Rezension von Annemarie

Inhalt

Wenn Frauen ein oder mehrere Kinder bekommen, treffen auf sie oft ziemlich hohe Erwartungen. Sie sollen ihr Leben dem ihrer Kinder unterordnen und ihr Wert wird oft genug daran gemessen, wie gut – wobei „gut“ subjektiv ist – sie sich um ihre Kinder kümmern. Schluss damit, sagt Susanne Mierau, räumt in diesem Buch mit Vorurteilen gegenüber Müttern auf und erläutert Faktenbasiert, warum das so ist.

Mierau ist Kleinkindpädagogin und seit 2011 selbstständig als bedürfnisorientierte Elternberaterin tätig. Sie hat zudem einen Blog, auf dem sie regelmäßig postet.

Das Taschenbuch besteht aus zehn Kapiteln. Mierau beginnt nach einem Vorwort mit einem einleitenden Kapitel, in dem sie die Suche nach einem individuellen, anderen Mutterbild erläutert. In Kapitel zwei geht die Autorin eher kurz auf die Mutter in der Historie ein, bevor sie im anschließenden Kapitel erläutert, was für eine bindungsorientierte Erziehung notwendig ist. Die innere Mutterstimme ist Thema des folgenden Kapitels, bevor darüber aufgeklärt wird, dass wir Frauen als Mütter längst nicht so frei sind wie uns oft weisgemacht wird, vielmehr sind wir – oft auch unbewusst – diversen äußeren Einflüssen ausgesetzt, denen wir versuchen, nachzukommen. Im Anschluss daran wird erklärt, wie wichtig die Selbstfürsorge ist, bevor näher auf den weiblichen Körper eingegangen wird. Dabei plädiert die Autorin auch dafür, den eigenen Körper wirklich als denjenigen anzunehmen, über den man als Mutter selbst verfügen kann und sollte. Die Frage, wie viel Pädagogik für das eigene Kind notwendig und sinnvoll ist, ist Thema des achten Kapitels, bevor die Thematik Nähe – Distanz von Mutter und Kind beleuchtet wird. Im zehnten und letzten Kapitel setzt sich Mierau näher mit dem Mutterbild und Müttern in den sozialen Medien auseinander. Den Abschluss bilden Nachwort, ein umfangreiches Anmerkungsverzeichnis sowie ein Verzeichnis mit weiterer interessanter und möglicherweise relevanter Literatur.

Rezension

Mütter sind so vielen verschiedenen Einflüssen ausgesetzt. Tut dies, tu jenes, heißt es von allen Seiten – doch egal wie man es macht: Es ist irgendwie immer verkehrt. Daher fand ich diesen Band interessiert und war neugierig auf ihn.

Und wie der Titel schon andeutet: Es geht nicht nur darum, Mutter zu sein, sondern auch, selbst zu sein. Was nützt einem Kind eine Mutter, die alles für dieses tut, sich dabei aber selbst kaputtmacht und kreuzunglücklich ist? Ein gesundes Maß an Egoismus, darauf zu achten, sich selbst weiterhin zu achten und nicht zu verlieren, ist nach Ansicht von Frau Mierau enorm wichtig. Und: Es gewisses Maß an Dickfelligkeit, indem man eben nicht ständig auf all die tollen Ratschläge von allen Seiten hört, in denen einem sämtliche Personen aus dem Umfeld vorschreiben wollen, wie man als Mutter zu sein hat. Dabei wird klar: Wir Deutschen brauchen ein Umdenken in Bezug auf die öffentliche Wahrnehmung von Müttern und deren Behandlung. Das fand ich gut, ebenso Mieraus selbstbewusste Argumentation.

Etwas unglücklich fand ich jedoch, dass die Erfahrungsberichte der einzelnen Personen in hellgrauen Kästchen hervorgehoben sind. Das wäre ja an sich kein Problem, nur blöderweise wurde in diesen Kästchen auch die Schriftfarbe geändert und ist dort nicht mehr schwarz, sondern dunkelgrau. Und dunkelgraue Schrift auf hellgrauem Untergrund finde ich nicht gerade einfach zu lesen.

Nun aber zu einem ziemlich großen Nachteil des Bandes. Ich finde einen Preis von knapp 19 Euro für ein Taschenbuch, das keine Bilder enthält, innen nicht farbig gestaltet ist, gerade einmal 250 Seiten hat und auch keine bahnbrechenden Erkenntnisse enthält, einfach zu viel. Zu einem solchen Preis bekommt man gewöhnlich hochqualitativere Bücher mit mehr relevantem Inhalt.

Zudem sollte man wissen, dass der Band die Meinung der Autorin widerspiegelt. Diese muss nicht immer die Meinung sein, die auch vollkommen korrekt ist. So schreibt Mierau, dass alleinerziehende Mütter deutlich mehr Mühe und weniger Lebensqualität haben als Mütter, die in festen Beziehungen leben. Blöderweise habe ich nun viele Alleinerziehende kennengelernt, die sehr glücklich sind, die Trennung von ihrem Partner keineswegs bereuen bzw. einen Partner nicht vermissen – und einsam fühlen sie sich auch nicht, wenn sie ein stabiles soziales Netz haben. Auch wenn ich einen großen Teil von Mieraus Argumenten stimmig finde – ein Teil ist es eben aus meiner Sicht nicht. So ist der Band allenfalls eine Inspirationsquelle, der Denkanstöße liefert. Diese sollten – so meine Empfehlung – durchaus kritisch hinterfragt und nicht einfach so angenommen werden.

Fazit

Ein Band, der Müttern, die von den an sie gestellten Aufgaben überfordert sind, den Mut gibt, einfach sie selbst zu sein – leider mit einem weniger guten Preis-Leistungsverhältnis.