Rezension von Annemarie

Inhalt

Beethoven – ein musikalisches Genie, der die klassische Musik mit diversen Werken stark beeinflusst hat und bis heute viele Liebhaber hat. Kein Wunder – seine Musik ist oft wunderschön, zeitlos und hat ihren ganz eigenen Charme. Doch wer war Beethoven eigentlich? Was waren seine Leitbilder, wie ist er im historischen Kontext und in Verbindung mit seinen Komponisten- und Musikerkollegen und -konkurrenten zu sehen und einzuordnen, was zeichnet seine Werke, was trieb ihn dazu, welche Faktoren gab es, die diese Werke beeinflussten, wie beeinflussten diese Werke selber andere Werke und andere Komponisten und Musiker? All das erfährt man in diesem Werk. Martin Geck ist – bzw. war, leider ist er im Jahr 2019 verstorben – der Autor dieses Werks. Bei ihm handelte es sich um einen emeritierten Professor für Musikwissenschaft an de Universität Dortmund. Er hat mehrere Bücher im Bereich Musikgeschichte sowie Biographien sehr bekannter Komponisten – darunter Bach, Mozart und Wagner – verfasst, von denen viele in diversen Sprachen übersetzt wurden und auch bei Kritikern sehr gut ankamen.

Dieses Werk stellt nun ein umfassendes und sehr in die Tiefe gehendes Kompendium zu Beethoven und seinem künstlerischen Schaffen dar. Untergliedert ist es in zwölf Teile, welche nochmals jeweils aus genau drei Kapiteln bestehen, die zwischen fünf und dreißig Seiten lang sind. Die Teile haben jeweils unterschiedliche Personen und Persönlichkeiten, die Beethovens Werk und Werke beeinflussten und die von Beethoven beeinflusst wurden bzw. über diesen schrieben. So hat der erste Teil den Titanismus als Schwerpunkt und mit diesem Napoleon Bonaparte, Wilhelm Furtwängler und Lydia Goehr. Die folgenden Teile haben als Schwerpunkte die Festigkeit, Natur, Tollheiten im Umfeld der Eroica, Lebenskrisen, Gottergebenheit und Kunstfrömmigkeit, die Phantastik, Transzendenz, Struktur und Gehalt, Utopien, das Komponieren im Schatten von Beethoven, das virtuose Klavierspiel im Zeichen Beethovens sowie Beethoven en France. Vorwort und Epilog bilden den Rahmen dieses Werks. Im Anhang findet man die Quellenangaben zu den Anmerkungen, eine sehr umfangreiche Bibliographie, ein Register mit Seitenangaben, auf welchen Seiten das jeweilige Werk von Beethoven jeweils genannt und erläutert wird ein umfassendes Personenregister der Personen, die im Band erläutert werden sowie einen Bildnachweis.

Da Buch selber enthält auf seinen beinahe 450 Textseiten ohne Anhang einige wenige Schwarzweiß-Bilder.

Rezension

Etwas elementar Wichtiges vorweg: Wer kein wirklich tiefgehendes Interesse an Beethoven und seinen Werken hat, wer vielleicht nur ein paar Werke von Beethoven gehört hat, diese ganz nett fand und deswegen eine kurze, nett und amüsant lesbare Biographie über Beethoven sucht, ist mit diesem Werk vollkommen falsch bedient. Denn eine wichtige Voraussetzung für diesen Band ist zunächst einmal ein wirklich tiefgehendes Interesse an Beethoven selber, Faszination für seine Werke und – eine gute Kenntnis über seine Werke. Der Band ist sehr, sehr ausführlich. Bei beinahe 450 Seiten, die zudem noch relativ eng mit Text beschrieben sind, bei einem Schreibstil, der sehr gewählt, alles andere als umgangssprachlich, dabei aber teilweise auch etwas schwer und nicht unbedingt einfach zu lesen ist, sind ein wirklich tiefgehendes Interesse, eine Leidenschaft für die klassische Musik, Interesse an den Zeitgenossen Beethovens, an den geschichtlichen Kontext, ein gutes Notenverständnis, um die abgedruckten Notenblätter auch lesen zu können und generell eine Vorliebe für musische Themen ganz elementare Voraussetzungen für diesen Band.

So ist er definitiv nicht für Otto Normalverbraucher geeignet, der ein unterhaltsames Werk zum angenehmen Zeitvertreib sucht. Geck schreibt sehr sachlich, seine Sätze sind nicht gerade einfach zu lesen und primär für Personen, die eine höhere musische Bildung genossen haben, zu empfehlen.

Im Gegenzug heißt das aber auch, dass Personen, die an Beethoven wirklich tiefgehendes Interesse haben, über die Zusammenhänge seines Schaffens, die Historie seiner Werke tiefgehende Informationen suchen, ihn wirklich verstehen wollen und eine sehr gewählte, formelle Schreibweise mögen, mit diesem Werk voll und ganz auf ihre Kosten kommen. So liefert er sehr, sehr viel fundiertes und detailliertes Wissen zu Beethoven und man merkt quasi in jeder Zeile, was für ein umfassendes und tiefgehendes Wissen Geck besaß.

Gut gefiel mir auch die Übersichtlichkeit des Inhaltsverzeichnisses. So ist das Werk weder zu grob noch zu detailliert untergliedert, die Seitenlänge der Kapitel ist so gewählt, dass man keine „Monsterkapitel“ hat, bei denen Anfang und Ende in schier unüberwindbarer Entfernung liegen.

Fazit

Ein sehr umfangreiches, enorm in die Tiefe gehendes Werk zu Beethovens Werken, den Personen, die ihn beeinflussten, den von Beethoven beeinflussten Personen, diesem selber und dem Kontext seiner Zeit, das leider etwas schwer zu lesen ist. Allen, die sich wirklich tiefgehend für Beethoven begeistern, vielleicht sogar Musik studieren oder studiert haben, zu empfehlen.