Rezension von Annemarie

Inhalt

Wir Lebewesen sind egoistisch, im Kern geht es jedem Lebewesen nur darum, die eigenen Gene in möglichst vielen Exemplaren in die folgenden Generationen zu bekommen. Das ist der Antrieb allen Handelns. Der Kampf ums Dasein bestimmt alles und ist allem übergeordnet. So lernt es heutzutage jeder im Biologieunterricht. Doch woher kommt es dann, dass Tiere anderen, oft nicht mal mit ihnen verwandten, Individuen helfen, diese unterstützen? Und diese Kooperationen sich scheinbar in der Evolution bei vielen Tierarten durchgesetzt haben?

In seinem Buch erläutert Volker Arzt, ein Diplomphysiker, Wissenschaftsjournalist, Autor und Moderator, der vielfach ausgezeichnet wurde, dass Kooperation im Tierreich erstaunlich häufig vorkommt und sehr viele Tierarten Kooperationen eingehen und scheinbar komplett uneigennützig anderen helfen. Dafür nehmen sie eigene Nachteile inkauf und setzen zum Teil sogar ihr Leben aufs Spiel. Dennoch steht das Ganze laut Arzt nicht im Widerspruch zur Evolutionstheorie, zu Darwins „Survival of the fittest“. Und warum das so ist, erklärt er in dem Werk. Im Einzelnen beschreibt er das Verhalten unterschiedlicher Tierarten, wie diese einander unterstützen und teils hochkomplexe und komplizierte Kooperationen eingehen. Darauf aufbauend erläutert er im Anschluss, wie das jeweilige Verhalten erklärt werden kann.

Das Werk besteht aus zwölf Kapiteln, die in Unterkapitel unterteilt sind und jeweils unterschiedliche Schwerpunkte haben. So befassen sie sich etwa mit der Nächstenliebe der Insekten, Hilfsbereitschaft unter Tieren unterschiedlicher Arten, dem Unterstützung-Einholen durch Bakterien sowie Kooperation und Intelligenz. Im Anhang findet man Literaturverzeichnis und Register.

Rezension

Dass manche Tiere miteinander kooperieren, war mir schon vor der Lektüre dieses Bandes bekannt. Nicht bewusst war mir jedoch, dass sie es in einem dermaßen hohen Ausmaß tun, und, dass es auch relativ viel Hilfe unter nicht direkt miteinander verwandten Tieren gibt. Arzt schildert die erstaunlichen Kooperationen ausführlich und plastisch. So war ich wirklich fasziniert, zu was für unglaublichen sozialen Leistungen Tiere in der Lage sind. Schade eigentlich, dass sich das alles auch mit Darwin erklären lässt. So sind die allermeisten Kooperationen oder Hilfen, die ein Tier eingeht, tatsächlich sinnvoll, um die eigenen Gene oder einen Teil der eigenen Gene möglichst erfolgreich in die kommenden Generationen weiterzugeben. Das war zweifellos sehr spannend, aber eben auch etwas ernüchternd. Denn so gibt es richtigen Altruismus im Tierreich nur sehr selten.

Dennoch erklärt Herr Arzt nicht alles. Auf die Beobachtung, dass eine Schimpansin ihr eigenes Leben in Gefahr bringt, um einer anderen, vollkommen fremden, Schimpansin das Leben zu retten, gibt er keine direkte Erklärung nach Darwin. Dass nicht alles super zu erklären ist und manchmal Tiere auch einfach so gut zu sein scheinen, empfand ich doch als tröstlich.

Arzts Schreibstil ist sachlich, unterhaltsam und informativ, seine Erläuterungen klar und gut verständlich. Dazu kann man ihm gut folgen und wird zugleich unterhalten. Gerade Personen, die sich für das Verhalten von Tieren und für Tierpsychologie interessieren, werden an diesem Buch sicherlich viel Gefallen finden. Mich jedenfalls hat der Band gepackt. Gerade die vielen Fallgeschichten, die die Grundlage des Bandes darstellen und auf denen aufbauend der Autor seine Erläuterungen abgibt, haben ihren besonderen Reiz. Gut fand ich in dem Zusammenhang auch, dass die gegenseitige Unterstützung vieler unterschiedlicher Tierarten, darunter vorwiegend Säugetier-, aber auch Vogel-, Fisch- und sogar Pflanzenarten erläutert wird.

Das Buch ist relativ ausführlich und schwer. Das bewirkt, dass das Buch relativ stabil ist und man relativ viel und lange lesen kann. Dafür lässt sich das Werk nicht ganz so gut transportieren.

Fazit

Ein faszinierender Band über gegenseitige, altruistisch erscheinende Hilfe im Tierreich und wie solches Verhalten erklärt werden kann, ohne Charles Darwin zu widersprechen. Allen an Tierpsychologie und am Verhalten von Tieren Interessierten zu empfehlen.