Rezension von Annemarie

Inhalt

Mozart. Bis heute – über zweihundert Jahre nach seinem Tod – fasziniert das Wunderkind, das trotz seiner kurzen Lebenszeit enorm viele wunderschöne Stücke binnen kürzester Zeit geschrieben hat und deren Kompositionen bis heute begeistert gespielt werden und weit verbreitet sind, die Menschen. Zweifellos gilt Wolfgang Amadeus Mozart als einer der größten Komponisten überhaupt. Doch wer war Mozart? Wie sah sein familiärer Hintergrund aus, was prägte ihn, was machte er in seiner Kindheit und Jugend? Wer war sein Vater, was wurde aus seinen Nahfahren und den Nachfahren seiner Schwester? Damit setzt sich Michael Lemster in seinem Werk auseinander.

Der studierte Kulturwissenschaftler, der als freier Publizist und Unternehmensberater arbeitet, begibt sich intensiv auf eine Spurensuche in der Familienhistorie und erläutert Sämtliches, was aus dem Leben der einzelnen Mitglieder der Mozart-Familie bekannt ist. Beginnend mit dem Anfang der Neuzeit und endend mit dem Tod der letzten überlebenden Nachfahrin Leopold Mozarts um 1919, wird im Buch chronologisch die Geschichte der außergewöhnlichen Familie erläutert. So besteht das Werk aus fünf Kapiteln, die jeweils aus drei bis sieben Unterkapiteln zusammengesetzt sind.

Die vordere Einbandklappe enthält eine hochwertige Farbkarte von Zentral-, West- und Südeuropa, auf der Wolfgang Amadeus Mozarts Reisen eingezeichnet sind, auf der hinteren Einbandklappe findet man einen Stammbaum der Mozarts.

Ein ziemlich kurzes Fußnotenverzeichnis, Informationen zu weiterführender Literatur und ein umfassendes Personenregister bilden den Abschluss des Bandes.

Rezension

Zunächst eine wichtige Voraussetzung für das Buch: Man sollte sich schon sehr für die Mozarts, deren Leben und die Geschichte der Familie interessieren. Das ist in Anbetracht des Umfangs des Buches aber auch nicht verwunderlich. So werden sämtliche Fakten, die überhaupt über die Familie bekannt sind, erläutert, ausgeschmückt und in den historischen Kontext eingefügt, auch ist der Inhalt einiger Originalbriefe und -dokumente – zum Teil von den Mozarts selber verfasst – abgedruckt. Wo Dinge nicht bekannt sind, wird oft auch gemutmaßt, was in der Zeit hätte passieren können. Das hat den Vorteil, dass so ein wirklich umfassendes Kompendium über die Mozarts entsteht.

Die Qualität der Bilder im Buch ist leider weniger gut. Das fand ich gerade bei so einem Buch, das die Mozarts dermaßen ausführlich erläutert, ziemlich schade, zumal gute Abbildungen, gute Bilder das Verständnis über das Aussehen der Mozarts doch sehr erleichtert hätten. Auch sollte man beachten, dass bei dem Stammbaum im hinteren Einband des Buchs leider Geburts- und Todesdatum des letzten männlichen Mozart-Nachfahren sowie des Mannes seines Schwester vertauscht sind. Das ist umso ärgerlich, da man auf diese Weise leicht den Verdacht bekommen könnte, der letzte Nachfahre Leopold Mozarts hätte doch noch Kinder gezeugt.

Die Schrift ist relativ geschliffen und fein. Das heißt auch, dass, wer mit Begriffen wie „substantiell“ nicht viel anfangen kann, mit diesem Band vermutlich nicht glücklich wird. Dafür empfand ich den Textfluss als ausgesprochen angenehm. Michael Lemster versteht es, den Leser mit seinen Erläuterungen über die Mozarts in seinen Bann zu ziehen. So ist der Text sehr flüssig und angenehm zu lesen. Gerade Personen, die ein feingeistiges Buch suchen, in dem das Leben von Mozarts Vater und Mozarts gesamte Kindheit sowie seine kurze Erwachsenenzeit aufgearbeitet wird, können mit diesem Band die ideale Lektüre haben. Durch die angenehme Lesbarkeit eignet er sich sehr gut als Lektüre für Mußestunden. Ein weiterer Nutzen ist, dass man nicht nur die Mozarts sehr gut kennenlernt, man beginnt auch, zu verstehen, warum sie so waren und handelten, wie es eben der Fall war. Vor der Lektüre dieses Bandes hatte ich mir oft die Frage gestellt, wie ein Vater wie Leopold Mozart dermaßen streng sein konnte, wie er sein Kind unerbittlich zum Ruhm peitschen konnte, und warum Mozart so eine Arbeitswut hatte. Nach der Lektüre konnte ich das alles – und noch einiges mehr – deutlich besser verstehen und nachvollziehen.

Am schönsten von allem fand ich aber – die Widmung. Sie lautet: Allen liebenden Familien. Das hat mich tatsächlich ziemlich berührt, wird die Stärke der Familienbande für das eigene doch leider allzu oft unterschätzt und die eigene Familie zu wenig wertgeschätzt. Danke, Herr Lemster, daher für diese schöne Buchwidmung!

Fazit

Ein umfassendes Werk, in dem sämtliches Wissen, das über die verschiedenen Mitglieder der Mozart-Familie bekannt ist, zusammengetragen und in fesselnder, feingeistiger und packender Schreibweise verschriftlicht ist. Allen historisch Interessierten, die sich für die Mozarts begeistern können und eine umfassende Lektüre zur Geschichte der Familie suchen, zu empfehlen.