten Teil, der eher einführender Natur ist, grundsätzliche Informationen zur Hochsensibilität gegeben. In diesem Teil erfährt man auch, ob man hochsensibel ist und wie man damit grundsätzlich umgeht. Im zweiten Teil „Wenn eine hochsensible Frau Mutter wird“, informiert Brigitte Schorr über diverse Probleme, die mit dem Muttersein für Hochsensible auftreten und diese die Probleme meistern können. Dabei geht es etwas darum, den Mittelweg zwischen Langeweile und Überforderung zu finden, ebenso wie zwischen Fremdbestimmung und Freiheitsstreben, Anpassung und Rebellion sowie zwischen Nähe und Distanz. Zudem erfährt frau, wie sie ihre eigenen Grenzen kennenlernt und Grenzen setzt und wie sie mit Kritik umgehen kann. Im dritten Teil erläutert Schorr, wie die Hochsensibilität in der Familie gemanagt werden kann.

Dabei gibt es verschiedene Fallkonstellationen, etwa eine hochsensible Mutter und ihr hochsensibles Kind oder ihr nicht hochsensibles Kind, ebenso wie hochsensible Mutter – hochsensibler/nicht hochsensibler Vater. Zusätzlich wird erklärt, wie man Distanz schafft und wie man sich als Hochsensible ernähren sollte. Im vierten Teil, der so kurz ist, dass er aus meiner Sicht eigentlich kein Teil ist, sondern vielmehr ein abschließendes Kapitel, wird über Schuld und Verantwortung, sowie über Therapeuten für Hochsensible geschrieben. Im Anhang sind Literatur- und Anmerkungsverzeichnis vorhanden. Jeder Teil ist aus sechs bis neun Kapiteln zusammengesetzt, die teilweise nochmals aus Unterkapiteln bestehen.

Mehrere Beispiele, die meist aus dem eigenen Lebensumfeld der Autorin stammen, schaffen Praxisnähe.

Rezension

Ein interessanter und lehrreicher Band für hochsensible Mütter! So fand ich den Band insgesamt sehr sensibel und einfühlsam geschrieben. Und man bekommt als Frau jede Menge nützliche Informationen, wie man mit seiner Mutterrolle zurechtzukommen lernt. Ich hatte aber manchmal den Eindruck, dass die Autorin nicht auf den Punkt kommt. Da erzählt sie dies und jenes und macht noch eine weitere Ausschweifung, aber den Kern trifft sie oft nicht. So ist das Buch vor allem als anregendes und inspirierendes Lesebuch zu verstehen, das zusätzlich diverse nützliche Tipps enthält und einer das Gefühl gibt, nicht allein oder verrücket, sondern im Gegenteil vollkommen normal, nur eben anders normal zu sein.

Und: Frau Schorr macht einem das Elternsein nicht gerade schmackhaft. Manchmal hatte ich den Eindruck, sie sieht hochsensible Mütter ein bisschen wie Patientinnen an, die an einer Krankheit – ihrem Kind – leiden. Das sind Kinder aber definitiv nicht. Und gerade ein solcher Band sollte den sensiblen Müttern doch Mut geben, den Alltag durchzustehen, Kräfte zu tanken und das Leben mit Kind(ern) zu genießen! Das kam im Buch aber nur schlecht durch. Daher empfehle ich das Buch werdenden Müttern oder hochsensiblen Frauen, die planen, schwanger zu werden, ausdrücklich nicht. Denn diese sollten doch mit Vorfreude auf das Elternsein schauen und nicht vom Elternsein abgeschreckt werden, noch bevor sie es überhaupt sind. Und dieser negative Grundtenor ist auch das entscheidende Manko, weswegen ich den Band nur mit starker Einschränkung weiterempfehle.

Dass Brigitte Schorr von Emanzipation scheinbar nicht so ganz viel hält, sollte man ebenfalls wissen. Komischerweise erledigt die Frau im Buch nämlich immer die ganzen Aktivitäten mit Kind. Viele der Tipps würden sich zudem auch für hochsensible Väter eignen. Nur – diese werden nur am Rande erwähnt. Und warum rät die Autorin überforderten oder reizüberfluteten Frauen nicht einfach, den eigenen Partner stärker zu verpflichten?

Dafür ist das Buchlayout unaufdringlich-hübsch und ganz praktisch. So ist der Band vergleichsweise leicht und handlich und kann ganz gut unterwegs oder im Bett gelesen werden.

Fazit

Ein mit Einschränkungen hilfreicher aber nicht gerade positiv geschriebener Selbsthilfeband für alle hochsensiblen Mütter, die manchmal das Gefühl haben, infolge ihrer Hochsensibilität an ihre Grenzen zu geraten.