Rezension von Annemarie

Inhalt

Unsere heimischen Heilpflanzen werden oft unterschätzt. Lieber greift man auf chemische Arzneimittel zurück, die man sich vom Arzt verschreiben lässt. Doch gerade bei leichteren Beschwerden können Heilpflanzen jede Menge ausrichten – und das oft sogar besser ihre chemischen Alternativen. Nicht umsonst basiert eines der am meisten verschriebenen Arzneimittel gegen leichte bis mittelschwere Depressionen auf – Johanniskraut! Und das ist eine Heilpflanze, die in Mitteleuropa sehr weit verbreitet ist.

Zeit also, das uralte Wissen über die heimischen Heilpflanzen, die man überwiegend sogar selbst sammeln kann, neu zu erlernen. Und genau das kann man mit diesem Band. Autorinnen sind zum einen Dr. Karin Buchart, eine Ernährungswissenschaftlerin und passionierte Heilpflanzensammlerin, die auf diese Weise dabei hilft, das alte Heilwissen der Pinzgauer zusammenzutragen. Wer denkt, dies sei nicht so wichtig, täuscht sich gewaltig. Dieses gehört zum immateriellen Kulturerbe der österreichischen UNESCO-Kommission. Bei der zweiten Autorin handelt es sich um Miriam Wiegele, eine sehr erfahrene Lehrerin auf dem Gebiet der Heilkräuterkunde, die dies bereits seit Jahrzehnten lehrt.

Untergliedert ist ihr Werk in Vorwort, Einleitung, einen Hauptteil, in dem die Heilpflanzen alphabetisch nach ihrem deutschen Namen untergliedert stehen, und einen Anhang. Im Anhang findet man eine monatliche Übersicht mit den zwölf Monaten und den dazu passenden Rezepten, die gerade in dem Monat gut zu erstellen sind. Der Band enthält zwei Register – eines, das die unterschiedlichen Pflanzen alphabetisch aufgegliedert enthält und eines, das die unterschiedlichen Anwendungen alphabetisch aufgegliedert enthält.

Zu jeder der ausführlich erläuterten Pflanzen gibt es Informationen zu Botanik, Geschichte, Inhaltsstoffen und Wirkung sowie Heilanwendungen. Jeweils auf der rechten Seite sind ganzseitige Farbzeichnungen der jeweiligen Pflanze zu sehen. Auf diesen Zeichnungen werden die für die jeweilige Pflanze spezifischen Organe und Bestandteile vorgestellt. Zu einigen Pflanzen stehen auch einfache Rezepte sowie Anleitungen, etwa zu Öko-Waschmitteln.

In gesonderten Sparten werden einzelne Heilkräuter zur Behandlung einzelner Krankheiten zusammengefasst und dort kurz und knapp dargestellt. Dort werden die jeweiligen Pflanzen einschließlich eines kurzen Rezeptes – meist für Tee – vorgestellt.

Der Band ist sehr groß und mit diversen hübschen Farbzeichnungen ausgestattet.

Rezension

Was für ein ausgesprochen hübscher Band! Das war mein erster Eindruck von diesem Werk – und letztendlich auch mein Gesamteindruck.

Das Layout ist leicht nostalgisch, der Band wirkt dadurch älter als er ist – irgendwie zeitlos. Die Seiten sind etwas dicker als normal, lassen sich dafür aber sehr gut umblättern. Zunächst hat es mich gewundert, dass der Band Zeichnungen anstelle von Fotos enthält. Allerdings fand ich diese letztendlich besser als Fotografien. Grund dafür ist, dass Fotografien letztendlich nur eine spezielle Pflanze zeigen, auf Zeichnungen hingegen wird das für die jeweilige Pflanzenart Typische dargestellt und herausgearbeitet.

Man sollte aber wissen: So wirklich übersichtlich ist der Band nicht. Zum einen finde ich das Inhaltsverzeichnis eher suboptimal. Einfach einen sehr langen Hauptteil ohne Untergliederung zu machen, finde ich ungünstig. Gut – die Pflanzen sind alphabetisch untergliedert. Das hilft einem zum einen aber nur, wenn man weiß, welche Pflanze man sucht, sich also mit den Heilpflanzen ohnehin schon auskennt, zum anderen findet man die Heilpflanzen nicht unbedingt dort, wo man sie vielleicht sucht. Johanniskraut etwa steht nicht unter „J“, sondern unter „E“, für „Echtes Johanniskraut“. Blöderweise ist es auch unter dem Namen „Tüpfel-Johanniskraut“ bekannt. Das heißt, man braucht, möchte man etwas schneller nachschlagen, immer das Register. Dann steht der Inhalt auch noch in Fließtext da, was das schnelle Finden von Informationen nochmals erschwert.

Das heißt, ich empfehle das Werk ausdrücklich nur Personen, die etwas mehr Zeit mitbringen – wer schnell etwas nachschlagen will, für den ist dieses Werk denkbar ungeeignet.

Und – für alle in Deutschland lebenden Personen: Das Werk wurde von Österreicherinnen erfasst und hat dementsprechend vorwiegend in Österreich heimische Pflanzen zum Schwerpunkt. Wenn man in Bayern oder Baden-Württemberg lebt, macht das keinen großen Unterschied, zumal hier vor allem Allerweltsarten behandelt werden – wer hingegen im Flachland lebt, wird nicht jede der hier vorgestellten Pflanzen, etwa den gelben Enzian, in seiner Heimat antreffen.

Fazit

Ein wunderschöner Band, der vor allem durch sein tolles, nostalgisches Layout besticht. Allen, die in Ruhe nach Heilpflanzen stöbern wollen und optimalerweise in Österreich, der Schweiz oder im Bergland leben, zu empfehlen.