Rezension von Annemarie

Inhalt

Wie schnell ist es passiert? Da passt man einen Augenblick nicht auf, und schon ist ein Riss in der Kleidung. Was tun? Zum Wegschmeißen ist das Kleidungstück, gerade wenn man es liebgewonnen hat und/oder es etwas teurer war, viel zu schade. Obendrein ist es nicht nachhaltig, Kleidung, kaum ist sie nicht mehr ganz intakt, wegzuwerfen. Es lohnt sich aber oft, die Kleidung zu reparieren. Und das ist meistens einfacher getan als erwartet und auch für Laien, die noch nie Näharbeiten durchgeführt haben, durchaus gut machbar – wenn man denn weiß, wie es geht! Und das notwendige Handwerkszeug dafür lernt man in diesem Ratgeber.

Die Autorin, Kerstin Neumüller, eine ausgebildete Schneiderin, die eine Jeansmodenboutique in Stockholm betreibt, hat durch ihren Hintergrund jede Menge Erfahrung im Nähen. Ihr Werk besteht aus neun Kapiteln plus Vorwort, die nochmals in Unterkapitel untergliedert sind. Im ersten Kapitel gibt sie einführende Informationen, was man für Materialien zum Flicken benötigt und was dabei zu beachten ist. Diese Informationen sind schon vor dem ersten Flickversuch durchzulesen und zu verinnerlichen. Im zweiten Kapitel lernt der Leser, was er tun kann, wenn er ein Kleidungsstück flicken muss bzw. möchte, dafür aber kaum Zeit hat. So wird hier erklärt, wie man möglichst schnell einen Knopf wieder annäht, Knötchen am Stoff entfernt und Stoff bestmöglich klebt und noch einiges mehr. Das folgende Kapitel hat das eigentliche Flicken als Schwerpunkt. In diesem ziemlich umfassenden Kapitel werden die unterschiedlichen Flickmethoden erläutert, die sich je nach Rissart und -ort unterscheiden können. In Kapitel vier lehrt Kerstin Neumüller, wie man richtig stopft, bevor sie das Flicken mit der Nähmaschine erläutert. Im Anschluss dran erfährt man, wie man Stricksachen stopfen kann, bevor die Autorin sich mit der Lederpflege und der Behandlung von Rissen im Leder befasst. Eine Materialkunde mit Kurzinfos, was bei den unterschiedlichen Stoffmaterialien zu beachten ist, sowie ein Exkurs im Kunststopfen schließen den Band ab.

Diverse großformatige Farbfotos in ganz guter Qualität sowie farbige Skizzen veranschaulichen das Geschriebene.

Rezension

Ich muss sagen, als das Buch ankam, war ich etwas überrascht, dass es so dünn ist. Im Grunde genommen handelt es sich bei diesem mehr um ein dickeres, flexibles Heft als um ein wirkliches Buch. Das hat den Vorteil, dass es leicht ist und man es gut transportieren kann. Nur – wie oft trägt man Anleitungen zum Flicken durch die Gegend? Das macht man doch eher an einem Ort, nämlich dort, wo man auch flickt!

Auch sollte man wissen, dass im Band schwerpunktmäßig Jeansstoffe und andere gröbere Stoffe wie Leinen, Leder und Wolle behandelt werden. Feinere Stoffe werden kaum behandelt. Darauf enthält die Buchbeschreibung aber keinerlei Hinweis. Andererseits wäre gerade bei feinen Stoffen die Flickarbeit wohl oft ziemlich kleinfisselig und nur schlecht und vielleicht auch mit nur geringem Erfolg durchzuführen.

Was mich zudem gestört hat: Sämtliche Nähanleitungen sind im Fließtext! Das hatte ich so nicht erwartet – und offen gesagt auch nicht erhofft. Denn so ist der Inhalt leider ziemlich unübersichtlich. Wenn ich etwas flicken möchte und dafür eine Anleitung suche, möchte ich doch Schritt-für-Schritt-Anleitungen erhalten, an denen ich mich langhangeln kann – und keinen Fließtext, den ich vor dem Flicken erst umständlich durchlesen muss! Das ist doch der Sinn eines Buches und der wesentliche Vorteil gegenüber dem Internet! In diesem Fall hätte ich das Ganze auch einfach googeln können. Zudem enthält der Band vor allem großformatige Bilder und nur weniger Skizzen. Das heißt, es gibt kaum Schritt-für-Schritt-Anleitungen, an denen man sich langhangeln könnte, sondern nur Momentaufnahmen vom Nähen. Diese sind zweifellos ganz hübsch, nur nicht besonders praktisch. Zu mancher Anleitung existiert auch kein einziges Bild.

Dann ist der Text auch noch in Serifenschrift geschrieben – und diese ist nun nicht gerade extrem gut und schnell zu lesen. Normalerweise stört mich das nicht, doch gerade wenn man etwas wie bei einem Nähkurs schnell und kompakt nachschlagen möchte, kann das in Ergänzung zu anderen negativen Faktoren schon etwas ausmachen. Die beiden Einbandklappen haben viel freie Fläche, die gut für Text und/oder Skizzen hätte genutzt werden können – etwa die wichtigsten Tipps und Kniffe zum Flicken – doch beide Einbandklappen bleiben leer.

Der Textinhalt ist zweifellos gut verständlich und man kann durchaus einiges aus ihm mitnehmen. Besonders gefallen hat mir hierbei, dass die Ausbesserungsarbeiten ziemlich einfach nachzumachen sind und somit auch gut von Anfängern im Nähen – und insbesondere auch für Männer, die oft eine etwas geringere Fingerfertigkeit als Frauen besitzen – durchgeführt werden können.

Fazit

Ein lehrreicher Band, der sich vor allem für Nähanfänger eignet, die ihre beschädigten Kleidungsstücke – vorwiegend grobe Stoffe wie Jeans, Leder, grobes Leinen oder Wolle aufwerten und/oder den Riss erfolgreich ausbessern wollen.