Rezension von Annemarie

Inhalt

Adipositas und die damit verbundenen Erkrankungen sind inzwischen ein großes Problem für die westlichen Gesellschaften geworden. Neben den individuellen Nachteilen verursacht dies große Kosten für die Gesellschaft – die noch dazu immer weiter steigen werden.

Doch Übergewicht ist nicht nur ein individuelles Problem, auch strukturelle Faktoren sind Verursacher dafür, dass Menschen in einen Gewichtsbereich kommen, der nicht mehr gesund ist. In diesem Buch wird nun aufgearbeitet, welche Strukturen hinter Big Food stehen. Gleich zu Beginn des Buches legen die Autoren dar, dass Fettleibigkeit längst nicht mehr ein Problem der Oberschicht im reichen Westen ist, sondern mittlerweile auch der unteren und mittleren Einkommensschichten und des globalen Südens. Die Autoren legen die Geschichte dar – von Bigfoot, wie Nestlé mit seinem „Nestle Kindermehl“ anfing, aus Milch ein künstliches Nahrungsmittel herzustellen, bis zu den heutigen, fälschlicherweise als „gesund“ angeworbenen Lebensmitteln für Kindern, die viel Zucker und Fett enthalten.

Dabei arbeitet die Industrie, wie erläutert wird, mit zahlreichen Tricks: Um das Sättigungsgefühl möglichst lange herauszuzögern, werden Fructose-Glucose-Sirupe eingesetzt, die industriell aus Mais hergestellt werden. Als Nebeneffekt ist dieser Industriezucker sogar süßer als normaler Zucker, was dazu führt, dass man sich Stück für Stück an noch süßere Lebensmittel gewöhnt. Zur ganzheitlichen Sicht gehört dabei auch, dass eben dieser Industriezucker zu einer Verfettung der Leber führt, was wiederum das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöht. Auch ist Thema, dass gezielt Kinder und Jugendliche von der Nahrungsmittelindustrie angesprochen werden, um als zukünftige Konsumenten schon früh gebunden zu werden. Auch hier wird detailliert erläutert, wie die Industrie den Geschmack ihrer Produkte genau an diese Zielgruppe anpasst. Neben der individuellen Folge einer schlechten Gesundheit führt dies auch dazu, dass die Kosten für das Gesundheitssystem explodieren und somit die Folgekosten dieser Entwicklung der ganzen Gesellschaft aufgebürdet werden, während die Unternehmen alleine die Profite einstreichen.

Am Schluss zeichnen die Autoren mögliche Lösungen auf, unter anderem die „planetary health diet“, die nicht nur die Gesundheit der Menschen, sondern auch die des Planeten erhalten soll.

Rezension

Um es kurz zu machen: Im Grunde genommen eignet sich der Band sämtliche Leser gut,  deckt der doch die Machenschaften der Nahrungsmittelindustrie auf.die sich mit dem Thema schon mal beschäftigt haben, aber auch Menschen, die durch eine Erkrankung, etwa Diabetes, gezwungen sind, sich mit gesunder Ernährung auseinanderzusetzen. Gerade für Menschen mit Übergewicht, die sich selbst zerfleischen, weil sie ihr Essverhalten einfach nicht in den Griff bekommen, könnte der Band sehr nützlich sein: Denn es zeigt, dass Übergewicht nicht, wie allgemein oft behauptet (O-Ton: „Iss doch einfach weniger!“),  nur eine Frage des individuellen Handelns ist, sondern inzwischen ein strukturelles Problem. Wer wirklich dauerhaft abnehmen und gesunder leben möchte, der wird in diesem Buch viele Hinweise finden, worauf er besser verzichten sollte. Sehr gut finde ich in dem Zusammenhang, dass die Autoren sowohl die globale Situation als auch die Situation speziell in Deutschland betrachten und anhand von konkreten Beispielen erläutern.

Insgesamt geben die Autoren einen umfassenden Einblick in das Thema und erläutern die Inhalte mit zahlreichen, veranschaulichenden Beispielen. Obwohl es nicht Ziel des Buches ist, Menschen zum Abnehmen zu bewegen, kann er hierzu als indirekter Effekt durchaus motivieren. Denn wenn man einmal hinter die Kulissen der Nahrungsmittelindustrie geschaut hat, kann man sein eigenes Essverhalten viel besser hinterfragen. Insbesondere für Menschen, die durch ihr Essverhalten schon Krankheiten entwickelt haben, kann diese neue Sicht dabei helfen, ihre Ernährung umzustellen – theoretisch. Theoretisch deshalb, weil ich einfach mal die Probe aufs Exempel gemacht habe und einem Adipösen den Band zum Durchlesen gegeben habe. Der Band hat ihn durchaus aufgerüttelt und erschreckt – geändert hat sich sein Essverhalten allerdings nach einem Vierteljahr nicht. Nun gut. Vielleicht bewirkt der Band bei anderen mehr.

Fazit

Ein Band, der aufdeckt, was für Tricks die Nahrungsmittelindustrie hat. Allen, die sich dafür interessieren, zu empfehlen.