Aus dem Spanischen übersetzt von Kristof Hahn

Rezension von Mona

Es war ein befreiendes Gefühl, mein Leben als das zu akzeptieren, was es war. Anstatt einem heiligen Gral hinterherzujagen, der eine vermeintlich höhere Wahrheit enthielt.“ (S. 120)

Inhalt

Mariá Hesse ist in Spanien bereits eine durchweg gefragte und begeistert aufgenommene Illustratorin. Ich wurde auf sie aufmerksam, als ich ihre illustrierte Biographie zu Frida Kahlo las und somit auch ihr Debut in Deutschland. Gespannt wartete ich darauf, dass weitere ihrer Werke ins Deutsche übersetzt würden. 2020 nahm sich dann der Heyne Hardcore Verlag dessen an und bescherte uns David Bowies Leben in Hesses malerischer Interpretation. Gemeinsam mit Fran Ruiz, einem spanischen Professor, machte es sich María Hesse vorallem zur Aufgabe, den Mensch hinter der Kunstfigur David Bowie, oder seinen zahlreichen Alter Egos, zu erforschen und zu analysieren und künstlerisch zu interpretieren.

Betrachtet man das Cover, enthält man schon einen sehr guten Eindruck vom Zeichenstil der Illustratorin. Dieser hat einen starken Wiedererkennungswert, ist aber zugleich sehr eigen, manchmal ein wenig skurril, immer aber auf Details und Ausdruck fokussiert. Ich denke sie trifft damit nicht unbedingt jedermanns Geschmack, meinen aber definitiv, da jedes Bild für sich eine unglaubliche Kraft besitzt und den portraitierten Künstlern gerecht wird,  außerdem die jeweilige Essenz des Geschriebenen transportiert.

Der Fokus liegt hier aber ganz klar auf dem Innenleben Bowies und auf äußere Umstände, die ihn vermutlich zu dem geformt haben, der er geworden ist. Ein Lebemann, immer im Kampf mit sich selbst und mit Erwartungen von außen. Ein gefühlsbetonter Mensch, der die Magie im Alltag suchte, sie tragischerweise oft nur mit Hilfe von Drogen erahnen konnte. Ein Künstler, der sich immer im Ausdruck ausgelebt hatte, oft aber mit sich selbst gehadert hat. Ein Mann, der vielleicht auch nicht unbedingt verstanden werden wollte.

Die beiden Macher hangeln sich dabei an bestimmten Eckpfeilern entlang. Seiner ersten Liebe, der Schizophrenie seines Bruders sowie dem daraus resultierenden Freitod, seinem massiven Drogenkonsum und späterem Entzug, der Begegnung mit John Lennon, seinem Herzinfarkt und den inneren Dämonen, denen er sich mit der Kunst stellt, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Mit Hilfe dieses Buches ist absolut gelungen, Bowie ein angemessenes Loblied zu singen, ohne außer Acht zu lassen, dass er immer ein Mysterium aus sich selbst gemacht hat. Um dieses Mysterium aufrecht zu erhalten, würzt Hesse ihre Bilder mit fantastischen Elementen, verleiht dem Künstler die gebürtige Portion Magie.

Fazit

Wenn es etwas gibt, das mir hier gefehlt hat, dann waren es Bowies Leidenschaft für die Musik und sein Talent als Musiker. Beides Themen, die nur angerissen wurden. Wir durchleben die Entstehungsgeschichten der Alben mit, nie aber, welches Feuer in ihm gebrannt haben muss, wie passioniert er für die Musik gebrannt haben muss. Bowie war vieles, allein seine Existenz war ein Statement und wichtig für die popkulturelle Geschichte, aber vordergründig hat er Musik erschaffen, die sehr wahrscheinlich für die Ewigkeit sein wird.

Abgesehen davon, ist es aber eine wunderbar eigene Interpretation eines Künstlers, der oftmals gleichzeitig gesehen und nicht gesehen werden wollte. Die beiden Autoren nehmen uns mit auf die Reise zu einem bemerkenswerten Mann, der einen enormen Einfluss auf die Musikgeschichte hatte und diese geprägt hat, wie nur wenige es vermögen.  Man sollte sich aber bewusst sein, dass hier die Illustrationen im Vordergrund stehen und die Essenz des Buches ausmachen. Eine ausführliche Biographie ist dies sicher nicht, dies gibt das Buch allerdings auch nie vor zu sein.