Sind Sie drogenabhängig? Ein großer Teil der Menschen wird jetzt sicherlich entrüstet verneinen. Zweite Frage: wie viel Zucker essen Sie pro Tag? Und wie oft haben Sie sich vorgenommen, weniger Zucker zu essen, es aber nicht umsetzen können? Tja, da verstummen viele betreten. Und die Parallele zum Verhalten von Drogenabhängigen ist kein Zufall, so Dr. Robert H. Lustig, ein Endokrinologe und Erforscher von Adipositas an der University of California in San Francisco.
Die Produkte der Lebensmittelindustrie – unsere tägliche Nahrung – wirken nämlich ähnlich wie Drogen auf das Gehirn. Lustig meint: Es wird dringend Zeit, dass sich etwas ändert. In diesem Buch erläutert er die Strategien der Lebensmittelindustrie und wie die Lebensmittel auf unser Gehirn und unseren Organismus wirken. Das Buch besteht aus fünf Teilen, die in jeweils zwei bis vier Kapitel unterteilt sind.
Im ersten Teil führt der Autor in die Thematik ein und macht auf die Problematik aufmerksam. Im zweiten Teil „Belohnung, Ekstase im Todeskampf“ geht es darum, wie die Lebensmittel auf das Belohnungszentrum im Gehirn einwirken. Der dritte Teil „Zufriedenheit – der Glücksvogel“ handelt davon, auf welche Weise industriell verarbeitete Nahrung Zufriedenheit erzeugen kann. Glossar, Anmerkungen und ein Register mit den verschiedenen für dieses Buch verwendeten Quellen sind im Anhang vorzufinden.
Rezension
Was für ein bemerkenswertes und aufrüttelndes Buch! Das ist mein Haupteindruck von diesem Buch mit Bestseller-Potenzial. Lustig schreibt auf Grundlage wissenschaftlicher Quellen und gut nachvollziehbar. Dabei geht er durchaus auch tief in die Materie und erläutert die Prozesse, die im Körper nach dem Verzehr vieler industriell verarbeiteter Lebensmittel ablaufen. Zugleich hat der Autor einen auffordernden Schreibstil, der einen anregt, aktiv zu werden. Es ist sehr ausführlich und am Ende des Buches hatte ich das Gefühl, wirklich Bescheid zu wissen – leider. So war mir das Buch teilweise zu ehrlich, so blöd das jetzt klingt. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass mein über mein ganzes bisheriges Leben eingewöhntes und irgendwie auch liebgewonnenes Essverhalten eine einzige Lüge ist. Es ist nun einmal nicht sehr angenehm, zu erfahren, dass der Körper auf viel vom industriell verarbeiteten Essen ähnlich reagiert wie auf Drogen.
Das hängt aber nicht damit zusammen, dass das Buch schlecht ist, im Gegenteil, ich fand das Buch ausgesprochen gut, gerade weil es wissenschaftlich fundiert ist und interdisziplinär, das heißt nicht nur aus naturwissenschaftlicher Sicht geschrieben ist, sondern auch sozialwissenschaftliche und andere Aspekte beinhaltet.
Fazit
Man sollte auf jeden Fall vor dem Lesen des Bandes eine Grundbereitschaft aufweisen, sein Essverhalten zu verändern. Gerade für Menschen, die im Beruf fest eingebunden sind oder aus anderen Gründen nicht auf hausgemachtes Essen zurückgreifen können, wird dieses Buch zwar die Augen öffnen, aber sie können mangels Gelegenheit vermutlich nur wenige Veränderungen ihres Essverhaltens durchführen. Die veranschaulichenden Diagramme und Abbildungen sind allesamt hochqualitativ, gut erkennbar und verständlich und helfen, das Geschriebene besser zu verstehen, bzw. geben weitere Informationen.
Ein sehr informatives und aufrüttelndes Buch auf wissenschaftlicher Grundlage, das einen anregt, das eigene Essverhalten zu hinterfragen und zu verändern. Für alle, die bereit dazu sind, sehr empfehlenswert.