Rezension von Annemarie

Setzt man einen modernen Menschen ohne Hilfsmittel in eine ihm unbekannte Gegend und er soll sich orientieren, ist er meistens verloren. Besonders wenn die Sonne nicht scheint, fällt den meisten Menschen eine Orientierung in unbekanntem Terrain sehr schwer. Doch wie haben dann unsere Vorfahren überlebt? Sie konnten, was wir inzwischen längst verlernt haben: nämlich die Zeichen der Natur lesen und aus ihnen erfahren, wo sie sich befinden.

Tristan Gooley zeigt in diesem Buch, wie das geht. Dabei kommt er auf längst vergessenes Wissen zurück und weist nach, dass die Natur eine riesige Fülle von Informationen bietet – man muss sie nur entschlüsseln können. Doch sie zeigt einem nicht nur zuverlässig die Himmelsrichtung an, sie offenbart auch eine Fülle weiterer Informationen, etwa den Säuregrad des Bodens oder – sehr nützlich – welche Naturgewalten auf das Gebiet besonders einwirken und ob man aus Sicherheitsgründen die Gegend nicht lieber schnellstmöglich verlassen sollte. Diese Informationen flicht Gooley ebenfalls in seinen Text ein. Zwischendurch beschreibt der Autor seine Ausflüge mit den Dayak, einem in Borneo einheimischen Volk.

Das mit ca. 350 Seiten Inhalt (ohne Anhang) sehr umfangreiche Buch ist in 22 Kapitel aufgeteilt. In ihnen beschreibt Gooley die unterschiedlichsten „Wegweiser“ der Natur und wie man diese für sich nutzen kann. So kann man sich nicht nur durch die Analyse des Bodens in der Gegend, sondern auch anhand der Bäume, Tiere, Flechten und sogar anhand von Schnee orientieren. Doch nicht nur die ursprüngliche Natur, auch Städte liefern umfassende Informationen zur Orientierung. Auch darauf geht Gooley umfassend ein.

Zum besseren Verständnis sind die Erläuterungen immer wieder mit veranschaulichenden Zeichnungen untermalt, sowie mit einigen Schwarzweiß-Fotos.

Rezension

Gooley sagt selbst: Wer die Natur aufsucht, um die Seele baumeln zu lassen und nicht nachdenken zu müssen, wer sich nur an ihr erfreuen möchte, sollte dieses Buch nicht lesen. Wer jedoch mit wachen Augen seine Umwelt sehen will, darauf gespannt ist, was sie alles für Informationen bietet, ihre kleinen und größeren Wunder entschlüsseln möchte, sie besser kennenlernen will und einfach mehr sehen möchte als andere, für den ist dieses Buch wunderbar geeignet.

Ich persönlich habe sehr lange gebraucht, bis ich Gooleys Werk durchhatte. Die Fülle an Informationen ist einfach enorm hoch, sodass man nach jeder neuen Information eigentlich erst einmal nach draußen gehen und ausprobieren müsste, ob man sie auch selbst erkennt und lesen kann. Auch das Verinnerlichen der verschiedenen Ratschläge braucht viel Zeit. Das macht aber auch viel Spaß und wurde von mir keineswegs als mühevoll angesehen.

Es ist einfach toll, wenn man die Umwelt, von der man doch eigentlich dachte, dass man sie schon ganz gut kennt, komplett neu kennenlernt und lernt, sie aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten. Durch die vergleichsweise kleinteilige Aufteilung in Kapitel und Unterüberschriften kann man immer wieder in das Buch reinblättern und die Informationen leicht finden. Und der Informationsgehalt ist so hoch dass man beim Blättern immer wieder auf neue interessante Tipps stößt.

Die Erläuterungen des Autors sind klar und meist unmissverständlich, die Zeichnungen hilfreich. So bin ich von Gooleys Werk einigermaßen begeistert. Die Fülle und Qualität an Informationen, der gute Schreibstil und vor allem die Chance, die Umwelt um einen herum mit ganz anderen Augen kennenzulernen, haben mich überzeugt.

Fazit

Ein wunderbares Buch über die Eigenheiten und Besonderheiten der Natur und wie man sie für sich nutzen kann, das aus meiner Sicht das Zeug zum Klassiker hat. Besonders für aufmerksame Naturliebhaber und Menschen, die sich viel draußen aufhalten, ein ausgesprochen gut geeignetes Buch.