Rezension von Annemarie

Inhalt

Heimwerken in der Fotografie? Wie bitte? Ich soll meinen Schraubenzieher fotografieren? Nein – zum Glück nicht, es geht nicht darum, das Heimwerken in Fotos zu zeigen, sondern seine eigenen Kameras zu bauen und alte Objektive wiederzubeleben. Damit lassen sich Bilder schaffen, die allein durch die einzigartige Aufnahmetechnik schon etwas Besonderes darstellen.   

Am Anfang steht wie bei jedem Handwerk erst einmal die Theorie. Fragen zur Funktionsweise einer Kamera und eines Objektivs werden beantwortet – ebenso werden Ratschläge gegeben, worauf man bei der Herstellung achten muss. Ausführlich wird das benötigte Werkzeug vorgestellt und grundlegende Techniken, z.B. wie sich ein Balgen bauen lässt (ich wusste auch nicht, was das ist), vorgestellt. Balgenkameras der 30 und 40er Jahre sowie Sucherkameras aus den 50er und 60er Jahren sind in vielen Haushalten noch vorhanden oder können günstig erworben werden. Wie sich ihre Objektive an moderne Kameras adaptieren lassen, zeigen zwei weitere ausführliche Kapitel. Ein besonderes Highlight ist sicherlich der Bau einer Tilt- und Shift-Balgenkamera mit digitalem Rückteil. Eine solche Kamera findet man nur in professionellen Fotostudios, wenn überhaupt – hier wird hingegen gezeigt, wie man sie sich mithilfe seiner Digitalkamera selber baut. Auch eine Panoramabox zum Erstellen von Panoramaaufnahmen und ein drehbares Tilt und Shift-Objektiv werden vorgestellt.

Doch fürs Fotografieren reicht auch eine lichtdichte Kiste mit einem Loch – ein Prinzip, das sich ebenfalls an einer Digitalkamera verwirklichen lässt, wie das Kapitel über den Bau einer Lochkamera zeigt, ebenso wird der Einsatz von Rasierklingen für den Bau von einfachen Objektiven erläutert. Die Trennung zwischen analoger und digitaler Fotografie wird beim Bau einer Cyanotypie-Kamera, deren Positive anschließend gescannt werden können, aufgehoben.  

Das Buch schließt mit einer Übersicht über Anbieter der benötigten Materialien sowie einem bildlich dargestellten Objektivtest ab, der Testfotos mit den verwendeten Objektiven zeigt. Dadurch lassen sich die Qualität und die Farbdarstellung der einzelnen Objektive gut miteinander vergleichen.

Rezension

Warum sollte man seine eigenen Kameras bauen? Je nach Budget gibt es doch einen schier unerschöpflichen Markt an Kameras! Weil sich so Ergebnisse erzielen lassen, die anders sind. Und weil man viel über die Fotografie lernt. Wie ist eine Kamera aufgebaut, wie funktioniert ein Objektiv und wie lässt sich der Strahlengang des Lichts beeinflussen? All dies erfährt man hier.

Man sollte wissen: Zweifellos braucht das Heimwerken mit Kameras Zeit. Aber dadurch sind die Ergebnisse auch etwas ganz Besonderes und nicht nur das Ergebnis eines technischen Vorgangs, der meist nur den Bruchteil einer Sekunde andauert.

Ein absolutes Highlight für mich war der Bau einer Tilt- und Shift-Kamera. Normalerweise würde diese Kamera sehr viel Geld kosten, hier wird sie mit einfachen Mitteln selber gebaut. Das Buch hat mich wirklich begeistert und stellt meiner Meinung nach eine Ausnahme auf dem Markt der Fotobücher dar. Sehr ausführlich und gut bebildert werden die einzelnen Projekte Schritt für Schritt vorgestellt und auch Variationsmöglichkeiten geboten. Die Bildbeispiele, die mithilfe der einzelnen selbst gebauten Kameras entstanden sind, ermöglichen es einem auch, anhand der Bildwirkung ein für sich passendes Projekt auszuwählen.

Das Buch wirkt ziemlich hochwertig. So hat es eine sehr gute Druckqualität und einen schönen Einband. Die Texte und Bilder sind alle gut verständlich und sind übersichtlich gegliedert.

Fazit

Eine wirkliche Ausnahmeerscheinung auf dem Markt der Kamerabücher, die für interessierte Fotografen viel Potenzial bietet, um sich und seine Fotografie weiterzuentwickeln und seinen Preis definitiv wert ist.