Rezension von Annemarie
Inhalt
Eltern, die ihre Kindern nichts mehr zutrauen, die sie nicht mehr allein lassen aus Angst um sie, die sich in die alltägliche Autokolonne vor den Grundschulen einreihen, um das Kind möglichst genau vor der Schultür abzuliefern. Diese Phänomene, die in der heutigen Zeit so verbreitet sind, kennt so gut wie jeder. Doch ist dieses überfürsorgliche Verhalten auch gut für die Kinder? Rita Messmer, die Autorin dieses Bandes sagt: Nein, es ist vollkommen falsch! Und wie und warum das so ist, erläutert sie in diesem Buch.
Bei Messmer handelt es sich um eine Therapeutin und Erwachsenenbildnerin, die sich auf Cranio-Sacral-Therapie spezialisiert hat.
Der Band ist in zwölf Kapitel untergliedert, die jeweils nochmals in mehrere Unterkapitel unterteilt sind. Im ersten Teil „Back to the roots!“ führt die Autorin in die Thematik ein und erläutert erste grundlegende Aspekte. Teil zwei befasst sich mit der Natur, den Instinkten der Kinder. In diesem Kapitel wird erklärt, dass und auf welche Weise Kinder in anderen Kulturen als selbstständigere Wesen behandelt werden. Der dritte Teil befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Sicherheit, welche nach Messmer von entscheidender Bedeutung dafür ist, dass sich ein Kind gut entwickeln kann. Im folgenden Teil erfährt man, wie man die Signale der Babys und Kinder richtig deutet und korrekt darauf reagiert, bevor die Autorin im darauffolgenden Kapitel erklärt, wann und wie Aufmerksamkeit dem Kind schaden kann. Im Anschluss daran erfährt man, wie man durch richtige Behandlung das Kind von innen heraus glücklich macht.
In Kapitel sieben wird erläutert, warum stabile und starke Rahmenbedingungen für die Erziehung des Kindes von dermaßen wichtiger Bedeutung sind. Kapitel acht befasst sich damit, dass Kinder auf Grundlage der Erwartungen der Eltern sich durchaus anpassen können und man den Kindern mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten schenken sollte. Das folgende Kapitel lehrt einen, wie und warum elterliche Führung so wichtig für das sich entwickelnde Verantwortungsgefühl des Kindes ist. Im Anschluss daran wird näher auf den angeborenen Sozialtrieb des Kindes eingegangen. Im elften Kapitel geht die Autorin noch einmal besonders auf das Thema „Gefahren“ ein – das allgemein bekannte Totschlagargument der Helikoptereltern „Was ist, wenn dem Kind etwas passiert?“ ist sicher jedem bekannt. Sie vertritt die These, dass Gefahren zum Leben gehören und der Versuch, das Kind vor allen Gefahren zu schützen stark kontraproduktiv ist. Im letzten, abschließenden Kapitel, das mehr ein Schlusswort darstellt, gibt Messmer dem Leser auf den Weg, im Umgang mit Kindern gelassener zu werden.
Zu Beginn jedes Kapitels ist ein ganzseitiges hochwertiges Farbfoto eines oder mehrerer glücklicher Kinder zu sehen. An mehreren Stellen im Buch findet man zur Auflockerung auch schwarzweiß-Skizzen von Kindern unterschiedlichen Alters. Das Buch ist farbenfroh gestaltet. So hat jedes Kapitel eine Farbe, in der die Überschriften gehalten sind. Generell ist der Band als Lesebuch aufgemacht und sollte von vorne nach hinten durchgelesen werden.
Rezension
An alle Eltern, die ihr Kind leidenschaftlich gern verhätscheln und es am liebsten noch im Klassenzimmer beaufsichtigen wollen: Bitte lest diesen Band nicht, ihr könntet den Schock eures Lebens bekommen. Tatsächlich wird in diesem Buch deutlich gegen die nach Ansicht der Autorin in Deutschland weitverbreitete Unsitte plädiert, seinen Kindern keinen Freiraum mehr zu gönnen und ihnen nichts zuzutrauen. Denn das ist in ihren Augen Gift für die Entwicklung des Kindes zu einem guten, starken und verantwortungsvollen Menschen. Und diesen Ansatz fand ich wirklich gut. Denn das zeigt, dass gerade Eltern, die ihren Kindern mehr Freiraum gönnen und ihnen dafür stabile Strukturen geben, an denen sie sich festhalten können, keine Rabeneltern, sondern im Gegenteil die vernünftigsten Eltern sind.
Zielgruppe sind dieses Bandes sind frischgebackene Eltern oder Eltern in spe, die sich überlegen, wie sie ihr Kind am besten erziehen können. Eltern mit größeren Kindern können ebenfalls von dem Band etwas mitnehmen, nur bedeutet das für die Kinder eine deutliche Umstellung. Daher würde ich das Buch schwerpunktmäßig werdenden Eltern oder Eltern von Babys und Kleinkindern empfehlen.
Messmer schreibt überzeugend und stringent, dafür etwas weniger sensibel. Insgesamt ist das Buch gut und flüssig zu lesen und man erfährt jede Menge Neues, Konkretes zur Erziehung der Kinder. So hat mir das Buch insgesamt sehr gut gefallen.
Fazit
Für alle Eltern von Kleinkindern und werdende Eltern ein sehr lehrreiches und hochinformatives Buch zu einer anderen Art der Erziehung, bei der man den Kindern mehr Freiraum lässt, zugleich mit Konsequenz aber auch klare Grenzen zieht. Aus meiner Sicht ein sehr überzeugender Band.