Rezension von Annemarie
Inhalt
Sexualität ist erst in der heutigen Zeit vergleichsweise frei und man kann doch recht frei tun und lassen, was man will. Das ist eine allgemein anerkannte Meinung. Doch ist es wirklich so, dass in der Vergangenheit strenge Sittenregeln herrschten und die Menschen Geschlechtsverkehr vor allem zur Fortpflanzung betrieben? Das untersucht der Autor dieses Bandes, Franz Eder, Professor am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien, in diesem Werk.
Das Werk ist in sechs Teile untergliedert, die jeweils nochmals in zwei bis sieben Kapitel unterteilt sind. Diese Teile sind chronologisch von der Antike bis ins 17. Jahrhundert aufgebaut.
Nach einem Vorwort wird im ersten Teil, der Einleitung, in die Thematik eingeführt. Der zweite Teil befasst sich mit der Sexualität in der griechischen Antike. Im dritten Teil geht der Autor näher auf die römische Antike ein, während im vierten Teil das Thema Sexualität im Judentum sowie im frühen Christentum zur Sprache kommt. Das Mittelalter, das sich als doch nicht so keusch herausstellt, wie allgemein vermutet, wird im fünften Teil schwerpunktmäßig behandelt und der sechste Teil befasst sich mit der Sexualität im 15. bis 17. Jahrhundert, also der Zeit ab der Aufklärung. Im Anschluss daran steht ein kurzer Ausblick. Im Anhang findet man ein mit über sechzig Seiten sehr, sehr umfassendes Literaturverzeichnis sowie ein Personen-, Orts- und Sachregister.
In den Teilen wird auch auf spezielle Begriffe eingegangen, die in der jeweiligen Epoche für die Sexualität von besonderer Bedeutung waren.
Rezension
Man sollte im Voraus wissen: Dieses Werk ist kein reines Unterhaltungsbuch, sondern vielmehr eine wissenschaftliche Abhandlung darüber, wie der Sexualitätsbegriff und die Sexualität in der Vergangenheit aussahen. So ist das Werk auch nicht unbedingt unterhaltsam zu lesen, sondern vor allem informativ und für den Leser von Interesse, der ein Fachbuch zur Entwicklung der Sexualität lesen möchte und ein wirklich tiefgehendes Interesse an der Thematik hat. Personen ohne tiefgehendes Interesse am Thema wären allerdings wohl auch kaum bereit, 58 Euro für ein Buch zu bezahlen, und einen Band mit etwa 450 Seiten an reinem Text zu lesen.
Und der Inhalt ist wirklich gut recherchiert. Man merkt genau, dass Eder jede Menge Ahnung von diesem Fachgebiet hat und auf diesem Gebiet durchaus gut als Experte gelten kann. Allein das umfassende Literaturverzeichnis spricht da fast schon Bände. Ebenso ist der Text gut zu lesen und wissenschaftlich fundiert.
Generell wirkte der Band mit seinem Lesezeichenbändchen recht unauffällig hochwertig und ganz hübsch. So lenkt es nicht vom Inhalt ab. Theoretisch kann das Buch auch unterwegs transportiert werden. Sein Gewicht ist jedoch schon grenzwertig schwer, sodass es meiner Ansicht nach besser ist, den Band zuhause zu lesen.
Was mich am Layout aber wirklich gestört hat, ist, dass das Buch ständig von selbst zufällt. Ich habe wirklich versucht, den Einband etwas zu dehnen, aber gerade bei den Seiten, die mehr am Anfang und am Ende des Buches sind, klappen diese ohne Festhalten des Bandes binnen kürzester Zeit wieder um. Etwas schade fand ich auch, dass das Buch so gar keine Bilder enthält. Diese hätten den Band doch deutlich entspannt und die Thematik etwas weniger trocken wirken lassen.
Fazit
Ein Fachbuch, das sich mit der Sexualität von der europäischen Antike bis ins 17. Jahrhundert befasst. Vor allem Personen zu empfehlen, die ein informatives und weniger ein unterhaltsames Werk zu der Thematik suchen und ein wirklich tiefgehendes Interesse daran haben.