Rezension von Annemarie

Inhalt

Totholz ist tot. Ohne Leben. Die abgestorbenen Baumstämme, Äste und Ästchen liegen Ewigkeiten in der Gegend rum, sehen dazu noch hässlich aus und nach vielen Jahren sind sie dann hoffentlich endlich weg. Doch Moment mal – ist das wirklich so? Ganz im Gegenteil, Totholz ist voller Leben! Und was alles vom Totholz, im Totholz und am Totholz lebt, erfährt man in diesem Werk.

Es besteht aus fünf Teilen, welche nochmals kleinteilig in Kapitel und Unterkapitel untergliedert sind. Nach einer Einführung in den Band erhält man im ersten Teil allgemeine Informationen zum Totholz, darunter, was man genau unter Totholz versteht, wie Totholz entsteht und was für verschiedene Totholzstrukturen existieren. Teil zwei hat die unterschiedlichen Tiere, die sich am und im Totholz befinden, zum Schwerpunkt, nämlich Waldkauz, Schwarzspecht, Buntspecht, Hirschkäfer, Buchdrucker, Feuersalamander, Biber, Zwergfledermaus und Rötelmaus. Jede dieser Tierarten wird in einem eigenen Kapitel mit durchschnittlich fünf Seiten Umfang vorgestellt. Insgesamt ist der zweite Teil von allen Teilen am umfassendsten. Im dritten Teil befasst sich die Autorin mit den Pilzen im Totholz. So werden z.B. Zunderschwamm und Judasohr vorgestellt. Moose und Kopfweide, die exemplarisch für Pflanzen vorgestellt werden, die vom Totholz profitieren, werden im vierten Teil behandelt. Da es Totholz nicht nur in Wäldern, sondern auch in Gärten gibt und dieses dort leider viel zu oft entfernt wird, ist dem Totholz im Garten der fünfte und letzte Teil gewidmet.

Das Buch ist reich mit Fotografien von der Autorin bebildert. Diese gehen mindestens über eine Viertelseite, teilweise auch über eine Doppelseite.

Rezension

Gut – über das Aussehen von Totholz kann man streiten. Viele finden Totholz nicht schön, was ich auch verstehen kann, aber man muss sich ja auch nicht den ganzen Garten oder den ganzen Wald mit Totholz zupflastern. Eine etwas größere Ecke im Garten reicht ja aus! Und wenn man diesen Band gelesen hat, weiß man auch, was man der Tierwelt und anderen Pflanzen damit Gutes tut. So war ich überrascht, dass sich um Totholz ein ganzes Ökosystem bilden kann – mit lauter faszinierenden Tierarten, darunter Bibern, Feuersalamandern, Buntspechten und vielen mehr. Der Schreibstil der Autorin ist informativ, aber auch relativ locker. Dennoch: Der Band dient primär zur Information über die Faszination Totholz. Wer eine reine Unterhaltungslektüre sucht und nicht wenigstens ein Mindestmaß an Begeisterung für die Natur mitbringt, wird mit diesem Werk vermutlich herzlich wenig anfangen können. Auch die Fotos waren hübsch anzusehen – einige sogar wirklich schön.

Allerdings fehlte mir doch etwas: Für eine sehr gute Bewertung hätte Farina Graßmann vielleicht etwas weniger einseitig schreiben können – nicht nur aus Sicht der Naturliebhaberin, sondern möglicherweise auch aus ökonomischer Sicht. So mögen tote Bäume ja sehr wertvoll für die Natur sein, allerdings haben sie auch einen ganz entscheidenden Nachteil – und dieser ist oftmals ausschlaggebend dafür, dass tote Bäume eben doch gefällt werden: Sie können jederzeit umstürzen! Wer einmal die Nachrichten liest, weiß, wie gefährlich tote Äste oder Bäume sind, die im Sturm oder auch aus heiterem Himmel einfach umstürzen oder hinabstürzen. Und auch Totholz hat einige Nachteile – gerade in den Forsten kommen infolge des Totholzes die Forstmaschinen etc. nur noch schlecht durch den Wald. Ferner ist Holz als nachwachsender Rohstoff auch zum Teil durchaus wertvoll und Totholz stehen zu lasen, kann durchaus ein Luxus sein, den sich nicht jeder Forstwirt leisten kann. Wenn man aber den Grundsatz beachtet, dass man Totholz in Maßen ruhen lässt und gerade stehendes Totholz vor allem in Wäldern ohne menschlichen Zutritt oder intensive Bewirtschaftung stehen lässt, so ist Totholzzweifellos für jeden Wald und jeden Garten eine Bereicherung.

Fazit

Ein informatives Sachbuch über den ökologischen Wert und Nutzen von Totholz. Allen Naturliebhabern, die einen Band mit hübschen Fotografien suchen und sich zugleich noch über Totholz schlau machen wollen, zu empfehlen.