Rezension von Annemarie

Inhalt

Die Menschen – wir alle – reiben Raubbau mit der Natur. Wir übernutzen die Ressourcen, in stetigem Drang nach mehr Dingen, nach mehr Ruhm und Macht. Dabei wird nicht nur die Natur zerstört, auch das Glück bleibt oft auf der Strecke. Und so häufen sich psychische Erkrankungen wie körperliche. Die Sehnsucht nach einem einfachen Leben in Einklang mit der Natur, unabhängig von Konsumgütern, in dem man hart aber zufrieden arbeitet, befällt immer mehr Menschen. Und so ein Leben als Selbstversorger muss keine Utopie sein, sondern ist auch für den Durchschnittsmenschen sehr gut zu erreichen – man muss nur eine halbwegs gute Fitness und gute und solide Kenntnisse zu Gemüse- und Ackerbau und generell Selbstversorgerthemen haben. Und das erhält man in diesem Werk.

Autor ist John Seymour (1914-2004), der in seinem Leben die Selbstversorgung intensiv praktiziert und erforscht und sich Zeit seines Lebens für den Umweltschutz eingesetzt hat. Er ist Verfasser von mehr als 40 Büchern und hat diverse Filme und Radiosendungen veröffentlicht. Dieser Band ist eine aktualisierte Neuausgabe seines 1976 erschienenen Originals, das sich zu einem Weltbestseller entwickelt hat.

Das Werk besteht aus zehn Kapiteln, die jeweils nochmal in Unterkapitel von meist ein bis zwei – selten auch deutlich mehr – Seiten untergliedert sind. Nach drei Vorworten und einer Einleitung erhält man im ersten Kapitel die grundlegenden Informationen zum Einstieg in die Selbstversorgung. Schon das zweite Kapitel ist sehr umfangreich. In diesem erhält man sämtliche notwendigen Basisinformationen zum Anbau von Gemüse und Früchten. Im Anschluss daran wird eher kurz auf die Haltung der traditionellen Bauernhoftiere Rind, Schwein, Ziege, Schaf, Geflügel, Kaninchen sowie Bienen eingegangen, bevor man einiges zum Ackerbau, also dem Anbau von Getreide, lernt. In Kapitel fünf gibt Seymour Basisinformationen zur Nutzung der in der Natur vorhandenen Nahrung Wild, Nahrung aus dem Wasser, Wildpflanzen und Pilze, in Kapitel sechs zur Milchwirtschaft. Im Anschlusskapitel „In der Küche“ werden wichtige Handgriffe in der Küche zur Verarbeitung und Haltbarmachung der erwirtschafteten Nahrung erläutert, danach erhält man Basisinformationen zur Bier-, Wein- und Essigherstellung. Im neunten Kapitel stehen Ratschläge zur Nutzung und Verwertung der entstandenen Abfälle und zur Erzeugung von Energie, etwa durch Nutzung von Wasserkraft, Solarenergie, hauseigenen Windkraftanlagen und Biogasanlagen, gegeben. Im letzten, nochmals relativ umfangreichen Kapitel lernt man wichtige handwerkliche, für eine unabhängige Selbstversorgung notwendige Fähigkeiten. Ein ausgesprochen umfangreiches Register in sehr kleiner (!) Schrift sowie einige Bezugsquellen für Materialien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz einschließlich Adresse, Telefonnummer und ggf. auch Website bilden den Abschluss des Werks.

Das Werk ist mit beinahe 400 Textseiten Inhalt, von denen jede einzelne eine Menge Inhalt enthält und der Text infolge der Inhaltsmenge jeweils in eine rechte und eine linke Spalte unterteilt ist, wirklich umfangreich und reich bebildert. Er enthält sowohl Schwarzweiß- als auch Farbabbildungen.

Rezension

Ich muss sagen: Ich war gespannt auf den Band, hatte auch relativ hohe Erwartungen. Und diese hohen Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern sogar noch übertroffen.

Der Band liefert keine hippen, neuen, kreativen Infos zur Selbstversorgung – im Gegenteil, John Seymour greift auf traditionelles, zum Teil jahrhundertealtes Wissen bei Acker-, Gemüse- und Obstbau, Haltbarmachung, Viehhaltung und vielem mehr zurück. Und dieses Wissen ist längst erprobt und bewiesen. Daher kann man den Informationen voll vertrauen. Im Grunde genommen stellt das Werk somit ein zeitloses Kompendium an Informationen zur Selbstversorgung dar, quasi einen Universalratgeber. Wenn man ein – wirklich nur ein einziges – Buch zur Selbstversorgung sucht – ist dieses fast ideal dafür geeignet. So lernt man +eine Menge zum Anbau von Gemüse und anderen Nutzpflanzen. Auch zur Tierhaltung werden grundlegende Informationen gegeben. Allerdings sind die Infos zur Haltung der Nutztiere wirklich nur grundlegend und ich würde allein auf Grundlage dieses Bandes niemals auf die Idee kommen, die Haltung einer der Tierarten zu wagen. Folglich benötigt man besonders in Bezug auf die artgerechte Nutztierhaltung – ebenso zum Sammeln von Wildpflanzen und zum Jagen von Wild und Fischen, möchte man dies tun – noch weiterführende Literatur.

Der Band selber ist großformatig und relativ sperrig. So eignet er sich sehr gut dazu, zuhause durchgelesen zu werden. Und er ist eher traditionell layoutet. So hätte ich ihn allein aufgrund seines Layouts als deutlich älter eingeschätzt. Aber dieses Layout gefiel mir dennoch – oder gerade deswegen? – ziemlich gut. So wird bei sämtlichen Abbildungen, ausnahmslos Zeichnungen, der Fokus auf einen hohen Informationsgehalt gelegt. Zugleich sind die Abbildungen schön anzusehen. Wo Bilder vor allem der Veranschaulichung dienen und den Band auflockern sollen, wird ein anderer, kreativerer Malstil ähnlich dem auf dem Titelbild verwendet. Dies lockert den Band weiter auf und trägt weiter dazu bei, ihn zu einer sehr angenehm und gut lesbaren Lektüre zu machen.

Fazit

Ein enorm nützlicher zeitloser Universalratgeber zum Thema Selbstversorger, der sämtliches traditionelles und bewährtes Grundwissen zum Thema bäuerliche Selbstversorgung enthält. Allen – wirklich allen – sehr zu empfehlen, die sich dafür interessieren.