Rezension von Annemarie

Inhalt

Flow. Ein Begriff, der seit einigen Jahren in aller Munde ist. Doch was ist das überhaupt? Das ist ein Zustand, in dem man alles um sich herum vergisst und nur auf seine momentane Tätigkeit konzentriert ist. Dabei empfindet man kaum Anstrengung mehr und spürt Glück. Kein Wunder, dass dieser Zustand so begehrt ist. In den Flow kann man bei vielen Tätigkeiten kommen: Beim Joggen, Tanzen, Musizieren und – auch beim Fotografieren. Flow hat den großen Vorteil, dass man in diesem hochkonzentrierten Zustand in der Lage ist, mit Leichtigkeit sehr gute Leistungen zu vollbringen. Deshalb ist es praktisch, wenn man diesen Zustand auch bei kreativen Tätigkeiten herbeiführt – oder sogar bewusst herbeiführen kann. Und wie das geht, lernt man in Pia Parolins Buch.

Zuerst wird der Zustand des Flow wissenschaftlich fundiert beschrieben und es werden seine Möglichkeiten bei der kreativen Arbeit vorgestellt. So lassen sich auch Blockaden durch zu hohe Selbstansprüche lösen und ein unmittelbarer Zugang zur eigenen Kreativität finden. Folglich geht es zu Beginn des Buches erst einmal um Psychologie: Was bedeutet der Flow, welche Wirkung hat er auf Geist und Seele und wie gerät man am Besten in den Flow? Solche und ähnliche Fragen werde hier beantwortet. Dabei wird wissenschaftlich fundiert argumentiert. Im dritten Kapitel folgen konkrete Hilfestellungen, wie man sich selbst zuverlässig in den Zustand des Flow versetzen und anschließend diesen Zustand gewinnbringend für seine Fotografie einsetzen kann. Dafür werden praktische Anwendungen gezeigt; die Arbeit in Einzelbildern, Serien und komplexen Fotoprojekten dient zur Veranschaulichung der unterschiedlichen Anforderungen und Möglichkeiten für die eigene Fotografie. Ergänzt wird all dies durch Bildbeispiele – diese sind meistens aus dem Bereich Streetfotografie, aber auch Porträtarbeiten und Naturfotografien sind darunter. Am Schluss des Buches bieten verschiedene fotografische Arbeiten der Autorin und Texte von anderen Fotografen Inspiration für die eigene Arbeit.  

Rezension

Zunächst war ich wirklich skeptisch. Der Titel erschien mir doch reichlich esoterisch.
Dieser Eindruck hat sich jedoch als falsch herausgestellt. Man merkt, dass die Autorin Wissenschaftlerin ist und dementsprechend fundiert über das Thema berichten kann. Inspiriert hat mich der Zugang zur Fotografie ohne technische Fragen dabei ständig im Hinterkopf zu haben. Wie die Autorin selbst schreibt, ist für die kreative Arbeit aber die Beherrschung der Grundlagen nötig. Daher ist das Buch eher für Fortgeschrittene zu empfehlen, die an der Weiterentwicklung ihrer eigenen Kreativität arbeiten möchten.

Wer nach Möglichkeiten sucht, seine Kreativität wiederzufinden oder zu verstärken, findet hier folglich viele Inspirationen. Wie nebenbei entwickelt man dabei sich selbst und seine Bilder weiter und entdeckt neue Teile seiner Persönlichkeit.

Die durchgehend farbigen Abbildungen ergänzen sehr gut den Text. Viele der Abbildungen nehmen die Fotoserie als Sujet mit auf, was das vierte Kapitel besonders gut ergänzt. Ob man von einer Autorin geduzt werden möchte ist Geschmackssache, mir persönlich gefällt es ganz gut.

Bei den Beispielen von anderen Fotografen zum Thema Flow hatte ich allerdings ehrlich gesagt etwas mehr erwartet. Leider handelt es sich dabei nur eine dreiseitige Sammlung von Texten über und von berühmten Fotografen. Dies hätte man ohne Probleme in den anderen Kapiteln unterbringen können – so wirkt das Ende leider etwas dünn. Und das ist einfach schade, denn ansonsten ist das Buch inhaltlich und gestalterisch wirklich gut und schön.

Fazit

Eine ganz hilfreiche und ungewöhnliche Anleitung, wie man mit mehr Kreativität fotografiert – und so die Freude am Fotografieren wiederfindet. Allen, die sich genau dies wünschen, zu empfehlen.