Rezension von Annemarie
Inhalt
Warum sind wir so, wie wir sind? Wir sehen, dass die Welt direkt auf einen Point Of No Return zusteuert, sodass wir bald eine völlig zerstörte Erde zurücklassen, wenn wir unser Verhalten nicht gründlich ändern, wir wissen, dass die Anzahl und Menge der Tierarten drastisch abgenommen hat und wir gerade mitten in einem der größten Massenaussterben in der gesamten Erdgeschichte stecken, das von uns selbst – und zwar ganz alleine von uns – verursacht ist, und trotzdem tun wir: Nichts.
Doch warum ist das so? Damit setzt sich Corine Pelluchon in ihrem Band näher auseinander. Bei Pelluchon handelt es sich um eine Philosophieprofessorin, die an der Universität Gustave Eiffel in Marne-la-Vallée in Frankreich unterrichtet und als Forschungsschwerpunkte die Moralphilosophie, Politische Philosophie und Angewandte Ethik hat.
Ihr Werk besteht aus zwei Teilen. Jeder dieser Teile besteht nochmals aus drei Kapiteln, welche ein weiteres Mal in je fünf Unterkapitel untergliedert sind. Im ersten Teil „Eine Phänomenologie der Nahrung“ setzt sich die Autorin näher damit auseinander, warum wir essen, wie wir essen, was in dem Zusammenhang wichtig ist, und was alles in Bezug auf unser Verhältnis zur Nahrung – insbesondere zu Tieren, die wir hegen und pflegen und dann verzehren – aus unserem Verhalten geschlossen werden kann. Zunächst geht es um die Gegenstände und die Zeremonien des Genusses selbst. Um Anschluss daran befasst sich die Autorin mit weiteren Aspekten rund um das Thema Ernährung. Im dritten Kapitel schließlich geht sie näher auf Irrwege der Ernährung ein, darunter falsche Ernährung sowie Hungersnöte. Der zweite Teil befasst sich mit der Problematik, dass wir Menschen innerlich abgegrenzt voneinander und von der Um-Welt sowie den Tieren sind und gibt Ansätze, wie man dies theoretisch lösen könnte. Im ersten Kapitel dieses Teils erläutert Pelluchon die Gesellschaftsverträge in der Vergangenheit einschließlich ihrer bekannten Vertreter, zeigt auf, warum dies wichtig ist und wie so etwas heutzutage aussehen kann. Kapitel zwei hat die Frage zum Schwerpunkt, wie man die Demokratie wieder aufbauen kann. Das letzte Kapitel fokussiert sich auf die Gemeinschaft, das Zurück zum Gemeinschaftsdenken und -erleben über nationale Grenzen hinweg. Ein umfangreiches Schlusswort sowie Nachwort, Bibliografie und Register schließen das Werk ab.
Unten auf jeder Seite stehen kurze Erläuterungen zu den Fußnoten der jeweiligen Seite.
Rezension
Das aus meiner Sicht vielleicht Wichtigste vorweg: Wer einen praxisnahen Band sucht, in dem man kurz und knapp vermittelt bekommt, warum wir Menschen Tiere essen, unser Verhalten nicht ändern und so sind, wie wir eben sind, ebenso, wer einen Band mit einfachen Sätzen sucht, die man schnell verstehen kann, ist mit diesem Band definitiv fasch bedient. Aber das ist auch nicht die Zielgruppe dieses Bandes. Hierbei handelt es sich eindeutig um Personen, die Hintergründe aufgezeigt bekommen wollen und insbesondere auch zum Nachdenken angeregt werden wollen, selbst weiterdenken wollen und sich gerne mit Philosophie selber – besonders aber philosophischen Fragen – auseinandersetzen und beschäftigen. Dabei sollte einen nicht stören, dass die Sätze oft nicht unbedingt schon beim ersten Mal zu verstehen sind, sondern zwei- bis dreimal und teilweise noch öfter durchgelesen werden müssen, bis man ihren Sinn wirklich verstanden hat. Aber gerade das kann auch ihren Reiz ausmachen. So sollte man wirklich bereit sein, mit diesem Band ins tiefgehende Denken und Überdenken einzutauchen.
Ich persönlich fand einige Aspekte aus dem Band sehr interessant und bin auf ein paar neue Thesen gestoßen, die ich so noch nicht kannte.
Wirklich Freude oder gar Spaß hat mir die Lektüre allerdings nicht bereitet. Man muss einfach ständig hellwach sein, überlegen, was genau die Autorin gemeint hat und der Band zeichnet sich nun nicht gerade durch eine unterhaltsame Schreibweise aus. Zudem schreibt Pelluchon teilweise sehr absolut, als ob ihre Meinung, ihre Sicht von der Welt, die einzig Richtige wäre. Dabei schreibt sie – typisch für französische Autorinnen – sensibel bis hintergründig, aber auch etwas, nun ja, eigen. Das sollte man wissen.
Fazit
Ein philosophischer Band darüber, wie unsere Ernährung aussieht und aussehen könnte und was getan werden sollte, damit wir Menschen endlich wieder in Einklang mit uns selbst, den Tieren, anderen Menschen und zukünftigen Generationen leben. Allen an dieser Thematik Interessierten, die sich für philosophische Fragestellungen begeistern können und kein Problem haben, auch etwas „schwerere“ Lektüre zu lesen, zu empfehlen.