Rezension von Annemarie

Inhalt

Die Kindheit. Jeder Erwachsene hat sie erlebt und jeder Erwachsene wird von ihr geprägt, auch wenn er meint, diese überwunden zu haben. Gerade bei Kindheitserlebnissen, die etwas außerhalb der Norm waren, kann das Unterbewusstsein so stark beeinflusst werden. Wie genau die Kindheit uns als Erwachsene stark macht? Das erfährt man in diesem Band.

Anhand vieler Fallbeispiele erläutert die Autorin, wie verschiedene Personen es geschafft haben, ihrer schwierigen Kindheit zu entkommen.

Der Band ist als Lesebuch aufgebaut. Mit über 350 Seiten, die in 18 Kapitel untergliedert sind, ist er ziemlich umfangreich. Eine einführende Anmerkung der Autorin sowie Endnoten vervollständigen das Ganze.

Rezension

Mich hat schon öfters bei Büchern gestört, dass sie zu wenige Fallbeispiele zeigen. Bei diesem Buch ist es genau umgekehrt. Der Band erstickt geradezu in Fallbeispielen. Das Problem ist, dass infolgedessen der Hintergrund meiner Ansicht nach zu wenig erläutert wird. So hatte ich oft das Gefühl, dass die Autorin meist nur Fallbeispiele aneinanderhängt und zwischendurch ein paar kleinere Erläuterungen einfügt. 

Und die Fallbeispiele, meist aus heutiger Zeit, manchmal auch Beispiele bekannter Personen aus der Historie zeigen eigentlich nur Menschen, die in ihrem Leben wirklich erfolgreich sind. Personen, die aufgrund ihrer Vergangenheit ernste Probleme bekommen haben, gibt es laut diesem Buch scheinbar nicht. Und diese Darstellung finde ich falsch. Denn ich kenne mehrere Menschen, die aufgrund ihrer schwierigen Kindheit als Erwachsene stark in ihrem Verhalten geprägt sind und dadurch auch Probleme haben. Daher habe ich den Eindruck, dass Jay die Realität doch ziemlich verzerrt und beschönigt.

Eigentlich sollte man in diesem Buch doch erfahren, wie man selbst aus einer schwierigen Kindheit Kraft schöpfen und die innewohnenden Kräfte wachrufen kann. Das waren zumindest meine Vorstellung und mein Wunsch – die sich nicht erfüllt haben.

So stellt sich nun die Frage, wer eigentlich die Zielgruppe dieses Bandes ist. Die Supernormalen, die erfolgreich ihrer schwierigen Kindheit entronnen sind, dürften es nicht sein, die wissen wohl selbst, wie sie es geschafft haben und was sie prägt. Die, die das nicht geschafft haben, werden mit diesem Band auch keine Hilfe finden. So bleiben als Zielgruppe eigentlich nur Therapeuten und an Psychologie Interessierte übrig. Und das finde ich einfach schade.

Man sollte zudem wissen, dass der Band von einer US-Amerikanerin geschrieben wurde. Das merkt man einfach am Schreibstil und natürlich auch daran, dass die Autorin vor allem Daten aus den USA verwendet. Auch wenn sich die Realitäten in den USA und Mitteleuropa oftmals ähneln – gleich sind sie nicht. Und das sollte man wissen. Ich persönlich fand den Schreibstil etwas zu kurz, abgehackt und wenig fließend. 

Fazit

Ein Buch über Personen, die ihrer schwierigen Kindheit entkommen sind, das aber wenig hilfreich fürs eigene Leben ist. Vor allem psychologisch Interessierten zu empfehlen.