Rezension von Ulrike Ziemer

Das gebundene Kinderbuch der Autoren Anu und Friedbert Stohner im Format 17,6 x 2 x 24,6 cm umfasst 224 Seiten. Die farbigen Illustrationen wurden von Ingrid und Dieter Schubert gestaltet. Friedehelm, das furchtlose Gespenst, ist ein Vorlesebuch. Die einzelnen Geschichten haben jeweils einen eigen Spannungsbogen und stehen dennoch in einem Gesamtkonzept. Friedehelm ist ein kleiner Gespensterjunge. Er hat sechs ältere Geschwister, die ihm das Leben richtig schwer machen.

Das kleine Gespenst fürchtet sich so sehr vor allen Dingen und Ereignissen, dass seine Mutter beschließt ihm jeden Abend eine Geschichte von einem kleinen Gespenst zu erzählen, das zufällig auch Friedehelm heißt und sechs ältere Geschwister hat. Der kleine Friedehelm wird vor etliche Mutproben gestellt und verliert nach und nach die Angst vor den vielen gruseligen Orten von denen seine Geschwister immer wieder berichten. Der Finsterwald, die alte Mooreiche, die wispernden Weiden, die alte Klappermühle und viele andere Orte, werden vom kleinen Gespenst schrittweise erobert. Friedehelm wird jedoch nicht alleine gelassen, die Eltern unterstützen ihn und ein Käuzchen begleitet ihn und wird nach und nach zu seinem besten Freund.

Fazit

Wie sieht ein Gespenst aus, ist es weiß und durchscheinend, schaut es unheimlich oder freudig. Friedehelm schaut mit großen offen Augen in die Welt. Er trägt meist einen wärmenden Norwegerpullover und träumt davon eines Tages das goldene Gespensterhemd mit Brillanten zu erhalten. Sich vor etwas zu fürchten gehört zum Leben, aber sich mutig mit den furchteinflößenden Situationen und Orten auseinanderzusetzen auch. Die Geschichten erzählen eindrucksvoll von gruseligen und aufregenden Abenteuern, die beim genauen hinschauen so gar nicht gefährlich sind. Friedehelm wird immer mutiger, weil seine Eltern ihm etwas zutrauen und ihm gleichzeitig Schutz und Sicherheit gewähren.

Jede Geschichte ist für sich abgeschlossen, das kleine Gespenst kehrt am Ende immer nach Hause zurück und kann von seinen Erlebnissen berichten. Das ist wichtig für Vorlesegeschichten, denn Kinder benötigen die Auflösung am Ende der Lesezeit. Es ist gut gelungen, dass die einzelnen Erzählungen in einem Zusammenhang stehen. Die Abenteuerlust der Leser wird von der ersten bis zur letzten Seite genährt und belohnt die Bücherwürmer mit einem verblüffenden Ende. Ein Buch für die ganze Familie, das zu Gesprächen anregt, wie Geschwister miteinander umgehen und wie es sich anfühlt, der Kleinste und Schwächste in einer Gemeinschaft zu sein.

Die liebenswerten farbigen Zeichnungen verzaubern und geben Impulse für eigene Bildgestaltungen. Es ist geglückt, eine Einheit zwischen Bild und Wort herzustellen, wobei die Bilder sehr stark dazu beitragen, die emotionale Stimmung der Erzählungen zu formen und zu übermitteln. Geschichte und Zeichnungen regen zum kreativen gestalten und zum Erfinden eigner Geschichten an. Vielleicht haben Kinder und Eltern Ideen, sich eigene Gespenster zu basteln. Ob als Handpuppe, Stabpuppe oder Papierfigur, es könnten sich beeindruckende Rollenspiele entwickeln. Immer dann, wenn ein Buch dazu motiviert selbsttätig zu werden, reicht es über sich hinaus und ergreift den Leser in seiner Gesamtheit. Ein sehr liebenswertes Buch, das mit viel Herz von jeweils einem Ehepaar geschrieben und gemalt wurde.

Das Vorlesebuch ist für Kinder ab 5 Jahren geeignet.