Rezension von Annemarie

Inhalt

Zucker. Das Suchtmittel der Neuzeit. Immer mehr Menschen rund um den gesamten Globus sind geradezu abhängig von dem süßen Lebensmittel, immer mehr Menschen leiden deshalb unter Übergewicht und dessen gesundheitlichen Auswirkungen, haben Karies oder bekommen gesundheitliche Schäden. Gründe genug, den eigenen Zuckerkonsum zu hinterfragen. Gerade der Industriezucker, der intensiv verarbeitet ist, schreckt mittlerweile relativ viele Menschen ab – gerade diejenigen, die Wert auf eine gesundheitsbewusste Ernährung legen. Und für all diejenigen, die keinen Zucker mehr essen wollen, aber dennoch nicht bereit sind, auf den Genuss eines guten Stücks Kuchen zu verzichten, ist dieses Backbuch verfasst. Dessen Autorin, Susann Kreihe, hatte ebenfalls irgendwann genug vom hohen Zuckerkonsum. Und deshalb hat sie kreativ eigene Kuchenrezepte erfunden bzw. ausgearbeitet, die ohne Industriezucker auskommen.

Dabei wird folgende Alternativen zum Industriezucker zurückgegriffen: Apfelmark, Ahornsirup, Agavendicksaft, Bananen, Kokosblütenzucker, Honig, Reissirup und Trockenfrüchte.

Unterteilt ist das Werk je nach Kuchenart. Nach einer Einleitung und einigen Grundinformationen zu den verwendeten Industriezuckeralternativen stehen im zweiten Kapitel Rezepte zu Klassikern mit Rührteig. Im Anschluss daran stellt Kreihe ihre Rezepte zu Klassikern mit Mürbeteig vor, bevor es zu den Kuchenklassikern mit Biskuit und im Anschluss mit Hefeteig geht. Törtchen, Teilchen etc. findet man im folgenden Kapitel. Kurzinformationen zu den Grundrezepten schließen den eigentlichen Inhalt ab. Register und Impressum bilden den Abschluss des reich mit schönen Farbfotos bebilderten Werkes.

Rezension

Ein Backbuch ganz ohne Zucker. Das versprach der Titel und das klang spannend. Und daher habe ich mich auch ziemlich auf den Band gefreut.

Ich muss aber ganz ehrlich sagen: Leider hat der Band meinen Erwartungen nicht entsprochen. Was mir vor der Lektüre nicht klar war: Auf Zucker wird gar nicht verzichtet; es werden schlicht Alternativen zum Industriezucker genutzt. Nur: diese sind – und das ist wissenschaftlich nachgewiesen – nur minimal oder gar nicht gesünder als Industriezucker. Und wer ein Glas Apfelsaft voller „gesundem“ Fruchtzucker trinkt, hat danach trotzdem jede Menge Zucker zu sich genommen. So kann man bei übermäßigem Apfelsaftkonsum genauso leicht dick werden wie bei übermäßigem Brausekonsum. Ebenso kann man von Zuckeralternativen genauso gut süchtig werden wie von raffiniertem Zucker. Und die genannten Zuckeraustauschstoffe können ebenso gut Karies verursachen – Völker, in denen viele Datteln und andere süße Fruchterzeugnisse gegessen werden, beweisen das. Zucker ist und bleibt Zucker. Entscheidend ist vor allem die Menge. Somit hatte ich offen gesagt den Eindruck, die Autorin verkauft ihre Rezepte als sehr viel besser und gesünder als sie eigentlich sind.

Nun sind die angegebenen Zuckeralternativen auch noch allesamt und ohne Ausnahme ziemlich teuer, das heißt, man kann erst einmal jede Menge Geld hinblättern, bevor man überhaupt das erste Mal ein Rezept ausprobieren kann. Wenn man nicht in der Stadt lebt, kommt man an viele der Zuckerersatzstoffe zudem kaum ran. In meinem nahegelegenen Discounter finde ich jedenfalls gerade einmal einen Bruchteil der genannten Industriezuckeralternativen. Damit konnte ich einen Großteil der Rezepte erstmal streichen. In dem Fall hätte man doch wenigstens pro Rezept mindestens zwei Zuckeralternativen angeben können. Und das Entscheidende: Von der Industriealternative wird gar nicht weniger Menge verwendet als vom Industriezucker selbst.

Man bekommt also Kuchenrezepte vorgesetzt, die allein durch den Austausch des Zuckers deutlich mehr Geld kosten als Rezepte für herkömmliche Kuchen. Und dann sind diese Rezepte noch nicht einmal wirklich gesünder als die herkömmlichen. Da esse ich doch lieber ein Stück Kuchen raffiniertem Zucker. Dann weiß ich wenigstens, dass jetzt etwas Gesundes folgen sollte, belüge mich nicht selbst nach dem Motto „Der Kuchen war aber wirklich gesund, jetzt kann ich gleich noch etwas Ungesundes hinterherschieben!“. Und ernähre mich so besser, als wenn ich auf die teuren Kuchenrezepte aus diesem Band ausweiche. Daher finde ich die Rezepte nicht nur ziemlich nutzlos, sondern auch kontraproduktiv.

Zweifellos: Das Layout ist ziemlich hübsch und modern, die Bilder nett anzusehen, die Rezepte gut erläutert. Nur – was nützt all das, wenn die Rezepte weder gesund noch günstig sind? Das Entscheidende bei einem Backbuch sind nun einmal die Rezepte. Daher kann ich den Band, obwohl ich den ursprünglichen Ansatz des zuckerfreien Backens sehr interessant fand, leider nicht weiterempfehlen.

Fazit

Ein Band, in dem Kuchenrezepte mit Industriezuckeralternativen vorgestellt werden. Allen zu empfehlen, die beim Kuchenbacken nur auf Industriezucker verzichten wollen und kein Problem mit anderen Zuckerarten haben.