In der Übersetzung von Bettina Bach

Rezension von Mona

Emily Dickinson, eine Poetin, die sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut, diese Popularität aber nie selber gesucht hat. Wie nähert man sich einer historischen Figur, über deren Leben es nur wenig Belegbares gibt, die die Kunst um der Kunst willen geschaffen hat, nicht aber bewusst ein Publikum adressieren und in irgendjemandes Mitte stehen wollte? Am besten, indem man das Wenige, das belegt ist, in Poesie bettet und ganz im Stile der Autorin kleine Elemente des magischen Realismus einwebt, dabei natürlich keinen Anspruch auf historische Korrektheit erhebt. So geschehen in „Städte aus Papier“, in welchem Dominique Fortier, eine kanadische Autorin und Übersetzerin, selbst ehrfürchtiger Dickinson Fan, der Poetin ein Denkmal setzt und sie, sowieso das von ihr geschaffene Universum, zum Leuchten bringt.

 Sehr auffällig sind die Bilder, die die Autorin kreiert. Denn zum einen sind sie sehr naturlastig, was sich vollkommen stimmig anfühlt, wenn man bedenkt, dass Emily Dickinsons Welt fast ausschließlich in ihrem Garten oder vor einem Blatt Papier stattfand. Zum anderen aber sind es oft Bilder, die fast schon morbide anmuten und eine Todessehnsucht ausstrahlen. Und tiefe Einsamkeit. Einsamkeit zumindest in menschlicher Gesellschaft.

„Was mich beschäftigt, ist der Kreisumfang, schreib Emily. Und es stimmt, sie scheint ständig am Rand von etwas zu balancieren, von einem Brunnen oder einen Abgrund, zwischen einer Welt und der anderen, auf der Grenze zwischen dem Gedicht und Unsagbaren, einen Apfel in der Hand, einen Fuß im Grab.“ (S. 150 – 151)

So lässt sich inmitten all der Poesie auch eine tiefe Traurigkeit wahrnehmen. Die aber sehr gegensätzlich ist zu dem Gefühl, das entsteht, wenn Emily in bester Gesellschaft ist: Inmitten von Flora und Fauna. Auf mich wirkte sie wie eine Frau, die sich unverstanden fühlte, gleichzeitig aber keinen Wert darauf legte, verstanden zu werden. Oder verstanden werden zu wollen. Denn ihre Welt war gleichzeitig vielleicht trist, auf der anderen Seite aber blühend und schillernd, fantasievoll und frei.

Die Art und Weise, wie uns die Autorin, durch ihre eigene Brille und mit ihrer persönlichen Färbung, die Poetin näherbringt, ist meiner Meinung nach sehr gelungen und regt dazu an, sich mit dem Werk und Leben Dickinsons zu beschäftigen, gleichzeitig aber auch die malerischen Bilder der Autorin selber zu genießen. Durchbrochen wurde dieses Konzept immer wieder durch private Schilderungen und Erlebnisse der Autorin selbst, die auch nicht unbedingt mittelbar mit dem Schaffen Dickinsons zu tun haben und hier liegt für mich die Schwäche des Buches. Es fühlte sich oft nicht organisch ineinandergefügt an und die Ausführungen waren teilweise eher banal und uninteressant. Möglicherweise hätte ich hier eine andere Wahrnehmung, wenn ich die Autorin in irgendeiner Art und Weise gekannt hätte und so ein persönliches Interesse an ihr gehabt hätte, aber so fühlte es sich eher nach Unterbrechungen an, die sich deutlich vom Rest des Geschriebenen abheben und mir keinen Mehrwert boten. Die Essenz des Buches hat sich aber dennoch einprägen können und mich dazu veranlasst, jeden Tag mit ein bis zwei Gedichten von Emily Dickinson zu beginnen und das ist es doch, worum es geht.