Udo Schroeter: Ein Mann, ein Meer

Rezension von Annemarie

Inhalt

Das ursprüngliche Dasein des Mannes war viele Jahrtausendelang vom Leben als Jäger und Sammler geprägt. Dieses prägte ihn in seiner Existenz, schaffte Lebenszweck, Sinn – bestärkte ihn in seiner Männlichkeit. Das heutige Dasein als zumeist tagtäglich viele Stunden sitzende Bürogestalt unterscheidet sich von dem grundlegend. Und so ist es kein Wunder, dass Männer sich ihrer Männlichkeit nicht mehr vollständig bewusst sind und sie keine wirkliche Erfüllung und innere Zufriedenheit verspüren.

Und genau das hat Udo Schroeter, langjähriger Inselbewohner und Autor dieses Buches, gemacht. Er bietet sogar Seminare an, in denen er mit Männergruppen in die Wildnis, an einen unbewohnten Strand, geht, um dort mit ihnen das ursprüngliche Leben als Jäger und Sammler wiederzuentdecken und aktiv zu leben. Über die Erlebnisse und Erfahrungen der Gruppe schreibt er nun in diesem Buch.

Das Buch setzt sich aus insgesamt 45 Kapiteln zusammen, die zwischen ein und elf Seiten Umfang haben. In diesen werden die unterschiedlichen Männertypen vorgestellt, die sich während der Zeit am Meer herauskristallisieren und die sich durch unterschiedliche Fähigkeiten und Begabungen auszeichnen, ebenso wie Erkenntnisse, die während dieser Zeit getroffen werden. Zudem werden Geschichten über die Zeit am Meer erzählt.

Im Buch verteilt sind mehrere kleinere Schwarzweiß-Zeichnungen und auch einige Schwarzweiß-Fotos.

Rezension

Ein Buch über die ursprüngliche Männlichkeit. Ein interessantes Thema. Und eine interessante Umsetzung.

Ich muss sagen, ich fand den Band etwas unzusammenhängend geschrieben. Zunächst wird man quasi in die Situation hineingeworfen. Es gibt keine Informationen zum Kontext, dazu, was Schroeter genau in der Natur macht und warum er das macht, was also sein Antrieb ist. Es wird nicht gesagt, aus welchem Antrieb die Männer zusammenkamen, welche Hilfsmittel ihnen zur Verfügung stehen, wo sich der Ort überhaupt befindet, ob gegebenenfalls Zugang zu medizinischer Versorgung besteht, ob Infrastruktur in der Nähe ist, Verkehrswege fußläufig zu erreichen sind, quasi eine Art Wildnis light – nichts. Und ohne dieses Wissen ist die Situation, in der sich die Männer befinden, sehr schlecht zu verstehen. So konnte ich mich in das Buch leider nur sehr schlecht einfühlen.

Schroeter schreibt in kurzen Sätzen, schmückt nicht viel aus, schildert vor allem Momentaufnahmen. Über welchen Zeitraum sich die Momentaufnahmen erstrecken, ob die Männer Tage, Wochen, gar Monate in der Wildnis sind, erfährt keiner. Zweifellos – die Erlebnisse und Erkenntnisse von Schroeter und das, was er dem Leser an Wissen über die ursprüngliche Männlichkeit weitergibt, das seit Urzeiten bestehende Männliche, das die Männer – oft unterbewusst – noch immer prägt, sind interessante Fakten und Udo Schroeter scheint ein relativ umfassendes Wissen über die Natur zu besitzen. Nur – ein sonderlich guter Autor ist er aus meiner Sicht leider nicht. Und das ist dann, wenn man ein Buch wie dieses schreibt, von elementar wichtiger Bedeutung. Der Inhalt selbst war aus meiner Sicht nett – so ist der Band insgesamt sehr ruhig, teilweise fast schon meditativ, verfasst und als Lesebuch zur Entspannung gut geeignet – ich hätte aber deutlich mehr Tipps in Bezug auf das Überleben in der Wildnis gewünscht.

Ferner fand ich das Inhaltsverzeichnis etwas unübersichtlich. Die 45 Kapitel hätte man meiner Meinung nach gut in Teile untergliedern können, dann wäre die Orientierung im Buch deutlich leichter gefallen. Dafür kann man die Lektüre aber sehr gut in vielen kleinen Schritten lesen. So ist sie besonders gut dafür geeignet, wenn Mann zwischendurch kurz aus dem stressigen Alltag aussteigen möchte.

Dazu muss ich auch sagen: Ich bin weiblich. Vielleicht ist das Buch so zugeschnitten, dass nur echte Kerle etwas damit anfangen können. Daher vermute ich, dass die Rezension – von einem Mann verfasst – möglicherweise positiver ausgefallen wäre.

Fazit

Ein aus dem Kontext heraus geschriebenes Lesebuch, das aber einige interessante Gedanken und Anstöße zum Mannsein, zum männlichen Instinkt, beinhaltet und sich gut zur Entspannung, zum Zur-Ruhe-Kommen, gerade für männliche Personen eignet.