Rezension von Ulrike

Inhalt

Das gebundene Buch im Format 19 x 11,4 cm umfasst 132 Seiten. Sybil Gräfin Schönfeldt erzählt Lebensgeschichten von Männern und stellt die Verbindung zum Kochen dar. Viele der beschrieben Männer haben Mahlzeiten genossen, solange für sie gekocht wurde. Doch in Zeiten in denen sie alleine lebten, wurde deutlich, dass die Lebensqualität sehr eng mit der Art der Ernährung verbunden ist. Fast Food ist hier keine befriedigende Lösung. Den Mut zu finden sich selbst an den Herd zu wagen und Rezepte so nach zu kochen, dass es schmeckt wie früher, ist ein echtes Abenteuer. Der kleine Leseband enthält Geschichten und Rezepte. Die Kochanleitungen sind fett gedruckt und schnell wiederzufinden. Es wird zum Beispiel von einem Großvater berichtet, der Mehlsuppe kocht, von kreolischen Tomaten, von Zimtsternen, Zuckerschnitten und von Schmelzkartoffeln. Die Autorin erzählt von ihrem Großvater, der erst seiner Frau in der Küche half, weil er gerne mit ihr zusammen war und sich dann, in den schlechten Zeiten, auf den Weg machte zum Einkaufen und zum Rezepte suchen. So kam es auch dazu, dass er das Rezept für „Holsteiner Braune Kuchen“ erfuhr. Ein anderer alter Mann entwickelte sich zum Frühstücksliebhaber, es gab Speck und Eier und auch Pfannkuchen. Es sind auch ungewöhnliche Koch-Ideen beschrieben wie die Eierspiele bei denen Eier gemeinsam mit Pellkartoffeln gekocht werden. Aus den hart gekochten Eiern lassen sich allerlei kleine Gerichte kreieren. Auch Goethe gehörte am Ende seines Lebens zu den „Großen, alten Männern“ die sich in der Küche an einfachen und sparsamen Gerichten versuchten.

Fazit

Ein literarisches Lesebändchen mit überraschenden Rezepten nicht nur für alleinlebende Männer. Sybil Gräfin Schönfeldt lässt die Leser und Leserinnen teilhaben an ihren persönlichen Empfindungen, Erlebnissen und Begegnungen mit Männern die als Witwer hilflos in der Küche stehen. So manche Geschichte scheint aus einer anderen Zeit zu sein. Eine Zeit, in der die Frauen in der Küche herrschten und der Mann versorgt wurde. Etwas was in unserer modernen Welt vielleicht befremdlich klingt. Kochende Männer und Frauen die keine Zeit oder auch kein Interesse am Kochen haben gehören zu unserem Alltag. Dennoch kennen wir alle den fast 100 jährigen Nachbarn, den alten Onkel oder den Großvater und unversehens beginnen wir zu verstehen. Die Autorin berichtet einfühlsam aus dem Leben der Menschen und schildert die Freude, die sich beim Kochen entwickelt. Schon das Einkaufen kann zu einem Abenteuer werden und der Gang zum Markt bereichert das Leben von den Menschen die entdeckt haben, dass Essen nicht nur Nahrungsaufnahme bedeutet. Das Ganze ist angereichert mit zahlreichen Rezepten, Tipps und Tricks. Das Büchlein ist ein kleiner Leseschatz, der liebevoll vermittelt wie gerne Sybil Gräfin Schönfeldt selbst kocht. Es gelingt, ihr zu vermitteln, dass das Leben durch die bewusste Zubereitung von Nahrungsmitteln wieder lebenswert wird. Ein Buch das das Potenzial hat Menschen zu verzaubern und sie gleichzeitig vorsichtig an die Hand nimmt und sagt „Komm trau dich, nimm den Kochtopf, einige Zutaten und versuche es“. Das Kochbuch für den großen, alten Mann ist nicht nur für diese Gruppe geschrieben. Es hilft allen die einen großen, alten Mann kennen ihre Geschichten und Hintergründe zu verstehen. Vielleicht liest ein Enkelkind dieses Buch und beginnt, anstatt Essen auf Rädern für den Opa zu bestellen, zuzuhören was es früher zu essen gab. Recherchieren was man benötigt, einkaufen, gemeinsam kochen und genießen. Ich kann mir vorstellen, dass so eine ganz neue Verbindung und Nähe entstehen kann.

SYBIL GRÄFIN SCHÖNFELDT, KOCHBUCH FÜR DEN GROSSEN ALTEN MANN132 S. / Geb. / € 20,– / ISBN 978-3-0360-6003-3