Rezension von Mona

„Ohne den Tod gäbe es weder Entwicklung noch Zukunft, sondern lediglich ein immer gleiches Hier und Jetzt. Dinge können nur anfangen, wenn vorher etwas geendet ist, wenn da vorher eine Leerstelle war, die ja irgendwo herkommen muss.“ (S. 45)

Inhalt

Nie zuvor war das Verlangen nach unterhaltsam aufgearbeiteten realen Mord- und Tötungsfällen medial so populär wie jetzt. True-Crime ist ein Verkaufsargument und hat längst die gängigen Medien erfolgreich durchdrungen. Sind die Berührungsängste vor dem Tod in unserer Gesellschaft, die uns über die Zeit in einen Mantel der Sicherheit gehüllt haben, also verschwunden? Ich denke nicht. Wenn es um den eigenen Tod geht oder den unserer Liebenden, dann wird der Gedanke am liebsten in die allerletzten Windungen des Gehirns verfrachtet. Er sollte so abstrakt wie möglich gehalten werden.

Die Autorin, als Biologin und Tierliebhaberin, versucht diese Berührungsängste zu nehmen, sowohl aus biologischer Sicht, als auch in Bezug auf ihrer Erfahrungen als Trauerbegleiterin. Und das in einem modernen, unterhaltsamen und populärwissenschaftlichen Ton. Eine gute Gelegenheit also, sich langsam an diese Themen heranzutasten und sich einen guten groben Überblick zu erarbeiten. Das Erklärte illustriert sie leicht verständlich anhand ihres verstorbenen Hamsters Hermine, was es jeweils gut zugänglich macht und auflockert, aber auch ein wirklich schönes Stilmittel ist.

Wie individuell und teilweise missglückt in unserer Gesellschaft Trauerarbeit ist, wird hier auch ein Kapitel gewidmet, was mir besonders wertvolle Impulse gegeben hat. Ich mochte den Gedanken, dass sie mit dem Buch ihrem Hamster Hermine ein Denkmal setzt. Obwohl Hermine einer von vielen Hamstern war und obwohl Hermine ja „nur“ ein Hamster war und die Autorin sich anfänglich aus eben diesen Gründen verwehrt hat um sie zu trauern, empfand ich gerade diesen Aspekt als bewegend, da Trauer, völlig unerheblich um wen getrauert wird, unbedingt ernst zu nehmen ist.

Fazit

Wer sich schon eingehender mit den Themen Sterben und Trauerbewältigung in biologischer und gesellschaftlich-kultureller Hinsicht beschäftigt hat, der wird hier wohl wenige neue Erkenntnisse erlangen, sich aber dennoch gut amüsieren, solange einem der sehr moderne Schreibstil liegt. Aber das lässt sich sicher in einer Leseprobe herausfinden.