Rezension von Annemarie

Der Tod wird in der heutigen Gesellschaft zumeist verdrängt. Doch was genau passiert eigentlich in unserem Körper und mit unserem Körper vor dem Tod, während dem Sterben und nach dem Tod? Darüber schreibt der mehrfach ausgezeichnete Reporter Roland Schulz in seinem Buch. Das Buch beginnt zu dem Zeitpunkt, an dem einem mitgeteilt mit, dass man sterben muss und in absehbarer Zeit sterben wird. Von da an geht Schulz chronologisch die Ereignisse durch. Die Beschreibung der Geschehnisse mit dem Körper endet mit der Verbrennung des Leichnams.
Das Buch beginnt mit dem Teil „Sterben“. Dieser Teil geht bis zum Eintritt des Todes. Es folgt das umfassendste Kapitel „Tod“, welches die Geschehnisse vom Zeitpunkt des Todes an bis zur Beerdigung der Urne umfasst. Im letzten und kürzesten Teil wird über die Trauer der Angehörigen und Bekannten geschrieben.

Dabei erläutert Schulz sowohl, was man als Sterbender selbst erlebt, als auch was mit dem Körper und der Umgebung in der Zeit passiert. Ab dem Zeitpunkt, zu dem der Tod eingetreten ist, wird nur noch erläutert, was mit dem Körper in der heutigen Gesellschaft in Deutschland passiert, welche Schritte er durchläuft, und was innerhalb des Körpers vor sich geht. Es schließen sich Nachwort, Dank und ein ziemlich umfassendes Literaturverzeichnis mit weiterführender Literatur an.

Rezension

Dieses Werk lässt niemanden kalt. Schulz schreibt sensibel, aber auch schonungslos ehrlich. Er spricht den Leser zudem durchgehend direkt als dem Sterbenden an „Du leidest“, „Du stirbst“, „dein Körper verwest“, „um dich trauern die Angehörigen“. Das kann schon ziemlich harter Tobak sein und einen doch recht fertig machen. Zumal die Sterbeindustrie im heutigen Deutschland dermaßen durchgetaktet ist, dass bei denen, die sich berufsmäßig mit dem Tod beschäftigen, kaum Platz für Sentimentales ist und der Leichnam tatsächlich im Wesentlichen nur als Sache behandelt wird. Folglich empfehle ich das Buch nur Personen, die psychisch stabil und gesund sind und bereit sind, sich auf ein ziemlich trauriges, absolut ehrliches und nicht beschönigendes Buch einzulassen.

Dafür ist er aber ziemlich interessant. Denn man erfährt genau, was alles um Umkreis des Sterbens passiert. Der Inhalt wirkt wirklich gut recherchiert und ist sehr spannend zu lesen. Folglich konnte ich, auch wenn mich die Thematik schon etwas mitgenommen hat, kaum mehr aufhören, zu lesen.

Der Fokus des Bandes ist vor allem ein sozialwissenschaftlicher. Natürlich werden auch die Geschehnisse innerhalb des Körpers naturwissenschaftlich erläutert, allerdings geht Schulz hier nicht sehr in die Materie. Dies fand ich auch ganz gut, denn das hätte den Band nur aufgebläht. Wer hingegen primär an den biologischen Vorgängen im Körper interessiert ist, wird sich mit diesem Buch keinen Gefallen tun. Wer sich dafür interessiert, welche Verwesungsstadien unser Körper durchläuft, ist mit diesem Band ebenfalls vollkommen falsch bedient. Schließlich geht Schulz hier von dem Durchschnittdeutschen aus, und es werden mehr Leichen in Deutschland via Feuer- als via Erdbestattung begraben. Folglich entfällt der Verwesungsprozess des Leichnams unter der Erde.

Wer hingegen wissen möchte, was mit einem gegen und nach dem Ende des Lebens geschieht, wer vielleicht selbst in naher oder fernerer Zukunft sterben muss und vorbereitet sein möchte, oder wer einen Angehörigen oder guten Freund hat, der bald sterben muss, wird mit diesem Band einen sehr hilfreichen Ratgeber finden, in dem zwar nicht direkt Tipps gegeben werden, aber durch die Erläuterungen vieles aufgeklärt wird.

Fazit

Ein sensibel, schonungslos ehrlich geschriebenes Buch, in dem das, was mit dem Sterbenden bis zum Tod und dem Leichnam ab dem Tod bis zur Beerdigung passiert, erläutert wird. Allen psychisch gesunden Personen zu empfehlen, die sich für die Thematik interessieren.