Rezension von Annemarie

Inhalt

Knipsen kann jeder, doch wie produziert man wirklich hochwertige Fotos? Diese Frage stellt sich fast jeder Mensch, der sich professioneller mit Fotografie auseinandersetzt. Dazu hat der Fotograf Martin Zurmühle eine dreiteilige Lehrbuchserie verfasst. Dieser Band ist der zweite aus der Lehrbuchserie.

Der Autor hat ein eigenes Kommunikationsmodell entwickelt, das Vier-Augen-Modell. Mit diesem beschreibt er, wie Fotografien auf den Betrachter wirken. Das „Form-Auge“ bietet visuellen Genuss, das „Erzähl-Auge“ berichtet aus dem Leben, das „Gefühls-Auge“ nimmt Emotionen war und die Sprache des Künstlers zeigt sich im „Ich-Auge“. Nach diesem Kommunikationsmodell ist auch das Buch aufgebaut.

Zu Beginn des Buches beleuchtet der Autor, was die Qualität eines guten Fotos ausmacht. Dabei soll die Beurteilung eines Bildes weniger vom subjektiven Eindruck als vielmehr durch eine objektive Analyse erfolgen. Hier werden Hinweise gegeben, wie die eigenen Fotografien durch genaue Analyse verbessert werden können und was bei der Einsendung für Fotowettbewerbe zu beachten ist. Wie jedes Kapitel schließt auch dieses mit einem Fragen und Übungsteil ab. Das zweite Kapitel beleuchtet die Wirkung von Fotografien und führt zum Vier-Augen-Modell. In den folgenden vier Kapiteln wird jedes der „vier Augen“ in einem eigenen Kapitel behandelt. Im siebten Kapitel zeigen dann sechs unterschiedliche Fotografen, wie sie das Modell in ihrer fotografischen Praxis anwenden.

Es folgt im Anschluss ein eher theoretischer Diskurs, wie man als Fotograf zu seiner eigenen Bildsprache findet. Die letzten Kapitel stellen einige Fotografen vor, die entweder eher eine formale und erzählende oder eine gefühls- und kunstorientierte Bildsprache entwickelt haben. Die Lösungen der Aufgaben, ein umfangreiches Literatur- und Fotografenverzeichnis sowie ein Index bilden den Abschluss des Buches.

Rezension

Jeder hat sich bestimmt schon einmal gefragt, warum bestimmte Bilder einen sofort ansprechen und andere nicht. Wer nicht nur mit seinem Bauchgefühl über Fotos urteilen möchte, findet in diesem Buch das Handwerkszeug dafür.

Mit einem Gewicht von ca. zwei Kilo hält man viel Fotografiewissen in den Händen. Das bedeutet auch, dass man den Band tunlichst nicht transportieren sollte. Das Buch macht dafür einen sehr hochwertigen Eindruck, die Bindung ist ordentlich. Das gestrichene 150 g/m2 Papier ist sinnvoll ausgewählt, es fühlt sich gut an und bringt durch den ausgesprochen hochwertigen Druck die Bilder sehr gut zur Geltung. Auch die Bilder selbst sind in Bezug auf die fotografische Qualität durchweg gut und illustrieren das geschriebene Wort sehr passend. Zudem kommen viele der Fotobeispiele von hochkarätigen Fotografen und haben eine wirklich tolle Qualität. Das Layout wirkt trotz vieler Elemente auf der Seite aufgeräumt und übersichtlich. Selbst wenn man gerade nicht in Lernstimmung ist, kann man den Band gut zur Hand nehmen, denn schon das Durchblättern und Anschauen der Fotos macht Freude.

Gut gefallen hat mir auch, dass der Autor immer wieder Bilder aus der Kunst- und Fotografiegeschichte aufnimmt. So werden die Ausführungen in einen größeren Rahmen gestellt und das interdisziplinäre Denken wird gefördert. Die Fragen am Ende des Kapitels, die Verständnisfragen zum Inhalt des Kapitels sowie die Übungen, die darauf abzielen, das Wissen des Kapitels in der eigenen Praxis anzuwenden, vertiefen den Lerneffekt. Gut gefallen hat mir, dass die Übungen genau genug beschrieben sind um ausgeführt werden zu können, gleichzeitig aber viel Freiraum für die eigene Kreativität lassen.

Fazit

Ein sehr hochwertiges, lehrreiches Buch. Für alle, die tiefer in die Bildgestaltung und Bildanalyse einsteigen wollen, ein lohnenswertes Buch, das seinem Preis von immerhin 60 Euro gerecht wird.