Rezension von Annemarie

Inhalt

Leben. Was ist das eigentlich? Was ist wichtig im Leben? Darüber kann man lang und breit philosophieren – oder man fragt die Personen, die das Leben kennen, selbst. So sind es die ganz großen Fragen, mit denen sich das Buch befasst. Fragen, was das Leben ausmacht, was im Leben wirklich zählt – und welche Aspekte zu vernachlässigen sind und oft überbewertet werden. Und wer sollte bessere Antworten auf die Fragen haben als Menschen, die das Leben sehr, sehr gut kennen – einfach, weil sie schon sehr lange gelebt haben – etwa Hundertjährige?

Und genau hat dieses Buch zum Inhalt. Klaus Brinkbäumer, ein Journalist, Filmemacher, Moderator und Autor mehrerer Bücher, der jahrzehntlang für den Spiegel gearbeitet hat und dort zuletzt Chefredakteur war, hat diesen Band gemeinsam mit Samiha Shafy, einer Journalistin, die für mehrere Zeitungen und Magazine gearbeitet hat. Die beiden haben diverse uralte Personen interviewt und mit ihnen über ihr Leben gesprochen – was sie erlebt haben, was ihnen wichtig war – und erzählen am Rande über ihre Begegnungen mit diesen. Dabei haben sie beileibe nicht nur Europäer interviewt, sondern Personen von diversen Erdteilen. Der Band – die Summe der vielen Begegnungen – ergibt ein Kompendium an Lebenserfahrung und -weisheit. Neben den Begegnungen und Erzählungen der alten Menschen enthält das Buch auch Zitate und Sprüche von diesen.

Von den meisten Personen findet man ein Schwarzweiß-Foto – teilweise ein aktuelles, teilweise auch ein altes aus früheren Zeiten, etwa aus Kindertagen, vor.

Das Buch besteht aus 57 Kapiteln, die nicht in Unterkapitel unterteilt sind.

Rezension

Was hat mich an diesem Buch beeindruckt? Das war zum einen die enorme Zeitspanne, die die Menschen gelebt haben. Es scheint unglaublich, was alles in der Zeit passiert ist. Zum anderen ist es die Lebensfreude, die mir aus diversen Seiten im Buch entgegensprang. Die Menschen haben waren Unwägbarkeiten, Problemen, Schwierigkeiten noch und nöcher ausgesetzt, sie mussten teilweise Enormes stemmen, hatten Schicksalsschläge, Umbrüche im Leben, die sie so oft definitiv nicht vorhersehen und ahnen konnten, und sie lieben das Leben auch nach hundert Jahren noch immer.

Man erfährt aber nicht nur über Probleme und Schwierigkeiten, man lernt das gesamte Leben in seiner Fülle und Schönheit kennen. So ist das Buch quasi eine Fülle an Leben, man hält mit dem dicken, gebundenen Band einen Batzen an Lebensfülle und -erfahrung in der Hand. In Anbetracht der Länge der Lebenswege erscheint einem als jüngerer Person das eigene Leben teilweise unfassbar banal und simpel – und manchmal habe ich mich bei meinem doch vergleichsweise luxuriösen Leben wie im Schlaraffenland gefühlt.

Der Schreibstil der Autoren ist informativ, zugleich ist das Buch gut und angenehm lesbar.

Allerdings fand ich das Buch ziemlich unübersichtlich. Bei 57 Kapiteln, die nicht einmal in verschiedene Teile unterteilt sind, fiel die Orientierung im Buch ziemlich schwer. So habe ich mich im Band wirklich schlecht zurechtgefunden. Auch ließ die Qualität der Schwarzweiß-Fotos leider ziemlich zu wünschen übrig. Zwei kleine Wermutstropfen bei einem sonst ziemlich guten Buch.

Fazit

Ein unterhaltsames und lehrreiches Buch, in dem Hundertjährige über ihr Leben erzählen und darüber, was ihnen im Leben wichtig ist.