Rezension von Annemarie

Tiere sind instinktgesteuerte Wesen, deren einziges Ziel im Leben ist, möglichst viele Nachkommen zu produzieren. So sind Tiere nach landläufiger Meinung generell, anders als Menschen, egoistisch. Dieses Bild ist noch immer in den Köpfen vieler Menschen verankert – und nach Ansicht der Autoren dieses Buches vollkommen falsch.

Marc Bekoff, ehemaliger Professor für Ökologie und Evolutionsbiologie an der Universität von Colorado und Jessica Pierce, Professorin im Bereich Gesundheit und Ethik an der Universität von Colorado sind der Ansicht, dass auch Tiere Mitgefühl und Empathie empfinden können, vielleicht sogar mehr als wir Menschen. Und genau darüber schreiben sie in diesem Buch.

Anhand vieler Fallbeispiele erläutern die Autoren, dass die bisherige wissenschaftliche Behauptung, Tiere seien instinktgesteuerte Egoisten, so nicht mehr gehalten werden kann. Das Werk besteht aus sechs Kapiteln, die jeweils in etwa zehn bis 15 Unterkapitel unterteilt sind. Diese sind im überwiegenden Teil der Fälle zwischen ein und drei Seiten lang. Aufgebaut ist das Buch wie folgt: Der erste Kapitel handelt von Moral im Tierreich, im zweiten Kapitel wird einführend darüber informiert, dass Gerechtigkeit auch bei Tieren eine wichtige Rolle spielt. Im dritten Kapitel wird die Kooperation unter Tieren behandelt, während im vierten Kapitel schwerpunktmäßig die Empathie unter Tieren erläutert wird. Im fünften Kapitel wird nochmals auf die Gerechtigkeit unter Tieren eingegangen. Das sechste Kapitel „Das Unbehagen mit der tierischen Moral“ behandelt schlussendlich das Thema Moral bei Tieren. Im Grunde genommen stellt dieses Kapitel auch ein Schlussplädoyer und eine finale Zusammenfassung dar. Im Serviceteil sind ein paar Buchtipps zum Weiterlesen sowie ein Register vorzufinden.

Einige Schwarz-Weiß-Bilder, die im Text verteilt sind, dienen der Illustration.

Rezension

Der Titel lässt es schon vermuten: Bei diesem Buch handelt es sich weniger um ein Sachbuch im klassischen Sinn, als vielmehr um eine Lektüre, die den Leser zum Nachdenken anregen und eine Veränderung bewirken soll. Die Autoren stellen eine der grundlegendsten, fest in den Köpfen der Menschen verankerten Haltungen auf den Kopf. Nicht umsonst lobt Jane Goodall das Werk sehr. Und das zu Recht, wie ich finde. Das Büchlein ist vergleichsweise klein und schnell auszulesen, bringt aber trotz dessen den Leser vielfach zum Nachdenken. Und kann bewirken, dass man beginnt, die Welt anders zu sehen.

Der Schreibstil der Autoren ist ruhig und angenehm zu lesen, man merkt, dass das Psychologische im Zentrum steht. Was mich aber etwas gestört hat, ist, dass die Quellen zu diesem Buch nicht in der Lektüre genannt werden. Stattdessen wird auf einen Internetlink verwiesen, auf dem man alle Quellen findet. Nur – ich finde gerade bei so einem grundlegend wichtigen Werk sind die Quellen von überragend wichtiger Bedeutung und gehören unbedingt ins Buch. Wenn man erst im Internet nachschauen muss, um zu erfahren, welche Quellen überhaupt verwendet wurden, wird der Sinn des Buches doch etwas eingeschränkt. Dennoch ein hübsches kleines Buch für ruhige Stunden, das sich auch gut zum Verschenken eignet.

Fazit

Eine Lektüre, die das Verständnis des Menschen vom Tier grundlegend über den Haufen wirft. Trotz der Schwere des Themas ist das Buch leicht lesbar und ruhig geschrieben. Geeignet für alle Tierfreunde und die, die es werden wollen. Besonders als Geschenkbuch zu empfehlen.