Rezension von Mona

Inhalt

„Ich fand Mittel und Wege, mich in der Sichtbarkeit unsichtbar zu machen und einen Hunger zu füttern, der niemals gestillt werden konnte – der Hunger danach, dass es aufhörte wehzutun.“ (S. 68)

Dies ist kein Ratgeber. Kein Buch, in dem man riesige Erfolge bestaunen und verblüfft Vorher-Nachher Bilder betrachten kann. Das macht uns Roxane Gay zu Anfang des Buches klar. Sie möchte nicht, dass man sie als Wunderwaffe der Abnehm-Industrie wahrnimmt und sich von dem Buch DAS Geheimnis erhofft, welches die Kilos purzeln lässt.

Dies ist die Leidensgeschichte einer Frau, die aufs Schlimmste traumatisiert und gedemütigt wurde und sich betäubt und immer mehr wächst, um auf der einen Seite zu vergessen und sich auf der anderen Seite vor neuen Schäden zu schützen, die ihr angetan werden könnten von Menschen, die sich einfach andere Körper nehmen.

Rezension

Die Aussage des Buches ist: Denkt verdammt nochmal über eure eigenen Grenzen hinaus. Beäugt nicht einen stark über- oder untergewichtigen Körper und zieht eure Schlüsse, denn das könnt ihr nicht. Damit seid ihr Teil eines Kreislaufs, der einen kranken Menschen nicht gesunden lässt, denn der Körper ist nicht das Problem, er ist die Konsequenz eines Problems. Und dieses Problem verdient in der Regel Mitgefühl und Verständnis, keine Abwertung.

Roxane Gay erzählt in dem Buch davon, wie es ist, erst als überernährter Körper wahrgenommen zu werden, bevor überhaupt ein Interesse für den Menschen, der darin steckt, entsteht. Wie entwürdigend es ist, in keinen Stuhl zu passen und seine Ausflüge danach zu auszulegen, ob es in dem jeweiligen Etablissement passende Sitzmöglichkeiten gibt. Wie kräftezehrend es ist zu versuchen sich kleinzumachen und möglichst wenig Raum einzunehmen, einfach, um nicht zu stören.

Der Autorin wurde in der Kindheit das ungefähr grauenvollste angetan, was ein Mensch erdulden muss. Sie wurde von einer Gruppe Jungs vergewaltigt und liegen gelassen, sie hatte nicht den Mut sich jemandem zu öffnen aus Scham darüber, jemand könnte sie für unzüchtig halten. Sie hat begonnen, ihren Körper zu deformieren und unattraktiv werden zu lassen, um Männern nicht mehr aufzufallen oder gar zu gefallen. Sie hat einen notorischen Hass auf ihren Körper entwickelt.

„Ich hatte mir das selbst angetan. Es ist mein Fehler und meine Verantwortung. Das ist es, was ich mir selbst erzähle, obwohl ich die Verantwortung für diesen Körper nicht allein tragen sollte.“ (S. 22)

Und trotz allem, trotz der Tatsache dass sie ein Leben lang zwei Baustellen in ihrem Leben hat; der Umgang mit dem Trauma und der liebevolle Umgang mit dem eigenen Körper, spricht das Buch einem Mut zu. Die Autorin sagte von Vornherein es würde kein Happy-End geben und doch schimmerte immer auch Hoffnung durch und vorallem eine eindrucksvolle Persönlichkeit, der ich gerne gefolgt bin, auch wenn es wehtat. Trotz allem ist sie immernoch hier und schenkt uns ihre Worte und zeigt uns, dass es absolut nicht falsch ist einen Hunger zu verspüren, nämlich den Hunger aufs Leben.