Rezension von Annemarie

Inhalt

Trennungen werden allgemein als negativ angesehen. Wer sich von seinem Partner trennt, gilt als gescheitert. Und wie oft steht in den Medien klagend etwas über die hohe Scheidungsrate in Deutschland! Dadurch beeinflusst und weil sie Angst vor der Veränderung und den Auswirkungen der Trennung haben, bleiben manche Menschen viel zu lange in unglücklichen Beziehungen und werden selber unglücklich.

Dabei sind Trennungen nach Meinung der beiden Autoren dieses Buches, Heike Blümner, freie Redakteurin der Stilbeilage ICON der „Welt am Sonntag“, und Laura Ewert, freie Redakteurin für die taz und die „Welt am Sonntag“, gar nicht so schlecht, im Gegenteil, die Trennung kann für einen Menschen sogar das Beste sein, das einem passieren kann. Und: Jeder Mensch hat die Freiheit und das Recht, sich zu trennen, wenn er will. Sie plädieren also für eine neue, deutlich positivere Sichtweise von Trennungen.

Der Band besteht aus zehn Kapiteln, die jeweils nochmals in zwei Unterkapitel unterteilt sind. Im ersten dieser zwei Kapitel wird dabei immer ein Fallbeispiel von Paaren, in deren Beziehung es nicht ganz so rund läuft, vorgestellt, im zweiten erläutern die Autorinnen das für sie Wichtige und Relevante zur jeweiligen Kapitelüberschrift. Die Kapitel beginnen nach einer längeren Einführung und beinhalten die Themen Gehen oder bleiben, Trennungstypen, Finanzkrise, müde Paarung, aus der Giftküche der Liebe, die schlaue Frau sagt Ciao!, Pressespiegel, Stimmung aus dem Hintergrund und Schmerz lass nach.

Rezension

Ich habe in meinem Freundeskreis eine Person, die sich von ihrem Partner nach einer langen Zeit der Beziehungskrise getrennt hat – und vor, aber auch in der Trennung kreuzunglücklich war. Daher hat mich der Band sehr interessiert.

Ich habe tatsächlich aus dem Buch einiges an Wissen mitnehmen können. Dennoch entsprach der Band nicht meinen Erwartungen. Ich hatte erwartet, viele Ratschläge zu bekommen, Unterstützung, vielleicht auch Trost. Stattdessen schreiben die Autorinnen viel über die gegenwärtige Sachlage, wie sie ihrer Meinung nach ist. Sie klagen auch recht viel herum, was alles an der Situation nicht schön ist. Aber sie geben ziemlich wenige Ratschläge. Und irgendwie hatte ich den Eindruck, dass Blümner und Ewert in ihrem ganzen Herumgeschreibe den Roten Faden ihrer Arbeit aus den Augen verloren haben. So schreiben sie zwar durchaus interessant und mit vielen Fakten oder Hypothesen, kommen aber recht selten auf den Punkt.

Sehr negativ aufgestoßen sind mir zudem die ganzen Fallbeispiele. Es ist grundsätzlich toll, dass ein Buch Fallbeispiele enthält, um das Ganze zu veranschaulichen. Nur sollten diese Fallbeispiele eher kurz sein und im Wesentlichen nur die für die Problematik wichtigen Inhalte enthalten. In dem Buch wird aber auf vielen Seiten jede noch so unwichtige Einzelheit im Privatleben der vermutlich fiktiven Personen erläutert, sodass ich mich, was mir beim Lesen von Fallbeispielen sonst fast nie passiert, tatsächlich gelangweilt habe. Das noch viel größere Manko ist aber: Die Autorinnen gehen im Anschluss kaum bis gar nicht auf die Fallbeispiele ein! Und genau das ist doch der Sinn von Fallbeispielen. Diese werden normalerweise erläutert und im Anschluss wird erklärt, was die Paare falsch machen, was sie hätten besser machen können, wo dringender Handlungsbedarf besteht und – in diesem Buch – vielleicht auch, wann und wie sich das Paar trennen sollte, bzw. hätte trennen können. Das alles blieb aber komplett aus. Da quält man sich also erstmal durch ellenlange Fallbeispiele, mit dem Ergebnis, dass die Autorinnen im Anschluss überhaupt nicht darauf eingehen. So haben die Fallbeispiele den Band doch ziemlich aufgebläht.

Wenn der Band dann richtig unterhaltsam geschrieben wäre, sodass man ihn als Feierabendlektüre gut nutzen kann! Aber auch der Schreibstil von Blümner und Ewert hat mich nicht vom Hocker gehauen. Öfters hatte ich den Eindruck, sie würden sich ihren Beziehungsfrust von der Seele schreiben. Die Hoffnung, dass der Band tröstet, hat sich durch die eher neutrale, wenig einfühlsame Schreibweise ebenfalls nicht erfüllt, zumal der Band ziemlich allgemein geschrieben ist und wenig auf die individuelle Paarbeziehung selbst eingegangen ist.

Fazit

Ein Band, in dem viel Theoretisches über Trennungen aus Sicht der Autorinnen in der heutigen Zeit erläutert wird. Allen, die sich dafür interessieren und gerne lange, umfassende Fallbeispiele mögen, zu empfehlen. Frischverliebten hingegen rate ich dringend zu einem anderen Band.