Rousseau, der unzweifelhaft große Schriftsteller, Philosoph und Naturforscher, der lediglich auf dem Gebiet der Pädagogik manches hätte ungesagt lassen sollen, legt mit den „Bekenntnissen“ eine Autobiographie von geradezu verstörender Offenheit vor.

Sexuelle Neigungen im Bereich des Masochismus finden ebenso großzügig Eingang in sein Werk, wie das Bekenntnis, treulos an bestimmten Zeitgenossen gehandelt zu haben. Das er sich nicht entblödete, einerseits alle fünf Kinder ins „Findelhaus“ zu geben und andererseits über Pädagogik zu schwadronieren, konnte für seinen Ruf nicht folgenlos bleiben und so gibt es bis heute kaum einen Zeitungsartikel über den Literaten, der nicht wenigstens in einem Halbsatz diese Heuchelei monströsen Ausmaßes zu erwähnen.

Aber: Auch wenn man den Autor so sympathisch findet, wie einen Serienmörder, so kommt man nicht umhin, den „Bekenntnissen“ Respekt zu zollen. So kühn und schonungslos über sich selbst schrieb seither niemand mehr und zweifellos liest sich das Buch besser, als die unerträglichen Selbstbeweihräucherungen so mancher Autobiographien, die heute in den Regalen stehen.

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Unsere Bewertung

(Rang 1: Irrelevant – Rang 5: Höchstrelevant)

Historischer Wert: 2

Spannung: 5

Lesefreundlichkeit: 5

Ratgeber: 3

Muss-man-gelesen-haben: 4