Rezension von Annemarie

Inhalt

Trotzphasen. Allein schon dieses Wort macht manchen Eltern Angst. Was, wenn man mit dem Kind nicht klarkommt? Was kann man tun, um einen Ausweg aus der verworrenen Situation zu finden, in der man mit dem Kind überfordert ist und es einfach nicht versteht? Dieser Band gibt diverse Ratschläge und Informationen, wie man lernt, das Kind zu verstehen und adäquat auf das Verhalten reagieren kann.

Verfasst ist er von Katja Seide, Sonderpädagogin, und Danielle Graf, einer Rechts-Ökonomin. Beide schreiben gemeinsam den ausgesprochen beliebten Blog „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn“.

Das Buch ist aus sechs Kapiteln plus Einleitung und Schlusswort zusammengesetzt, die nochmals aus Unterkapiteln bestehen. Das erste Kapitel befasst sich schwerpunktmäßig mit Kindern, die wütend werden – oft aus unerklärlichen Gründen – und damit ihre Eltern zur Verzweiflung treiben. Im zweiten Kapitel hingegen steht die Wut der Eltern über das Verhalten ihrer Kinder im Zentrum. Bei Kapitel drei handelt es sich um eine Übersetzungshilfe für Eltern, die ihnen hilft, das Verhalten ihrer Kinder in konfliktgeladenen Situationen besser zu verstehen. Teil vier ist ein Plädoyer für mehr Förderung der kindlichen Autonomie. In diesem wird erläutert, wie man mittels Kooperation die Unabhängigkeit der Kinder fördert. Im sich anschließenden Teil werden Tipps und Tricks für einen entspannten Alltag mit Kind(ern) gegeben. Bei akuten Trotzanfällen hilft der letzte Teil. In ihm erklären die Autorinnen, wie man mithilfe von Deeskalationsstrategien, darunter etwa mithilfe von Beruhigen, und Stressregulation die Konflikte bestmöglich entschärft. Anmerkungsverzeichnis, Literaturverzeichnis und Register bilden den Abschluss des Bandes.

In speziellen Kästchen stehen in regelmäßigen Abständen im Buch Fallgeschichten von Kindern in der Trotzphase. Im Anschluss daran wird erläutert, was an der Situation falsch gelaufen ist und wie das Kind missverstanden wurde.

Der Band ist in Schwarzweiß gehalten. Im Buch verteilt sind vereinzelt einfache, ganz nette Schwarzweiß-Zeichnungen.

Rezension

Wie der Titel „Das gewünschteste Wunschkind“ schon andeutet, legen die Autorinnen viel Wert auf eine verständnisvolle Erziehung, in denen man möglichst sanft mit dem Kind umgeht und versucht, es zu verstehen. Geschimpfe oder gar Schlagen hat in ihrer Erziehung keinen Platz. Wer also von antiautoritärer Erziehung nicht allzu viel hält, sollte sich wohl besser einen anderen Band zulegen.

So schreiben die Autorinnen auch sensibel und mit viel Verständnis für das Kind, zugleich aber konkret, verständlich und nachvollziehbar. Und so lernt man jede Menge über die kindliche Psyche und das kindliche Verhalten. In dem Zusammenhang fand ich auch die vielen Fallbeispiele sehr gut.

Ich muss aber sagen, dass ich es wirklich schwer finde, alle Anweisungen und Tipps aus dem Band zu befolgen. Schließlich ist man als Elternteil auch nur ein Mensch und hat gerade in stressigen Situationen nicht die Kraft und Energie, sich auch noch in das Kind intensiv einzufühlen. So beschreiben die Autorinnen einen Idealzustand, der gerade für Eltern, die nicht den ganzen Tag zuhause sein und sich um ihr Kind kümmern können, utopisch ist. Ich frage mich auch, ob man durch das ganze Verständnis nicht dazu neigt, sein Kind zu verhätscheln.

Ganz gut, fand ich auch, dass der Band als Taschenbuch aufgemacht ist. So ist er nicht zu schwer und kann ganz gut unterwegs mitgenommen und – etwa bei Wartezeiten – gelesen werden.

Fazit

Für alle Eltern, die eine sanfte Erziehung befürworten und lernen wollen, bei auf Trotz beruhenden Konflikten mit ihrem Kind besser umzugehen, eine nette, hilfreiche Lektüre.