Rezension von Annemarie

Inhalt

Wer Esel einmal gesehen hat, kann schnell von ihnen gepackt sein. Ihre liebenswürdig-sanfte Art, ihre Sturheit, ihre Zähigkeit und die Fähigkeit, auch in schweren Situationen die Ruhe zu behalten und alles zu überdenken, haben schon viele Menschen in ihren Bann gezogen.

Auch Margrit Ellena, die Autorin dieses Bandes, wurde von den graufelligen Tieren in ihren Bann gezogen. Ihre Geschichte beginnt im Sommer im Jahr 2003 im Tessin. Dort sieht sie Esel, ist schnell von diesen begeistert und sieht auch, dass diese Tiere – zum Teil in sehr jungen Jahren – zum Schlachthof abtransportiert werden. Daraufhin beschließt sie, sich selber Esel anzuschaffen. Und darüber – über ihr Leben mit den Eseln, ihre Zucht und das täglich neue Glück im Umgang mit diesen Tieren – schreibt sie in diesem Band. Abwechselnd schreibt die Autorin aus ihrer Sicht und aus der Sicht ihres Esels bzw. ihrer Esel. Zur besseren Unterscheidung der unterschiedlichen Textteile sind die Textpassagen aus Sicht des Esels dabei kursiv verfasst.

Im Text sind mehrere Farbfotos vorhanden, am Ende des Bandes ist nochmals ein Teil, in dem mehrere Fotos zu sehen sind, die jeweils über eine halbe bis ganze Seite gehen.

Rezension

Mit einem Esel ganz eng in Kontakt treten. Das Gefühl, diesem näher zu sein als vielen anderen Menschen. Eine ganz besondere Beziehung zu einem Tier aufzunehmen – und dann auch noch zu einem dermaßen eigenen liebenswürdig-sturen Wesen wie einem Esel. Das klang faszinierend. So hatte ich mich wirklich auf dieses Buch gefreut.

Doch schon beim Auspacken des Bandes kam die Ernüchterung. Zweifellos – er ist gebunden, doch zwischen den beiden Einbandklappen steckte kaum Inhalt! So hatte ich anfangs fast das Gefühl, dass die beiden Einbandklappen aufeinanderliegen, so wenige Seiten enthält der Band. Und mein Eindruck täuschte nicht – gerade einmal 58 Textseiten plus einem Bildteil am Ende des Bandes umfasst dieser. So würde ich ihn eher als Heft mit gebundenem Einband bezeichnen, weniger als Buch.

Eine zweite Enttäuschung folgte sogleich. Der Begriff „Seelenverwandtschaft“ beinhaltet für mich Wärme, Nähe, Schönheit, und das hatte ich irgendwie auch vom Schriftstück erwartet. Nun – warm, einladend und schön kam es auf mich leider so gar nicht rüber. Schon die dicke Plastikschutzverpackung (wozu braucht man diese in der heutigen Zeit übrigens noch – noch dazu eine dermaßen dicke Folie?) macht auf mich einen wenig hochwertigen Eindruck; dieser Eindruck setzte sich dann, während ich den Band durchlas, fort. So wirkte der Einband nicht gerade stabil, die Schriftart war ebenfalls wenig einladend und warm. Die Qualität der Abbildungen variierte stark. Einige hatten eine ganz gute Qualität, bei anderen war die Qualität einfach ziemlich schlecht. So waren sie zum Teil verschwommen, leicht verpixelt oder zeigten einen wenigen schönen Bildausschnitt. Und man sollte wissen: Bei den Fotos handelt es sich um von Hobbyfotografen geschossene Fotos. Sie sind zwar ganz nett anzusehen, aber mehr auch nicht.

Der Textinhalt gefiel mir ebenfalls nicht ganz so gut. So finde ich persönlich ihn etwas naiv-kindlich. Ellena schreibt sehr einfühlsam, versucht, sich möglichst gut in die Esel hineinzuversetzen und aus deren Sicht zu schreiben. Zweifellos hat die Autorin einiges an Schreibtalent. Dass sie dabei sehr anthropozentrisch schreibt – also davon ausgeht, dass Esel genauso die Welt sehen und denken wie wir, sollte einem bewusst sein. Merkwürdigerweise denken ihre Esel laut Ellena immer positiv über sie, ja schwärmen geradezu von der Autorin. Zum Beispiel sollen die Esel laut Ellena ihre „samtweichen Hände“ loben. Nur dann veröffentlicht sie auch ein Bild, das den Esel mit stark nach hinten angelegten Ohren zeigt – meines Wissens nach bei den Pferdeartigen ein eindeutiges Zeichen für Unwohlsein bzw. Ablehnung – während sie dem armen Tier einen dicken Kuss gibt. Ebenso schreibt sie, wenn sie aus Sicht des Esels schreibt, wie ein Kind. Diese einfache, vermenschlichende Schreibweise sollte man sich von vornherein bewusst sein. Dafür ist der Inhalt warm und ganz liebevoll. So habe ich im dem Band eine interessante Geschichte über Esel gelesen, die zudem auch noch ein Plädoyer zum Schutz und zur Wertschätzung dieser besonderen Tiere ist.

Einen Preis von 14,50 Euro für diese Lektüre finde ich dennoch aufgrund der geringen Dicke und der unterdurchschnittlichen Qualität ziemlich hoch.

Fazit

Eine herzerwärmende, wenn auch einfach und wenig reflektiert geschriebene wahre Geschichte über die besondere Beziehung zu Eseln – leider eine ziemlich kurze, bei der der Band zudem Schwächen in Bezug auf das Layout hat.