Rezension von Annemarie
Inhalt
Sterben, tot sein. Dieser Vorgang ist so universell wie sonst nur das Entstehen, die Zeugung. Die Lebewesen – Pflanzen, Tiere etc. – unterscheiden sich von ihrer Lebensweise sehr stark – nur diese beiden Dinge haben sie alle gemeinsam: Gezeugt- bzw. Geboren-Werden und Sterben – Vergänglichkeit. Und doch ist das Thema Tod ein großes Tabuthema in unserer Gesellschaft. Gestorben wird hinter verschlossenen Türen, die Begleitung eines Sterbenden erfordert für viele Überwindung. Warum? Kaum einer möchte an die eigene Vergänglichkeit erinnert werden, sich damit auseinandersetzen, dass er oder sie mit dem Eintritt des Todes ins Ungewisse geht, möglicherweise verlischt und komplett aufhört, zu existieren. Gerade der Gedanke ans Streben versetzt viele Menschen in Angst. So verwundert es nicht, dass auch der Umgang mit Sterbenden oft verkrampft und von Unsicherheit geprägt ist. Dabei ist gerade ein entspannter, offener Umgang mit Sterbenden für diese sehr wichtig, um ihnen die letzten Lebenstage, -wochen und -monate möglichst angenehm zu gestalten, aber auch selber sicherer und selbstbewusster mit dem Thema umgehen zu können. Und das wird in diesem Buch getan. Anhand von 99 Fragen setzen sich die Autoren mit dem Thema Sterben auseinander.
Autoren sind die Medizinerin Prof. Dr. Claudia Bausewein, die u.a. Direktorin der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin der Universität München ist, sowie der Physiotherapeut Rainer Simader, Leiter des Ressorts Bildung bei dem Dachverband aller Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich, Hospiz Österreich. Ihre 99 Fragen stellen die Kapitel dar. Diese sind je nach Inhalt der Frage in acht Teile einsortiert. Der erste Teil hat Fragen zum Umgang mit der Nachricht, dass man sterbenskrank ist, zum Inhalt. Teil zwei betrachtet die Situation aus der Sicht der Angehörigen, was diese also wissen sollten und wie sie mit Strebenden besser und entspannter umgehen können. Im dritten Teil werden grundsätzliche Fragen zur Begleitung von Strebenden erläutert, bevor Bausewein und Simader sich mit Fragen befassen, die den Prozess des fortschreitenden Sterbens zum Inhalt haben. Das eigentliche Sterben, die Strebephase, ist Schwerpunkt des Folgeteils, während Fragen zu den Geschehnissen und Ereignissen ab dem Tod im sechsten Teil beantwortet werden. Der siebte Teil schließlich hat Fragen zur Trauer selbst und zum Umgang mit Trauer zum Inhalt. Teil acht ist mehr eine Art Anhang. Dieser enthält hilfreiche und nützliche Internetadressen zu allen Themen rund um das Sterben und den Tod.
Der Band ist als Lesebuch gestaltet, das heißt, er hat eine relativ große Schrift und ist dabei handlich. Dadurch kann er auch gut im Sessel oder Bett gelesen werden.
Rezension
Wer denkt, mit diesem Band eine theoretische Abhandlung über das Sterben zu bekommen, irrt sich ganz gewaltig. Denn er ist durch seine Fragen, die sich viele Begleiter von Sterbenden stellen, sehr praxisnah. Zudem ist er in ziemlich einfacher, unkomplizierter Sprache verfasst, enthält auch öfters wörtliche Rede und direkte Fallbeispiele. So ist er gerade für Personen, die sich mit Sterbenden beschäftigen, geradezu prädestiniert. Ob man sich zum Sterbebegleiter ausbilden lässt oder eine Person in der Familie oder im Bekanntenkreis hat, die einem nahesteht und im Sterben liegt und nicht so recht weiß, wie man sich nun verhalten soll, oder ob man selber in der Situation ist, dass man in Kürze sterben wird, ist dabei unerheblich – fest steht aber, dass er ausdrücklich für Laien auf diesem Gebiet verfasst ist.
Gut fand ich auch, dass beide Autoren hochkarätige Experten auf dem Gebiet der Palliativmedizin sind. Beide haben somit jede Erfahrung im Umgang mit Sterbenden und mit Fragen, die das Sterben betreffen. Und ihr Ziel, die Begleiter der Sterbenden und vielleicht auch die Sterbenden selbst aufzuklären, Unsicherheiten zu beseitigen, haben die Autoren mit diesem Werk definitiv erreicht.
Da der Band so handlich ist, kann man ihn auch sehr gut unterwegs mitnehmen. Das ist insbesondere dann praktisch, wenn man auf dem Weg zum Sterbenden ist, sich in der Klinik, im Haus des Sterbenden oder im Hospiz eine kurze Auszeit gönnen möchte oder generell unterwegs ist.
Fazit
Ein enorm aufschlussreiches und hilfreiches hochwertiges kleines Buch, in dem sämtliche wichtigen Fragen rund um die letzte Lebenszeit beantwortet werden. Sterbenskranken sowie ihren Angehörigen und weiteren Personen, die mit Sterbenskranken in Kontakt sind, sehr zu empfehlen, aber auch für Personen geeignet, die sich rechtzeitig informieren wollen, um im Fall der Fälle vorbereitet zu sein.