Rezension von Annemarie

Der Mensch gilt noch immer als die Krone der Schöpfung. Philosophische und gesellschaftliche Überlegungen auf Grundlage der Beobachtung von Tieren? Das machen nur wenige. Dabei kann man aus Tieren erstaunlich viel lernen und auf Grundlage derer philosophische Ausflüge unternehmen. Was und welche? Das erfährt man in diesem Band. Florian Werner, promovierter Literaturwissenschaftler und Autor mehrerer Bücher, die ausgezeichnet und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden, erläutert in diesem Band anhand einzelner Tierarten, was man von diesen lernen kann. Dabei nimmt er keine Selektion einzelner höherentwickelter Arten vor, sondern nennt die unterschiedlichsten Arten.

Beispielsweise erläutert er bestimmte Verhaltensweisen und Eigenschaften von Nacktmull, Kuh, Axolotl, Fledermaus, Dickhornschaf, Igel, Orca, Qualle, Hund, Storch, Kamel, Schwan, Löwe und Ameise. Jeder dieser Arten ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Zu Beginn jedes Kapitels/jeder Arterläuterung findet man eine ganzseitige Zeichnung der jeweiligen Art, in der diese z.T. stark abstrahiert dargestellt ist, je nachdem, was in dem Kapitel erläutert ist. Im Prinzip versteht man also erst dann was die Zeichnung aussagen soll, wenn man das Kapitel gelesen hat.

Die Kapitel haben einen Umfang von durchschnittlich etwa drei Seiten. Im Anhang findet man ein Literaturverzeichnis. Ein Inhaltsverzeichnis fehlt.

Rezension

Zunächst das Positive: Das Buch ist interessant und ganz nett zu lesen mit teilweise ganz ansprechenden Zeichnungen. Doch nun dazu, was mich gestört hat: Ich fand es ausgesprochen ungünstig, dass der Band kein Inhaltsverzeichnis hat. Wenn man ein Tier wieder nachschlagen möchte, bedeutet das, dass man sehr lange suchen kann. Wenn dann wenigstens noch die Tiere klassifiziert werden würden, etwa in Säugetiere, Vögel, Wirbellose etc. wäre das ja nicht so schlimm, aber das fehlte auch.

Auch hatte ich nicht erwartet, dass er so philosophisch ist. Ich hatte erwartet, dass es vor allem und halbwegs praxisnah um die Tiere geht. Darin hatte ich mich leider getäuscht. Zudem hatte ich gedacht, dass Ratschläge gegeben werden, was man von Tieren für sein Leben lernen kann und, dass man Tiere vielleicht auch als Lehrmeister ansieht. Das war aber nicht der Fall. Die Verknüpfungen sind ebenso wie die Themen oft abstrakt und in vielen Fällen hatte den Eindruck, dass zwischen dem Verhalten oder der Eigenschaft eines Tieres und dem daraus folgenden philosophischen Thema die Verbindung ziemlich an den Haaren herbeigezogen ist. Die Eigenschaften, bzw. Verhaltensweisen der Tiere, die hier genannt werden, haben überhaupt keinen philosophischen Hintergrund, etwa wenn ein Tier natürlicherweise nur ein Auge hat, was dieses höchstwahrscheinlich herzlich wenig kümmert. Das einzige Wesen, das etwas philosophisch Tiefgehendes daraus deutet, ist der Autor dieses Bandes. So konnte ich mit diesem Band leider nicht so viel anfangen.

Daher meine Meinung: Wer sich vor allem für Tiere, nicht aber für Philosophie und/oder hochgeistiges Denken interessiert, sollte sich diesen Band meiner Ansicht nach nicht antun. Wer hingegen ein tiefergehendes Interesse an Philosophie hat, könnte Gefallen an dem Band finden. Der Band eignet sich aufgrund seiner vergleichsweise geringen, handlichen Größe, seines niedrigen Gewichts gut zum entspannten Lesen für Zwischendurch, unterwegs und im Bett.

Fazit

Für alle, die sich für Philosophie interessieren und Interesse an philosophischen Transfers auf Grundlage der Tierwelt haben, vermutlich ein nettes, unterhaltsames Buch.